Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
hielt. Und ich konnte es ihr nicht verübeln. Meinen Schatten über Stals Beine zu legen, war eine ganz ähnliche Taktik, auch wenn die beiden nichts davon ahnten. Hoffte ich jedenfalls.
»Ja, allerdings.« Die Fusion sprach durch beider Münder. »Wie wäre es, wenn du anfängst.«
Auch wenn es in diesem Fall recht offensichtlich war, war ich nicht ganz sicher, wie die Fusion deutlich machte, dass sie anstelle von Hera oder Stal sprach. Etwas an der Körpersprache oder dem Ton vielleicht? Zumindest bewegte sich Hera in jenen Augenblicken, in denen die Fusion in den Vordergrund trat, verhaltener, aber das erklärte nicht die unverkennbare Veränderung in Stals Haltung. Die Sache war erheblich komplizierter, als die Geschichten über Dyaden mich glauben gemacht hatten.
»Es liegt auf der Hand, dass ihr ein Problem habt«, sagte ich. »Ein großes, und eines, das euch bei den charmanten staatlichen Organen Tiens nicht eben beliebt macht. Ich bin ein Schattenlöhner. Mein Job ist es, Leuten mit exakt dieser Art von Problemen zu helfen …«
Stal runzelte die Stirn, und Hera seufzte. Dann ergriff erneut die Fusion das Wort. »Uns wurde etwas gestohlen. Wir müssen es wiederholen. Wie viel kostet es uns, wenn du uns hilfst?«
»Das hängt von ein paar Details ab. Zum Beispiel dem Wert des Gegenstands. Wie gefährlich die Aufgabe ist. Wie lange sie mich beschäftigen wird. Ach, und ich arbeite nicht im Dunkeln. Ihr werdet mir alles erzählen, was ihr über die Sache wisst, und ihr werdet es tun, ehe ich in Aktion trete.«
»Woher wissen wir, dass wir dir trauen können?«, fragte Hera, die ihre Runde wieder aufgenommen hatte.
»Das tut ihr nicht. Hättet ihr genug Zeit und würdet die Stadt kennen, könntet ihr euch nach meiner Reputation erkundigen, aber das ist ein Luxus, der euch nach all dem Ärger, den ihr bereits ausgelöst habt, nicht zur Verfügung steht.«
»Da wäre ich nicht so sicher«, wandte Stal ein. »In dem Punkt könnten wir dich vielleicht überraschen.«
»Das ist gewiss möglich, aber der Eindruck, den ich bekommen habe, ist, dass ihr nicht nur mit der Garde Ärger habt, sondern dass ihr bei eurem Problem auch unter einem erheblichen Zeitdruck steht.«
»Was, wenn wir dir sagen, was du wissen willst, und du beschließt, dass dir das Risiko zu hoch ist?«, fragte Hera.
»Das ist einfach. Wenn mir der Job nicht zusagt, übernehme ich ihn nicht, aber ich würde euch auch nicht der Garde ausliefern. Das gehört zu den Dingen, die ihr über mich wissen würdet, hättet ihr Zeit gehabt, mich zu überprüfen.«
»Eigentlich«, bemerkte Hera, »ist diese Reputation genau der Grund, warum wir in den Greifenkopf gegangen sind, um dich zu suchen, Löhner Aral.«
Nun blinzelte ich einige Male, und Triss zuckte heftig zusammen, bewegte sich aber nur einen Bruchteil eines Zolls. Sollte die Dyade den einen oder anderen Ausdruck von Überraschung bemerkt haben, so spiegelte sich das in keinem ihrer beiden Gesichter wider.
»Das ist eine interessante Aussage«, gestand ich nach einer etwas zu langen Zeit des Stillschweigens. »Wenn ihr meinetwegen im Greifen wart, warum habt ihr das dann nicht gleich gesagt?«
»Nimm an, wir waren in dem Punkt dreierlei Meinung«, entgegnete die Fusion zu beiden Seiten von mir. »Dann bist du nahe genug dran.«
»Mir hat der Gedanke nicht gefallen«, räumte Stal ein.
»Ich war auch nicht begeistert«, stimmte ihr Hera zu, »aber ich dachte, es würde sich lohnen, ein paar Nachforschungen anzustellen.«
»Aber ich … hatte das Gefühl, dass wir etwas Hilfe brauchen könnten«, fügte die Fusion hinzu.
Mir fiel ihre Wortwahl auf, sie sprach von »Gefühl«, nicht davon, etwas zu wissen oder zu glauben, und ich erkannte, das hier etwas Interessantes vorging, aber nicht, was es war. »Hört sich an, als wäre die Art, wie ihr euch ausgedrückt habt, von erheblicher Bedeutung. Oder habe ich mich verhört?«
»Du hast ein sehr gutes Gehör«, entgegnete die Fusion. »Ich … oder in diesem Fall wir waren nicht zu einer offiziellen Entscheidung darüber gekommen, ob wir dich und deine professionellen Möglichkeiten hinzuziehen sollen oder nicht. Wirhatten gehofft, wir bekämen ein wenig Zeit, um dich in deiner natürlichen Umgebung zu beobachten, ehe wir irgendwelche weiteren Maßnahmen ergreifen. Mehrere Tage vielleicht. Aber die Umstände waren gegen uns, und nun mussten wir unsere Entscheidung vorzeitig treffen.«
»Ich weiß nicht. Auf vielfache Weise habt
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