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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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klebte, genauer anzusehen. Da es ge trocknet und ich in Eile war, hatte ich es zuvor nicht bemerkt, aber dieses Blut war eher purpurn als rot, die Farbe des Königtums, nicht die der Menschen. Schließlich fing ich an, die Leichen zusammenzutragen, um sie gemeinsam einzuäschern. Für ordentliche, individuelle Verbrennungen hatte ich nicht die Muße. Ich arbeitete schnell und hart und verbrannte dabei mein Nima wie eine Verrückte, aber bis ich den letzten Gefallenen auf den Scheiterhaufen geladen hatte, hatte die Nacht längst die Sonne verschlungen.
    Bis dahin hatte ich die Toten auch mehrfach gezählt. Jedes Mal fehlte mir eine. Reyna, die Pferdepflegerin. Ich hoffte natürlich, dass sie entkommen war und ich sie finden und befragen konnte. Aber falls sie davongekommen war, war sie mit größter Wahrscheinlichkeit in die Berge geflohen. Und falls sie noch am Leben war, würde sie jetzt sicher nicht herauskommen. Ich aber hatte nicht mehr die Energie, mich darum zu kümmern, und erst recht nicht für die viel wichtigere Aufgabe, den Durkoth zu folgen.
    Also rief ich Feuer auf die Toten herab und brach neben den brennenden Leibern meiner gefallenen Kameraden zusammen. Erschöpft über alle Maßen schlief ich kaum weniger tief als jene, die ich gerade auf ihren Weg zum Rad des Urteils geleitet hatte.
    Wie sich herausstellte, war es gut, dass ich meinen Aufbruch bis zum Morgen, an dem ich mit frischen Augen zur Tat schreiten konnte, aufgeschoben hatte. Als ich mich ein letztes Mal auf dem Schlachtfeld umblickte in der Hoffnung, Spuren des vermissten Mädchens oder der Durkoth zu finden, fand ich die toten Ecken, die mir in der Nacht zuvor entgangen waren. Sie waren ungefähr sieben Fuß lang und drei breit, grob rautenförmig, flach wie ein Brett und jeglichen pflanzlichen Lebens beraubt.
    Sie waren ungefähr zwanzig Fuß von der Straße entfernt auf einer kleinen Lichtung im Wald, weit entfernt vom Hauptkampfgebiet. Zu viert formten sie die Spitzen eines Sterns. Als ich die kahle Erde des ersten berührte, fühlte ich, dass irgendwas nicht in Ordnung war, so, als wäre die Erde zu etwas zusammengeschmolzen, das beinahe die Konsistenz von Stein aufwies. Ich konnte sie mit den Fingern nicht aufbrechen, und als ich mit dem Dolch eines Gefallenen auf sie einstach, hinterließ ich kaum einen Kratzer.
    Ich ging los, holte mir eine Schaufel, grub am Ende einer der Rauten ein tiefes Loch, konnte aber den unteren Rand des verschmolzenen Gebiets nicht finden. Ich hatte zwar keine Beweise dafür, aber sie fühlten sich für mich an wie Gräber, und ich glaube, sie bildeten eine Begräbnisstätte der Durkoth. Irgendwie fühlte ich mich danach etwas besser, nun, da ich wusste, dass sie ebenfalls einen Preis für das bezahlt hatten, was sie meinen Leuten angetan hatten.
    Von den Gräbern führte eine sehr deutliche, wenn auch sonderbare Spur hinauf in die Berge. Es sah aus, als hätte mindestens ein Dutzend Reiter diesen Weg genommen. Ich fesselte also meinen Pferden die Beine und folgte dem Pfad zu Fuß   – die Tiere hätten Geräusche verursacht, die ich mir, wie ich dachte, nicht leisten konnte, dafür war die Spur zu frisch. Ich weiß nicht, wie sie sich in ihrem Element unter den Bergen verhalten, aber draußen in den Wäldern sind die Durkoth offenbar nachlässig darin, ihre Spuren zu verwischen.
    Sie waren einem Wildpfad in die Berge gefolgt. Und wenn sie auch keine Fußabdrücke hinterlassen hatten, so hätte auch ein blinder Jäger sie anhand der geknickten und abgebrochenen Zweige auf ihrem Weg bis zu ihrem Lager verfolgen können. Aber das war nicht das, was mir so seltsam erschien. Es war der Umstand, dass dieser Pfad aussah, als wäre jemand mit einer feinen Kalligraphiefeder des Wegs gekommen und hätte jede Ungleichmäßigkeit von der Oberfläche getilgt.
    Ein Wildpfad ist stets unebenmäßig. Er wird breiter und schmaler, führt auf und nieder, und hier und dort wächst ein Pflänzchen. Aber auf diesem war von all dem nichts zu sehen. Dieser Pfad sah aus, als wäre er von einem Haufen technisch versierter Hirsche mit einem Fetisch für Präzision gestaltet worden.
    Er erinnerte mich an die Hauptstraße, die, wie mir nun auffiel, einige Ähnlichkeiten hinsichtlich ihrer glatten Oberfläche und ihres ebenen Verlaufs aufwies. Normalerweise wird eine Straße, die Schauplatz eines Kampfes wird, im Zuge des Geschehens aufgewühlt. Sie bekommt Risse, ist voller Klumpen und verschmiert mit scheußlich rotem Schlamm,

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