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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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eingefallen, und die Frau lieferte mir keine weiteren Hinweise.
    »Ich habe nicht vor, lange zu bleiben, nur lange genug, dass Boquin nicht glaubt, ich hätte ihn nur zum Spaß in den Schwanz gekniffen.« Ich sprach so leise, wie die beiden Frauen es zuvor getan hatten, denn ich wollte nicht, dass Boquin oder seine Kumpane mich hören konnten. »Mein Name ist Aral.«
    »Stal«, sagte die Große widerstrebend und erst nach einer langen Denkpause, sprach allerdings ebenfalls sehr leise. »Und wir haben deine Hilfe bei diesem kleinen Problem nicht gebraucht.« Ihre Freundin ignorierte mich. Oder tat zumindest so.
    »Eigentlich schon.« Etwas an der Behauptung, sie hätten bei diesem Problem keine Hilfe benötigt, sorgte dafür, dass sich meine Löhnerohren aufrichteten, und ich beschloss, noch darauf zurückzukommen. »Boquin ist Leutnant bei den Pflasterläufern und die Personifizierung diverser schlechter Nachrichten.«
    »Was soll das sein, eine tienisische Gossenbande?« Sie schüttelte den Kopf. »Mit dem wären wir schon fertig geworden.«
    »Physisch vermutlich schon   – Ihr seht aus wie jemand, der weiß, wie man diese kanjuresischen Kampfruten benutzt, die Ihr am Körper tragt. Aber Ihr wäret nicht mit ihm fertig geworden, ohne ihn ernsthaft zu verletzen oder zu töten. Und das hätte Euch eine ganze Welt der Schmerzen eingebracht, hättet Ihr dann versucht, den Greifen zu verlassen. Seine Pflasterläuferfreunde wären über Euch hergefallen, ehe Ihr fünfzig Fuß weit gekommen wäret.«
    »Mit dem Gossendreck wären wir auch mühelos fertig geworden.« Spott machte sich in ihrem Ton bemerkbar, als hätte sie sich einen Eindruck von mir verschafft und mich für minderbemittelt befunden. »Auch in großer Zahl.«
    »Werdet Ihr auch mit einem Armbrustbolzen im Nacken fertig? Denn das ist die Art, wie sie vorgegangen wären, hätten sie miterleben müssen, dass Ihr Boquin allzu leicht überwältigt. Das sind gemeine Bastarde, und sie sind nicht dumm. So hättet Ihr Eurem Boss keinen Gefallen getan.«
    »Meinem Boss?« Verwirrung spiegelte sich in ihrem Gesicht.
    Zur Betonung meiner Worte blickte ich die kleinere Frau an und überlegte, warum sie wohl bisher noch gar nichts zu der Konversation beigetragen hatte. Sie jedoch starrte nur weiter an mir vorbei, als wäre ihr meine Gegenwart nur am Rande bewusst.
    »Du denkst, ich arbeite für Hera   …« Aber was immer sie sagen wollte, sie brachte den Satz nicht zu Ende.
    Stattdessen sprang sie auf, zog die Ruten aus dem Gürtel und wirbelte zur Tür herum. Beinahe im gleichen Moment stolzierte ein großer Mann in der Uniform eines Eliteleutnants in die Gaststube, dicht gefolgt von seinem Steinhund. Vorgefertigte Banne umgaben die beiden mit einem Netzwerk aus buntem Licht, als würde sich ein Regenbogen in den Tautropfen auf einem Spinnennetz spiegeln   – wunderschön und tödlich für jene, die die Augen besaßen, sie zu sehen. Die Augen eines Magiers.
    Die kleinere Frau, Hera, trat ihren Stuhl um und wandelte die Bewegung wie bei einem Flickflack um. Ich hingegen kreiselte in der vagen Absicht, durch die Küche zu verschwinden, von meinem Stuhl hoch. Doch kaum hatte ich mich in die passende Richtung gedreht, da kam ein Krongardist herein   – einer vonvielleicht einem Dutzend, die nun durch die diversen Türen und Fenster eindrangen.
    Plötzlich erlebte ich einen dieser kurzen Momente vollkommener Klarheit von der Art, wie sie sich bisweilen in einem gerade einsetzenden Chaos einzustellen pflegten. Mir wurde bewusst, dass ich meinen Satz vom Stuhl in einen trunkenen Sturz umwandeln und nur hoffen konnte, dass der Gardist hinter jemand anderem her war   – sehr wahrscheinlich Stal und Hera, auch wenn Boquin und ein Dutzend anderer Missetäter der einen oder anderen Couleur weitere mögliche Zielpersonen hätten sein können. Durchaus wahrscheinlich sogar, bedachte ich die Anzahl der Soldaten: gerade ein Dutzend Gardisten und ein Eliteoffizier. Wären sie meinetwegen gekommen, dann wären sie besser gerüstet gewesen.
    Spielte ich den Betrunkenen und suchten sie jemand anderen hier, so hatte ich eine hervorragende Chance, nur ein bisschen aufgemischt und anschließend wie ein zu kleiner Fisch zurückgeworfen zu werden. Immerhin waren die Steckbriefe auf meinen Namen nicht mit einem Bild versehen   – ein letztes Geschenk meiner Göttin, wenn Ihr so wollt. Sollte ich jedoch falsch liegen, und sie waren doch meinetwegen hier, dann wäre mein Kopf nächste

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