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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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etwas wie Hoffnung verspüre.«
    »Gibt nicht viel zu lachen in meinem Leben«, konterte ich. »Oder, nein, das ist es nicht. Sagen wir lieber, ich habe nicht viele, mit denen ich lachen könnte. Das kommt der Wahrheit schon näher.«
    »Und das hat sich geändert?«, fragte Triss und hörte sich dabei an, als wollte er einen ganz besonders heimtückischen Bann daran hindern, vor seiner Nase zu explodieren.
    »Ein bisschen, vielleicht. Ich weiß es nicht genau, aber es wäre möglich.«
    »Das reicht mir«, sagte Triss.
    Ich konzentrierte mich wieder auf Hera. »Tut mir leid, dass ich einfach geschwiegen habe. Die Antwort lautet ›Ja‹. Mir gefällt tatsächlich, was ich sehe. Du bist eine sehr attraktive Frau.« Nun errötete Hera, und ich drehte mich zu Stal um, die sich gerade die letzten Verbände von ihrem arg zerschlagenen Oberkörper wickelte. »Du übrigens auch, obwohl ich annehme, du bist ohne das ganze Schwarz und Blau hübscher.«
    Stal errötete nicht, sie lächelte. »Das ist wirklich nicht meine Farbe. Aber das Gelb und das Grün, das sich später zeigen wird   …« Sie legte einen Finger an die Lippen und machte ein schmatzendes Geräusch.
    »Erzählt mir mehr über diesen Knochenformer«, bat ich.
    »Es wäre einfacher, es dir zu zeigen und deine Fragen anschließend zu beantworten«, beschied mir Hera.
    Hera machte kehrt und ging zu Stal, um ihr dabei zu helfen, sich im Schneidersitz in das Nähere der beiden Sechsecke zu setzen, ehe sie selbst sich in das andere hockte. Stal wandte mir den Rücken zu, und die beiden Frauen blickten einander an.
    Hera schaute mich über die Schulter ihrer Paargefährtin hinweg mit einem sündhaften Funkeln in den Augen an. »Was ziehst du vor, Aral, brünett oder rot?«
    »Schwarz, warum fragst du?«
    »Wie süß, dass du das sagst«, entgegnete Hera, deren Haar bereits schwarz war. »Aber das steht nicht zur Wahl. Brünett oder rot?«
    »Dann rot.« Jax war brünett gewesen, und ich war wirklich nicht daran interessiert, dass Hera sich noch tiefer in meine Schwachstelle bohrte, als sie es so oder so schon getan hatte. Nicht, wenn ich noch irgendeine Hoffnung aufrechterhalten wollte, herauszufinden, wo sich in der derzeitigen Lage wahrhaftig Gerechtigkeit verbarg.
    »Erledigt.« Sie senkte die Hände auf ihre Knie, die Handflächen nach oben gewandt, und begann mit dem Knochenformer.

9
    D er Knochenformer war ein subtiler Zauber ohne großartige Gesten oder Singsang, erforderte aber eine Menge Konzentration bei der passenden Abfolge der Glyphen und deren Benennung. Mit Hilfe meines Magierblicks konnte ich den Lichtspuren folgen, die von Heras Fingerspitzen zunächst zum ersten Ideogramm gingen, dann zum nächsten, während sie sie gleichzeitig beim Namen nannte. Bald saß sie mitten in einem Netzwerk aus Licht, grün und golden, scharlachrot und violett, azurblau und pfirsichgelb.
    Vor langer Zeit erlernte Techniken halfen mir, dem Vorgang einen Sinn abzuringen und genug Einzelheiten zu speichern, um später vielleicht eine Chance zu haben, mir in Erinnerung zu rufen, wie es funktionierte, falls das irgendwann jemand wissen wollte. Bei dem Gedanken war mir, als bilde sich eine Bleikugel in meinem Herzen, denn für mich gab es niemanden mehr, dem ich davon hätte erzählen können. Die Kunst, Banne zu kartographieren, war etwas, das ich nur ernsthaft angewandt hatte, wenn ich den Meistern und Priestern im Tempel hatte Bericht erstatten wollen. Heute aber waren sie alle tot und begraben. Triss und ich waren allein auf dieser Welt.
    Ich war so in Gedanken versunken, dass ich, als Hera ihre Hände hob, um ihr Gesicht zu berühren, beinahe den Beginn des nächsten Stadiums verpasst hätte. Weitere Lichtfäden erhoben sich nun aus den Glyphen, glitten zu Stals Kopf und Brust und spiegelten die Struktur wider, deren Ursprung bei Hera lag. Mit winzigen, subtilen Bewegungen führte Hera ihre Fingerspitzen über ihre eigenen Wangenknochen.
    Im Gegenzug bohrten sich die Lichter, die Stal berührten, in ihr Gesicht, dehnten und drehten sich, formten Knochen und Fleisch neu. Stal grunzte, als hätte sich ein Pfeil in ihre Brust gebohrt, und die Tränen liefen ihr über die Wangen. Obwohl sie unverkennbare Qualen litt, schrie sie nicht und versuchte auch nicht, den Lichtfäden auszuweichen. Blutstropfen quollen hier und da aus ihrem Gesicht hervor, brodelten im Schlepptau der herumhuschenden Lichtfäden aus der Haut empor.
    Nun sank Heras Hand tiefer, umfasste die Brüste,

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