Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
an. »Soll ich mich um das Licht kümmern, da ich so oder so auf den Beinen bin?«
»Ich wollte es lediglich in die Amphore werfen und den Stopfen reindrücken. Wenn du willst, darfst du mir die Mühe gern abnehmen.«
Sie nickte und nahm die Lampe an sich. Mit Ausnahme von Triss tanzten sämtliche Schatten wild umher, als sie meinem Vorschlag folgte. Dann wurde es sehr dunkel, und ich musste ihr mit dem Gehör folgen. Zuerst: Decke schnappen. Dann: Ausbreiten, hinlegen, bequem machen.
Ich hatte angenommen, sie würde sich zu Stal legen, tatsächlich wählte sie einen Platz auf der anderen Seite von mir, sodassich auf eine Weise, die mich ein wenig verunsicherte, zwischen ihr und ihrer Paargefährtin eingeklemmt war. Vor allem, weil sie eine Stelle wählte, an der sie mir erheblich näher war als Stal – gleich auf der anderen Seite des kleinen, halben Fasses, auf dem ich gesessen hatte.
»Aral?«, sagte sie, als einige Minuten vergangen waren.
»Ja.«
»Ich wollte warten, bis Stal schläft und HaS mitgenommen hat, ehe ich dir das sage. Ich bin froh, dass wir dich gefunden haben. Ich glaube nicht, dass wir es allein schaffen würden. Danke.«
Dann hörte ich ein leises Geräusch aus ihrer Richtung, das ich nicht einordnen konnte, bis Triss mir ins Ohr flüsterte: »Sie hat eine Hand neben dem Fass ausgestreckt. Ich glaube, sie möchte, dass du sie drückst.«
Also tat ich es. »Schon in Ordnung.«
Sie erwiderte die Geste und zog die Hand wieder weg. »Wir sehen uns morgen, Aral. Schlaf gut.«
»Du auch, Hera.«
Das Geräusch von Kreide auf rohen Brettern weckte mich, und als ich mich auf die Seite drehte, sah ich, dass Hera auf der anderen Seite des Raumes eifrig Diagramme auf den Boden zeichnete. Auf dem Dachboden war es so heiß und stickig wie in einem riesigen, verstaubten Ofen, und ich nahm an, dass die Sonne bald untergehen würde. Ich wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht und nahm mir eine Sekunde Zeit, um mir das große Gebilde aus kunterbunten Kreidestrichen anzusehen, das Hera kreierte.
»Das ist eine Art Zauber, richtig?«, murmelte ich. Für höhere Magie hatte ich nie viel übrig gehabt, besonders nicht für das komplizierte Zeug mit all dem Gesums drum herum.
»Pst«, brachte Triss mich von oben zum Schweigen.
Er war die Dachschräge weit hinaufgeklettert, um sich den besten Überblick über das Geschehen zu verschaffen. Damit befand er sich relativ zu mir und dem Licht der Magierlampe in einer reichlich sonderbaren Position. Hera hatte die Lampe wieder hervorgeholt und an dem Kamin befestigt, sodass sie ihre Seite des Raums ausleuchtete, während meine größtenteils im Schatten geblieben war. Was bedeutete, dass Triss ungefähr 180 Grad von der Stelle entfernt war, an die ein natürlicher Schatten hätte fallen müssen.
Ich achtete nicht auf seinen Einwand und sprach weiter: »Ich nehme an, niemand hat Porridge oder Toast oder wenigstens diese scheußliche Fischsuppe gemacht, die die Einheimischen zum Frühstück bevorzugen.«
»Nein«, antwortete Stal irgendwo hinter mir. »Du hast dein Pökelschwein, deine Reiskekse, dein Pökelschwein zwischen Reiskeksen oder, wenn du kühn und experimentierfreudig genug bist, einen deiner Reiskekse zwischen zwei Scheiben Fleisch. Aber das ist eine ziemliche Sauerei.«
Ich sah mich über die Schulter zu ihr um. Stal saß aufrecht an dem halben Fass, den Kopf zurückgelehnt, die Augen geschlossen.
»Schlimme Schmerzen?«, fragte ich.
Sie nickte kaum merklich, ohne sich darüber hinaus zu rühren. »Ich habe heute Morgen einen Blick unter die Verbände geworfen. Sieht aus, als hätte ich mich in frischem Indigo gewälzt.«
»Soll ich dir den Whiskey bringen?« Ich wusste, wie quälend gebrochene Rippen sein konnten.
»Nein, ich kann es mir jetzt nicht leisten, mir die Sinne zu vernebeln. Nicht so kurz bevor wir den verdammten Knochenformertrick versuchen werden.«
»Vielleicht solltet ihr damit so oder so warten, bis es dir besser geht«, sagte ich.
Sie schlug die Augen auf, schaute mich an und schüttelte sacht den Kopf. »Ohne einen richtigen Heiler könnte das Wochen dauern, und wir können nicht zu einem Heiler gehen, ehe wir uns verwandelt haben, um nicht weiter aufzufallen.«
»Ich kenne ein paar Hinterhof-Wundenschneider, die vergessen würden, dass sie dich je gesehen haben, wenn der Preis stimmt.«
»Und wie kommen wir zu ihnen, ohne das Risiko auf uns zu nehmen, unterwegs gesehen zu werden?«
Stals Gesicht veränderte
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