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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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tragen, dann konnte ich mir im Bedarfsfall so gut wie immer die passende Kleidung klauen.
    »Was meinst du?«, fragte ich Triss, als ich wieder sprechen konnte.
    »Das ist eigentlich ziemlich schlau«, sagte Triss. »Du hast diese Büros ausgewählt, weil sie nicht weit entfernt, aber selten voll besetzt sind?«
    »Das, und weil die Gardisten sich hier größtenteils im Außenbereich aufhalten, nicht im Gebäude selbst.«
    »Ich nehme an, ich bin es einfach noch nicht gewohnt, dass du wieder denken kannst wie der alte Aral. Nicht, nachdem ich die letzten Jahre mit der alkoholisierten Version vorlieb nehmen musste.« Sein Ton war trocken und bissig.
    »Ich würde gern behaupten, dass ich das nicht verdient hätte. Aber die Tatsache, dass ich dafür sterben würde, nur einen Schluck aus der Branntweinflasche da drin zu nehmen, nährt den Verdacht, dass du vielleicht nicht ganz unrecht hast. Das ist schon komisch. Meistens kann ich das ignorieren, solange ich etwas anderes habe, worauf ich mich konzentrierten kann, aber jedes Mal, wenn ich eine Flasche sehe   …«
    »Du kannst das«, sagte Triss leise, aber nachdrücklich. »Ich weiß, dass du es kannst. Und ich hätte mir diese Stichelei sparen sollen. Es tut mir leid.«
    »Schon gut, Triss. Ich ziehe die harte Wahrheit einer netten Lüge jederzeit vor.«
    In dem Schrank lag auch noch eine feine, glänzende Seidenjacke, aber die würde dort, wo ich hinwollte, nur unerwünschte Aufmerksamkeit erwecken, also ließ ich sie liegen. Ich nahm aber den Hut mit der breiten Krempe an mich, den die Gardisten im Sommer zu tragen pflegten, sowohl, um mich vor der Sonne zu schützen, als auch, weil die Schatten, die er werfen würde, dabei helfen würden, mein Gesicht zu verbergen. Umso mehr, da ich die Absicht hatte, Triss zu bitten, ihnen ein bisschen zur Hand zu gehen. Zu anderen Gelegenheiten ließ ich als Entschädigung ein paar Riels zurück, wenn ich Kleidung stahl, aberdieses Mal verzichtete ich darauf. Den Wespen war ich wirklich nichts schuldig.
    Rasch streifte ich meine nassen Kleider ab und verzog das Gesicht angesichts des Brennens, das ich empfand, als ich das Hemd über die frischen Wunden in meinem Gesicht zog. Der Elitesoldat hatte da wirklich eine böse Nummer mit mir abgezogen, aber Hera glaubte, es würde mit der Hilfe ihres Zaubers abheilen, ohne Narben zu hinterlassen.
    Dann schlüpfte ich in die Uniform. Der frische, saubere Stoff fühlte sich wunderbar auf meiner Haut an, rohe Seide, nicht der Baumwollstoff einer Standarduniform, doch wegen der groben Struktur musste man genau hinsehen, um das zu bemerken. Das größte Problem waren die Abzeichen auf den Oberarmen. Die paarigen Kriegsfächer eines hochrangigen Leutnants würden mehr Aufmerksamkeit erregen, als mir lieb war. Aber das Abzeichen ließ sich mit einem scharfen Messer und etwas kreativer Magie aus der Welt schaffen und gegen das Dreifachschwert eines Feldwebels austauschen. Ich hätte mich lieber zu einem Korporal oder einem Gemeinen gemacht, aber kein Soldat von so niedrigem Stand würde eine so nette Uniform tragen wie ich.
    Blieb immer noch das Problem mit meinem zweifachen Schwertgurt und dem Trickbeutel, die beide weit von der Standardausrüstung entfernt waren, aber ich nahm an, damit würde ich fertig werden, indem ich dem Gärtner einen langen Werkzeugsack entwendete. Meine nassen Kleider konnte ich auch darin verwahren, denn ich wollte nichts zurücklassen, das einem Spurensucher nützlich sein könnte, ganz gleich, ob auf magische oder nichtmagische Art. Der Sack lag auch außerhalb des Reiches der üblichen Gardistenausstattung, aber von Zeit zu Zeit schleppt jeder mal einen Extrabeutel mit sich herum. Also nahm ich an, dass ich damit nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregen würde.
    Und ich hatte recht, wenn auch aus anderen Gründen, alsvon mir erwartet. In den Büros der Bewahrer ging es normalerweise recht still zu, passend zu ihrer besonderen Mission. Aber als ich heute bei dem kleinen Gebäude auf der Grenze zwischen Hoffart und Palastviertel eingetroffen war, hatte es den Eindruck eines umgestürzten Hornissennests vermittelt. Gold-schwarze Gardeuniformen summten überall herum, und in der Luft hing der Dunst eines unterdrückten Zorns, wenn ich auch nicht wusste, worauf er sich bezog. Ich behielt den Kopf unten und den Hut tief in die Stirn gezogen, als ich mir einen Weg durch das Durcheinander bahnte.
    Ich hatte angenommen, ich würde eine Menge Geschick brauchen, verbal und

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