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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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ist sie?«
    »Das weiß keiner. Sie ist schon seit zwei Tagen verschwunden. Das ist der Grund, warum im Haus solch ein Aufruhr herrscht.«
    »Komisch. Ich habe vor nicht einmal acht Stunden mit Feldwebel Zishin gesprochen, und der hat sich verhalten, als hätte er den Hauptmann erst kurz zuvor gesehen.«
    »Vielleicht hat er«, entgegnete der Korporal. »Aber falls er hat, hat er dem Rest von uns nichts davon erzählt.«
    »Wisst Ihr, wo der Feldwebel jetzt ist?«
    »Ich nehme an, er ist zu Hause.«
    »Und wo ist zu Hause im Falle des Feldwebels?«
    »Irgendwo auf dem Kanatheahügel, aber genauer kann ich es Euch nicht sagen, ohne nachzusehen. Ich nehme aber an, Ihr habt nicht die Absicht, mich hinausgehen zu lassen, damit ich mich am Empfang erkundige, nicht wahr?« Er hörte sich nicht sonderlich hoffnungsfroh an, und ich machte mir nicht die Mühe, ihm darauf zu antworten.
    Innerlich fletschte ich die Zähne. Bisher hatte ich bei diesem gefährlichen Spiel nichts gewonnen, und mir rannte die Zeit weg. Der Sand im Stundenglas hatte bereits in dem Moment zu rieseln begonnen, als der Korporal zur Tür hereingekommen war.
    »Ich nehme an, das Haus des Hauptmanns wurde schon durchsucht?«, fragte ich.
    »Mehrfach, und inzwischen wurden dort Männer postiert, die auf ihre Rückkehr warten.«
    Das war immerhin etwas. Mein ursprünglicher Plan hatte vorgesehen, dass ich Feis Haus aufsuche, falls ich hier nichts erreiche, und durch diese Information konnte ich einen Zwischenstopp auf meiner Liste streichen. Ich beschloss, mir noch dreiweitere Fragen zu gestatten, ehe ich den Korporal eine Weile schlafen legte und zusah, dass ich hier rauskam. Keine Fei, kein Zishin und keine Hoffnung, einen von beiden ohne größere Probleme aufzutreiben. Also, wie lautete die nächste Frage?
    »Was weißt du über den Einsatz im Gelbklee?« Ich nahm an, die Antwort lautete »nichts«, aber das war der zweitwichtigste Punkt auf meiner mentalen Liste.
    »Nur, dass er stattgefunden hat und die primäre Zielperson entkommen ist. So heißt es jedenfalls gerüchteweise. Das war eine Eliteoperation. Major Aigos Leute, und sie hatten inoffizielle Unterstützung durch die hiesigen Durkoth. Die Heuler mögen uns von der Stillen Truppe nicht besonders, also sind Gerüchte alles, was ich in dem Punkt liefern kann.«
    Ich spürte, wie mir Kälte über das Rückgrat strich, als würde jemand eine eisige Feder über meine Haut ziehen.
    »Wenn die Dyade nicht das Primärziel war, wer dann?«
    Der Korporal drehte sich halb zu mir um, hielt das aufgerollte Papier vor sich und wickelte es mit einer knappen Bewegung aus dem Handgelenk ab.
    Und von dort starrte mir ein Bild meines Gesichts entgegen, so treffend, wie ich es je diesseits des Spiegels zu Gesicht bekommen hatte.

15
    D as Primärziel war natürlich der berühmte Assassine Aral Königsmörder«, verkündete der Korporal. »Hauptmann Fei hat ihn aufgespürt!«
    Ich nahm das Plakat an mich. Die Zeichnung war weit besser als die, die von der Elite von meinem Löhnergesicht angefertigt worden waren. Fei musste ihrem Zeichner einen Haufen Geld bezahlt haben. Nach der Detailfülle zu schließen hatte sie zudem dafür gesorgt, dass derjenige Zeit und Gelegenheit bekommen hatte, mich im Greifenkopf zu beobachten. Die Belohnung war auch erheblich höher, doppelt so hoch wie der alte Preis für den Königsmörder. Jetzt war ich fünfzigtausend Goldriel wert. Oder zumindest mein Kopf. Dazu musste ihn nur irgendjemand in den Palast bringen, ob mit oder ohne zugehörigen Körper.
    Das war genug Geld, um ein Schloss samt Personal zu kaufen. Ein einzelner Goldriel hätte gereicht, die Miete für den kleinen Raum über dem Stall für ein halbes Jahr zu bezahlen oder zehn raffinierte Mahlzeiten samt Getränken und Nachspeise im Propellerfisch. Der König aber bot fünfzigtausend für meinen Kopf. Schwer genug, solch eine Summe zu erfassen, noch schwerer, mir vorzustellen, dass sie für meinen Tod bezahlt werden sollte. Und nun, da mein Konterfei mit meinem alten Namen verfügbar war, würde sich das Bild rasch verbreiten.
    Schneller, als Ihr glauben mögt, würden auch die Fahndungsplakate für Aral, den Königsmörder, die der Sohn des Himmels überall in den elf Königreichen hatte aufhängen lassen, ein Porträt von mir tragen. Sollte irgendein Kopfjäger eine Möglichkeitfinden, mein Haupt sowohl dem säkularen als auch dem religiösen Herrscher zu liefern, konnte er noch weitere zehntausend kassieren   –

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