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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Zien auf der Tiefen Brücke, die zu den Stolprern und nach Schmugglersruh führte. Und das gelang mir, ohne dass ich von Wespen, Heulern oder freiberuflichen Kopfjägern eingesackt wurde. Damit war ich wieder zurück auf heimischem Boden, wo ich jede Ecke und jeden Winkel kannte. Hier war es für mich viel einfacher, mit dem Hintergrund zu verschmelzen, sogar jetzt, da überall diese verdammten Plakate angenagelt worden waren. Aber bis ich meine beste Reserve, ein altes, von einemFeuer zerstörtes, Wohngebäude erreicht hatte, drohte ich beständig, schon im Gehen einzuschlafen.
    Das Innere der Ruine war ein instabiles Labyrinth aus Trümmern und verkohltem Schutt. Normalerweise kletterte ich an der einzig verbliebenen Außenwand empor, die noch so etwas wie strukturelle Integrität aufwies, aber das konnte ich bei Tageslicht unmöglich ungesehen bewerkstelligen. Nicht einmal, wenn Triss mich vollständig verhüllen würde. Stattdessen schlüpfte ich durch eine Art Geheimtür, die einige der hiesigen Kinder zurechtgebastelt hatten, und riskierte Leben und Knochen, indem ich mir über die wackeligen Trümmer einen Weg zum hinteren Turm bahnte.
    Blickte man den kaminartigen Schacht hinauf, konnte man unmöglich erkennen, dass das oberste Geschoss, acht Stockwerke über dem Boden des alten Turms, immer noch solide und nutzbar war. Die vorsichtige Erweiterung der Fenster im darunterliegenden Stockwerk verstärkte sogar den Lichteinfall in einer Weise, die den Eindruck vermittelte, dass zwischen dem Boden und dem Himmel nichts außer zertrümmerten Balken und einem Bruchteil eines alten Dachs war.
    Leichtfüßig hüpfte ich über die Überreste einer Tür, die gleich jenseits des Eingangs zum Turm auf dem Boden lag, und ging zur gegenüberliegenden Wand. Die verkohlte Holzplatte deckte ein großes Loch ab, dort, wo der Boden in die Kanalisation hinabgestürzt war. Schon vor langer Zeit hatte ich jegliche Solidität herausgebrannt, die das ursprüngliche Feuer der Tür gelassen hatte, sodass nun alles, was schwerer war als eine Katze, reichen musste, um sie entzweizubrechen.
    Es kostete mich mehr als eine halbe Stunde, um den Schacht des Turmes hinaufzuklettern, ein Zugang, den zu nutzen ich bisher nur einmal gezwungen gewesen war. Immer wieder musste ich mich ausruhen und auf verrotteten Fenstersimsen oder den Bruchstücken alter Balken eine Pause einlegen, und ohne Triss’Fähigkeit, an Stellen Halt zu finden, die kein normaler Mensch hätte nutzen können, hätte ich es gar nicht geschafft.
    Endlich war ich bis in das Stockwerk unter dem obersten Geschoss hinaufgeklettert. Statt das Risiko einzugehen, durch ein Fenster zu klettern, die letzten paar Fuß an der Außenmauer nach oben zu kraxeln und dabei gesehen zu werden, ließ ich mir von Triss die Falltür öffnen, die ich normalerweise als Abort nutzte, um bequem von unten hinaufzukrabbeln. Der winzige Raum ganz oben war heiß wie ein Ofen, also öffnete ich die Fensterläden so weit ich es nur wagte   – eine zu offensichtliche Veränderung hätte Aufmerksamkeit erregen können. Dann zog ich meine Oberbekleidung aus und ließ mich auf die alte Strohmatratze fallen.
    Als ich wieder erwachte, hatte die Sonne die Schatten ein paar Fuß weit bewegt, was mir verriet, dass es früher Nachmittag war. Mein derbes Laken war schweißgetränkt, und ich hatte hämmernde Kopfschmerzen, aber zumindest hatte mich niemand im Schlaf enthauptet, was ich als Gewinn verbuchte. Die zwei oder drei Stunden, in denen ich die Augen hatte schließen dürfen, waren nicht ansatzweise genug, aber der Hunger hinderte mich daran, mich einfach umzudrehen und ein paar weitere Stunden zu schlafen. Seit dem Propellerfisch war eine Ewigkeit vergangen, und ich hatte längst mein ganzes Abendessen abgearbeitet. Als ich benommen auf der Matratze saß, glitt Triss unter mir hervor und die Wand hinauf.
    »Was jetzt?«, fragte er.
    »Frühstück. Oder Mittagessen. Welche verdammte Mahlzeit man eben zu sich nimmt, wenn man völlig benebelt um   … wie spät ist es?«
    »Kurz nach der zweiten Nachmittagsglocke«, klärte mich Triss auf. »Und glaub nicht, mir wäre nicht aufgefallen, dass du der Frage ausgewichen bist.«
    »Das war weniger eine Ausweich- als eine Verzögerungstaktik, um mir Zeit zu geben, richtig wach zu werden und die Dinge zu überdenken. Ich nehme an, du bist nicht gewillt, mir besagtes Frühstück zu kredenzen?«
    Triss seufzte. Dann glitt er an der Wand herab und über den Boden zu

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