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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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noch auf einen Drink mit herein. Nein, keine Widerrede. Ich habe Ihnen wirklich viel zu erzählen.«
    Paula unterdrückte ein Gähnen. Vielleicht war es besser, wenn sie sich anhörte, was Marienetta zu sagen hatte.
    Das Zimmer erinnerte an das von Sophie. Auch hier standen überall große Koffer herum, die teilweise mehrfach übereinander gestapelt waren.
    »Einen Chardonnay für Sie, für mich einen Scotch«, verkündete Marienetta munter. »Ich bleibe lieber beim Whisky.
Jetzt raten Sie mal, mit wem ich unterwegs war. Mit Black Jack. Er hat geredet wie ein Wasserfall.«
    Nachdem sie die Drinks eingegossen hatte, setzte sich Marienetta gegenüber Paula auf eine kleine Couch. Sie stießen an, und Marienetta leerte ihr Glas fast in einem Zug. Ihr goldfarbenes Kleid schimmerte im selben Farbton wie ihr glänzendes, blondes Haar, und ihre schlanke Taille wurde durch einen smaragdgrünen Gürtel betont, dessen Schnalle mit einem wertvollen Edelstein besetzt war. Elegant schlug sie ihre langen Beine übereinander.
    »Wir haben sechs Bars miteinander abgeklappert. Black Jack war wirklich in Topform, aber ich bin mir sicher, dass er sich jetzt in voller Montur ins Bett geworfen hat, ohne sich auch nur die Schuhe auszuziehen. Immerhin hat er mich noch gefragt, ob ich die Nacht mit ihm verbringen will, dabei war er nicht einmal mehr in der Lage, seine Zimmertür aufzusperren.«
    »Der war bestimmt voll wie eine Haubitze.«
    »Kann sein, aber vielleicht hat er mir auch nur was vorgespielt. Er verträgt eine ganze Menge. Trotzdem hat er ein paar Dinge gesagt, über die er normalerweise nie gesprochen hätte.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel hat er sich lang und breit über das Thema Todesstrafe ausgelassen. Er ist dafür, hat er gesagt. Und er hat weiter gemeint, dass die Welt sehr viel besser dran wäre, wenn man gewisse Leute einen Kopf kürzer machen würde.«
    »Sind Sie sicher, dass er das gesagt hat?«
    »Genau das waren seine Worte. Er sagte, er hätte eine Liste von Leuten, die nicht mehr lange auf dieser Erde herumlaufen würden. Als ich ihn fragte, wer denn auf dieser Liste steht, hat er auf einmal einen Rückzieher gemacht und gemeint, das Letzte, was sie brauchen könnten, sei Rummel in der Öffentlichkeit. Daraufhin habe
ich ihn natürlich gefragt, wen er denn mit ›sie‹ meinen würde.«
    »Und? Was hat er gesagt?«
    »Er hat sich gewunden wie ein Aal und schließlich gemeint, die Gesellschaft im Allgemeinen, was aber nicht sehr viel Sinn ergab. Ich brauche noch einen Drink. Wie sieht es mit Ihnen aus?«
    Paula schüttelte den Kopf. Während Marienetta sich noch einen Whisky einschenkte, überlegte Paula, was sie als Nächstes sagen sollte. Marienetta setzte sich wieder und sah sie erwartungsvoll aus funkelnden Katzenaugen an.
    »Hat er denn zugegeben, eines unserer Opfer getötet zu haben?«, fragte Paula bedächtig.
    »Er hat nicht mehr und nicht weniger gesagt als das, was ich Ihnen eben erzählt habe. Und ich habe ein gutes Gedächtnis.«
    »Dann hat er also nicht gestanden, eine bestimmte Person ermordet zu haben?«
    »Wie Sie seine Aussage interpretieren, liegt ganz bei Ihnen«, erwiderte Marienetta achselzuckend. »Wir haben auch noch über andere Dinge geredet. Stundenlang. Irgendwann hat er mir erzählt, wie gern er zum Segeln geht und dass er mich auf eine Rundfahrt über den Zürichsee mitnehmen würde. Aber ich habe abgelehnt. Ein andermal vielleicht. Also, was halten Sie nun von mir als Detektivin?«
    »Ich finde, sie haben gute Arbeit geleistet.«
    »Und werden Sie das alles Tweed berichten? Er sollte es unbedingt erfahren. Das könnte ein Durchbruch in den Ermittlungen sein. Schließlich ist Jack ständig auf Reisen. Mein Onkel hat ihm schon öfter den Firmenjet für Flüge nach Boston überlassen.«
    »Wo sie gerade von Ihrem Onkel reden - wo ist er eigentlich? Er scheint verschwunden zu sein.«
    »Keine Ahnung. Onkel Roman tut immer, was er will, und verrät nur selten, wo er hingeht.«

    »Haben Sie eigentlich vor, Zürich in nächster Zeit zu verlassen?«, fragte Paula mit einem Blick auf die herumliegenden Koffer.
    »Wegen des Gepäcks, meinen Sie? Nein, ich bin einfach immer gern abreisebereit. Das muss ich auch, wenn ich mit Onkel Roman unterwegs bin.«
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gern ins Bett gehen. Ich hatte einen anstrengenden Tag«, sagte Paula und stand auf.
    »Sie haben ja Ihren Wein noch gar nicht ausgetrunken. Außerdem müssen Sie mir noch

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