Die Klinge
Autopsien der beiden Opfer hier in der Schweiz weisen eindeutig darauf hin, dass es sich um denselben Täter handelt. Schließlich habe ich den Minister unter Druck gesetzt und ihn gefragt, was wohl die Touristen, die viel Geld in der Schweiz lassen, dazu sagen, dass jemand hier wahllos Menschen enthauptet. Das hat ihn davon überzeugt, dass Sie doch der richtige Mann sind, um mir bei den Ermittlungen zu helfen. Er lässt sogar ausrichten, dass er Ihnen viel Erfolg dabei wünscht.«
»Dann haben Sie heute ja schon harte, aber erfolgreiche Arbeit geleistet«, sagte Tweed anerkennend.
»Und jetzt will ich Paulas Frage beantworten. Woher also wusste der Innenminister, dass Sie in Zürich sind? Die
Antwort ist Roman Arbogast. Er hat ihn in Bern aufgesucht.«
»Jetzt wissen wir also, wo er war«, warf Paula ein.
»Arbogast ist erst seit kurzem wieder hier. Er hat den Innenminister gebeten, Sie von den Ermittlungen fern zu halten. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, weshalb er das will.«
»Ich mir schon«, sagte Paula. »Aber verlangen Sie jetzt bitte nicht, dass ich Ihnen das erkläre. Soweit bin ich noch nicht.«
»Auf jeden Fall geht es um Macht«, sagte Tweed mit Nachdruck. »Das ist die treibende Kraft hinter allem. Eine Macht, die ihren Ursprung in Washington hat.«
»Das klingt ja sehr beängstigend«, sagte Beck. »Scheint sich um ein wirklich großes Kaliber zu handeln.«
Eine Weile lang war es still in der Suite. Alle dachten über das soeben Gesagte nach. Es war Paula, die schließlich das Schweigen brach und zu erzählen begann, dass in der Nacht jemand versucht habe, in ihr Zimmer einzudringen. Als Beck und Tweed das hörten, wurden ihre Mienen noch ernster.
»Das bestärkt meine Vermutung, dass ich etwas weiß, was ich nicht wissen dürfte«, beendete Paula ihren Bericht. »Wenn mir nur einfallen würde, was es ist …«
Tweed erklärte Beck, dass während eines Gesprächs von Paula mit einem der zahlreichen Beteiligten an diesem Fall offenbar eine Bemerkung gefallen war, die einen Hinweis auf die Identität des Mörders enthielt. So sehr Paula sich aber nun bemühe, sich zu erinnern, es wolle ihr einfach nicht gelingen. Nur wisse der Täter das nicht.
»Ich weiß genau, was Sie meinen«, sagte Beck zu Paula. »Ich hatte einmal einen Fall, dessen Lösung von etwas abhing, was ich gehört und über längere Zeit völlig vergessen hatte. Als es mir wieder einfiel, wusste ich sofort, wer der Täter war.«
»Ich habe Newman übrigens gebeten, uns Fahrkarten erster Klasse nach Lugano zu besorgen«, sagte Tweed. »Und zwar für heute.« Dann erzählte er Beck, was die Arbogasts vorhatten und wie Paula es durch Zufall herausgefunden hatte. »Können Sie sich vorstellen, wieso sie ausgerechnet nach Lugano wollen?«
»Arbogast hat dort eine weitere Niederlassung. Außerdem liegt es ganz nahe an der Grenze zu Italien. Arbogast verdient viel Geld mit dem Export von waffenfähigen Sprengstoffen, was uns große Sorgen macht. Das ist übrigens der eigentliche Grund, weshalb er beim Innenminister war. Er wollte ihm Dokumente zu seiner letzten Ausfuhr nachreichen, die bereits auf einem Güterzug nach Süden rollt. Angeblich sind es Sauerstoffflaschen.«
»Und wieso macht Ihnen das Sorgen?«, fragte Paula.
»Weil wir nicht wissen, wo die Ladung wirklich hingeht. Der Güterzug fährt nach unserer Kontrolle an der Grenze weiter nach Genua, wo die Sauerstoffflaschen auf ein Schiff verladen werden. Der Frachter heißt Saturn und fährt unter liberianischer Flagge. Arbogast wickelt viele Geschäfte über einen angesehenen italienischen Mittelsmann ab.«
»Nochmals - was beunruhigt Sie?«, hakte Paula nach.
»Es ist nicht auszuschließen, dass die Sauerstoffflaschen in Wirklichkeit Giftgas enthalten.«
»ACTIL«, antwortete Paula. »A steht für Armaments, also Waffen.«
»Richtig. Und sollte es sich tatsächlich um Giftgas handeln, wo geht das dann hin? Wenn es erst einmal auf dem Schiff ist, kann das kein Mensch mehr sagen. Und wer bei ACTIL ist für Geschäfte mit Sprengstoffen und Waffen zuständig?«
»Sophie«, antwortete Paula so leise, dass es fast ein Flüstern war.
29
»Ach, Paula, da fällt mir gerade ein, dass ein gewisser Mr. Mannix hier im Hotel abgestiegen ist«, sagte Tweed.
»Was!«, rief Paula. »Das Phantom! In dem Hotel in Montreux hat doch auch ein Mannix gewohnt. In dessen Zimmer wir einen langen schwarzen Mantel und einen Schlapphut gefunden haben.«
»Da trifft es sich
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