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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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verkündete Sophie, als wäre es der erste Drink des Tages. »Was kann ich Ihnen anbieten?«

    »Ein Glas Chardonnay, wenn das kein Problem für Sie ist.«
    »Problem? Es gibt nichts, womit ich nicht fertig würde.«
    Sophie verschwand im Badezimmer. Als sie wieder zurückkam, hatte sie sich zwei Gläser unter den Arm geklemmt und trug in der einen Hand eine ungeöffnete Flasche Chardonnay, in der anderen eine Flasche Scotch. Sie öffnete die Weinflasche und goss Paula ein Glas davon ein. Nachdem sie das eigene Glas mit Whisky gefüllt hatte, ließ sie sich in einen der Sessel fallen und prostete Paula zu.
    »Auf unsere Morde.«
    »Ich würde eigentlich lieber darauf anstoßen, dass wir sie so schnell wie möglich aufklären.«
    »Ich habe Sie mit auf mein Zimmer genommen, damit uns Marienetta nicht über den Weg läuft. Allerdings wäre das momentan sowieso nicht allzu wahrscheinlich, sie ist nämlich verschwunden.«
    »Wirklich? Ihr Vater übrigens auch, wie es aussieht.«
    »Hoffen wir, dass es für immer ist. Ich hätte nichts dagegen, die beiden nie mehr wiederzusehen.« Sophie kicherte und leerte ihr Glas zur Hälfte.
    »Meinen Sie das im Ernst?«, fragte Paula.
    »Na, klar doch«, sagte Sophie und ahmte perfekt den Tonfall einer überdrehten Amerikanerin nach.
    So hatte Paula die junge Frau noch nie erlebt. Sie war ganz anders als sonst, ihre Stimme klang geradezu sanft, und in ihren Worten lag nicht die geringste Boshaftigkeit. Es klang fast so, als würde sie das, was sie sagte, überhaupt nichts angehen.
    Auch ihre äußere Erscheinung war verändert. Sie trug ein schwarzes Samtkleid mit Spaghettiträgern, in dem ihre muskulösen, aber wohl geformten Schultern vorteilhaft zur Geltung kamen. Das lange, braune Haar war nicht wie sonst streng in einem Pferdeschwanz zusammengefasst, sondern fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern.
Sophie war wirklich eine attraktive Frau mit einer guten Figur. Während sie sich unterhielten, geriet Paula immer mehr in den Bann der grauen Augen ihres Gegenübers, die sie in der einen Minute völlig offen und geradeaus anblickten, um sich in der nächsten auf rätselhafte Weise zu verschleiern. Paula befürchtete fast, dass Sophie versuchte, sie zu hypnotisieren, und schloss kurz einmal die Augen.
    »Sie haben wirklich eine umfangreiche Garderobe mitgenommen«, bemerkte sie.
    »Ja, ich liebe Kleider über alles. Aber das ist noch gar nichts gegen die Klamotten, die Marienetta mit sich herumschleppt. Meine Kusine ist zwar unglaublich zierlich, aber sehr zäh und drahtig.«
    »Haben Sie eigentlich oft Streit miteinander?«, wollte Paula wissen und musste an die beiden unschönen Zwischenfälle denken, deren Zeugin sie geworden war. »Wie war das, als Sie beide noch jünger waren?«
    »Wir waren immer schon wie Hund und Katze. Marienetta war so etwas wie eine ältere Schwester und ich das überflüssige Anhängsel. Bis es mir eines Tages zu bunt wurde und ich ihr beinahe den Unterkiefer gebrochen hätte.«
    »Wie haben Sie denn das geschafft?«
    »Ich habe mir einen Schlagring von meinem Freund ausgeliehen und einen Handschuh darüber gezogen. Als ich Marienetta damit geschlagen habe, ist sie einfach nach hinten umgekippt.« Sophie kicherte. »Danach war sie eine Woche im Krankenhaus, und seitdem vermeidet sie es, mich allzu blöd anzumachen.« Wieder kicherte sie, ihre Augen verschleierten sich, und abermals hatte Paula das Gefühl, als wollte Sophie sie in einen Abgrund ziehen.
    Während Paula irritiert einen Schluck Weißwein trank, goss sich Sophie ein weiteres Glas Whisky ein. Bis jetzt hatte sie nach vorn gebeugt dagesessen und Paula durchdringend
angestarrt, aber nun ließ sie sich in den Sessel zurücksinken, legte den Kopf an die Lehne und starrte an die Zimmerdecke. Ob der Alkohol wohl doch seine Wirkung tat?
    »Was glauben Sie, wer für diese grässlichen Morde verantwortlich ist?«, fragte Paula unvermittelt.
    »Vielleicht George Karazov?«, antwortete Sophie leise. »Ich habe mal ein Buch über Nachahmungstäter gelesen. Dieser Karazov hat seine Opfer regelrecht abgeschlachtet. Anscheinend völlig sinnlos. Einmal hat er sich sogar in ein Leichenschauhaus geschlichen, um eines seiner Opfer zu fotografieren. Die Abzüge hat er dann ans FBI geschickt und draufgeschrieben: Das war ich. Ihr werdet mich nie erwischen. Und so war es auch. Sie haben ihn nie erwischt. Vielleicht ist er jetzt wieder aktiv geworden.«
    Paula wusste alles über den Fall Karazov. Dass Sophie

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