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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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trotzdem. So, wie es sich unten in der Halle angehört hatte, war Paula sich nämlich noch nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt mitfahren würde. Sollte er doch den Zug nehmen, konnte er das Fahrzeug immer noch am Bahnhof stehen lassen und dem Autoverleih von unterwegs mitteilen, wo man es abholen solle.
     
    Tweed war allein in seiner Suite, als das Telefon klingelte. Es war Beck. Der normalerweise gelassene Polizeichef hörte sich unruhig an.
    »Ich möchte, dass Sie umgehend das Hotel verlassen, sich eine Telefonzelle suchen und mich anrufen. Geht das?«
    »Bin schon unterwegs …«
    Tweed schlüpfte in seinen Mantel und ging hinunter in die Halle. Er brannte darauf, möglichst schnell zu erfahren, was Beck ihm mitzuteilen hatte. Wenn Beck nicht über einen Hotelapparat mit ihm sprechen wollte, musste es etwas äußerst Wichtiges sein. Vielleicht hatten die Ermittlungen eine unerwartete Wendung genommen. Tweed verließ gerade mit eiligen Schritten das Hotel, als wie aus dem Nichts Harry Butler neben ihm auftauchte.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich Ihnen Gesellschaft leiste?«, fragte Butler.

    »Natürlich nicht. Um was geht’s?«
    »Wir haben erfahren, dass jemand mitten in der Nacht versucht hat, in Paulas Zimmer einzudringen. Wahrscheinlich war das ein weiterer Versuch, sie umzubringen. Sie wissen ja, dass ich dabei war, als man in der Altstadt auf sie geschossen hat. Es wäre möglich, dass Sie ebenfalls in Gefahr sind.«
    »Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, aber ich möchte nur schnell einen Anruf von einer Telefonzelle aus tätigen.«
    »Kein Problem, ich warte vor der Zelle auf Sie.«
    »Gestern Abend ist Marler übrigens einem Wagen gefolgt«, sagte Tweed. »Ed Danvers saß am Steuer, neben ihm war Russell Straub. Außerhalb von Zürich haben sie angehalten und sich eine Weile miteinander unterhalten. Dieses Geheimtreffen macht mich natürlich neugierig. Ich werde nicht lange brauchen.«
    Tweed betrat die Telefonzelle und sah nach draußen. Der Zürichsee am Ende der Straße glitzerte wie flüssiges Silber. Die Sonne schien aus einem fast wolkenlosen Himmel, aber ihre Strahlen waren viel zu schwach, um die eisige Kälte zu vertreiben. Die wenigen Fußgänger, die in der Stadt unterwegs waren, hatten sich in dicke Mäntel gehüllt. Tweed warf die Schweizer Münzen, die er sich an der Rezeption hatte geben lassen, in den Schlitz und wählte Becks Nummer.
    »Ich bin es«, sagte er, als sich der Polizeichef meldete.
    »Zum Glück haben Sie nicht viel Zeit verschwendet, ich habe nämlich leider schlechte Nachrichten für Sie. Der Innenminister hat mich noch einmal aus Bern angerufen. Er will jetzt doch, dass Sie Zürich noch heute verlassen. Ich habe versucht, ihm das auszureden, aber er ist stur geblieben.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was diesen Meinungswechsel bei ihm ausgelöst haben könnte? Gestern sagten Sie noch, Sie hätten ihn beruhigen können.«

    »Es sieht so aus, als ob sich jetzt auch noch Russell Straub an den Minister gewandt hätte. Er soll sich darüber beschwert haben, dass Sie ihn belästigen und ihm seinen Besuch in Europa verderben würden. Straub hat dem Minister offenbar mit einer Verschlechterung des Verhältnisses zu den USA gedroht, und das kann sich unsere Regierung aus wirtschaftlichen Gründen nicht leisten. Es hat mich einige Mühe gekostet, dem Minister diese Informationen aus der Nase zu ziehen.«
    »Danke für die Warnung.«
    »Fahren Sie also heute ruhig nach Lugano. Sollte mich der Minister noch einmal anrufen, kann ich ihm wahrheitsgemäß sagen, dass Sie aus Zürich verschwunden sind.«
    »Wenn die Arbogasts wirklich fahren - wovon ich ausgehe -, fahren wir auch. Sophie sitzt bereits mit einem Haufen Koffer in der Halle. Wie Sie ja wissen, hat Newman schon mal für uns alle Fahrkarten besorgt. Sicher ist sicher.«
    »Hat er sie über die Hotelrezeption bestellt?«
    »Nein, in einem Reisebüro. Niemand soll mitbekommen, was wir vorhaben.«
    »Sehr gut. Da bin ich aber erleichtert.«
    »Wieso?«
    »Wenn sich die Situation noch weiter zuspitzt, lässt der Innenminister vielleicht Nachforschungen anstellen, ob Sie auch wirklich nicht mehr in der Schweiz sind. Da sprechen die Beamten sicher auch mit den Leuten an der Rezeption.«
    »Sieht fast so aus, als würde sich die gute alte Schweiz langsam in einen Polizeistaat verwandeln.«
    »Tja, ich habe es auch noch nie erlebt, dass die Regierung in Bern so nervös reagiert«, sagte Beck seufzend. »Mir gefällt das auch

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