Die Klinge
die Todesstrafe vorstellen. Aber dazu müsste er natürlich erst einmal gefasst werden.«
»Haben Sie denn schon eine Vorstellung, wer es sein könnte?«, fragte Black Jack wie beiläufig.
»Auf jeden Fall eine Person, die jederzeit unbehelligt in die Staaten fliegen kann«, antwortete Paula und schaute ihm fest in die Augen.
»Viele Geschäftsleute fliegen ständig hin und her«, sagte er nach einer kurzen Pause. »Manche fliegen an einem Tag hin und am anderen schon wieder zurück. Stehen die jetzt alle unter Mordverdacht?«
Paula trank einen Schluck Wein und tat so, als dächte sie über seinen Einwand nach. »Aber diese Geschäftsleute
müssen alle durch den Zoll«, entgegnete sie schließlich. »Da dürfte es irgendwann einmal auffallen, dass sie eine Mordwaffe mit sich herumschleppen. Die Gerichtsmediziner sind sich übrigens einig, dass es sich dabei um eine Art Axt handeln muss.«
»Sieh mal einer an.« Black Jack trank seinen Whisky, kaum hatte der Kellner ihn gebracht, zur Hälfte aus. »Haben Sie etwas zu verzollen, Sir? Och nichts, bis auf die Axt hier!« Er lachte, aber es war nicht sein übliches, fröhliches Lachen.
»Ich meine es ernst«, sagte Paula.
»Selbstverständlich, meine Liebe.« Wieder tätschelte er ihr Knie. »Das ist mir nicht entgangen. Ich habe nur versucht, Sie etwas aufzuheitern. Tut mir Leid. War mein Fehler.«
»Passiert Ihnen das oft?«
»Was?«, fragte er.
»Dass Sie Fehler machen.«
»Bisher ist es mir eigentlich gelungen, die gröbsten Schnitzer zu vermeiden«, antwortete er gedehnt und fuhr mit dem Finger über den Rand seines Glases. »Immerhin habe ich es geschafft, einen der besten Clubs in Mayfair zu kaufen. Das soll mir erst mal einer nachmachen.«
»Dann müssen Sie doch über ein ausreichendes Einkommen verfügen.«
»Ausreichend?« Er brach in schallendes Gelächter aus. »Ja, ich schätze mal, so könnte man es nennen. Ist schon erstaunlich, wie so genannte intelligente Menschen in einer Nacht ein ganzes Vermögen verspielen. Wir müssen in unserem eigenen Interesse darauf achten, dass sie es sich auch leisten können, solche Summe zu verlieren.«
»Und wie erfahren Sie das?«
»Ich habe da so meine Kontakte, genauso wie Sie auch. Ohne Informanten läuft doch beim SIS auch nichts.«
»Jetzt muss ich aber dringend auf mein Zimmer und telefonieren. Außerdem möchte noch kurz mit Marienetta reden. Ich habe sie heute Morgen noch gar nicht gesehen.«
»Das ist auch nicht weiter verwunderlich. Sie ist schon früh mit dem Zug weggefahren.«
»Aha. Wo wollte sie denn hin?«
»Das hätten Sie sie lieber selbst fragen sollen. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet. Sie haben doch Ihre Informanten, nicht wahr?«
»Ich hatte das eher für eine Feststellung gehalten. Aber kennen wir nicht alle genügend Menschen, die gern tratschen?«
»Und wie kommen Sie mit Ihren Ermittlungen voran? Das muss doch ziemlich mühselig sein.«
»Und ob das mühselig ist«, ließ sich auf einmal eine höhnische Stimme vernehmen. Paula drehte sich um und sah Sam Snyder, der unbemerkt an ihren Tisch getreten war. Er trug einen militärisch anmutenden Trenchcoat und starrte Black Jack mit einem zynischen Lächeln an. »Wenn Sie glauben, Sie könnten einer Paula Grey irgendwelche Informationen aus der Nase ziehen, dann haben Sie sich gründlich getäuscht. Aber wo wollen Sie eigentlich alle hin? Ich habe gerade die bezaubernde Sophie in der Halle getroffen. Sie hat genügend Koffer bei sich, um nach Mauritius auszuwandern.«
»Genau dort fahren wir auch hin«, erwiderte Black Jack und warf Snyder einen bösen Blick zu.
»Ach, Sie dürfen also auch mit. Interessant. Dann zieht ja wohl der ganze Arbogast-Clan weiter.«
»Scheren Sie sich zum Teufel, Sie widerlicher Schnüffler«, sagte Black Jack giftig, den es wohl ärgerte, dass er nicht den Mund gehalten hatte.
»Das ist nun mal mein Job - schnüffeln«, versetzte der Reporter grinsend.
Vielleicht war es das Grinsen, vielleicht aber auch die Wut auf sich selbst - auf jeden Fall rastete Black Jack aus. Er sprang auf und ging mit geballten Fäusten auf Snyder los. Dieser wich geschickt aus, sodass Black Jack, dessen Hieb ins Leere ging, auf bedenkliche Weise das Gleichgewicht verlor.
»Regeln Sie Ihre Streitereien unter sich«, sagte Paula und erhob sich. »Ich gehe jetzt auf mein Zimmer.« Sie hatte Tweed einige wichtige Neuigkeiten zu berichten.
30
Als Paula in Tweeds Suite kam, stellte sie erstaunt fest, dass
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