Die Klinge
dort schon das ganze Team versammelt war. Außer Marler, der wie üblich mit dem Rücken an der Wand lehnte, saßen fast alle in den Sesseln, die sie zu einem Halbkreis zusammengestellt hatten. Ein Sessel neben Newman war noch frei, und Paula setzte sich. Tweed stand hinter einem Stuhl und hatte die Hände auf dessen Lehne gelegt. Er machte ein sehr ernstes Gesicht.
»Sie kommen gerade rechtzeitig«, sagte er. »Haben Sie uns etwas Neues zu berichten?«
»Ich habe herausgefunden, dass auch Black Jack nach Lugano fährt. Und jetzt weiß es Sam Snyder ebenfalls …«
Paula gab den anderen einen knappen Bericht über ihr Gespräch in der Hotelbar. Als sie von dem Gerangel zwischen den beiden Kontrahenten erzählte, musste Newman grinsen.
»Schade, dass Black Jack den guten Snyder nicht den Unterkiefer gebrochen hat. Dieser Kerl taucht doch überall auf, wo es etwas zu schnüffeln gibt.«
»So, und jetzt möchte ich Sie alle über die neueste Lage informieren. Es sieht ziemlich schlecht aus.« Tweeds Stimme klang scharf und durchdringend. »Sehr mächtige Leute in London und Washington tun alles, um unsere Ermittlungen in den Mordfällen zu stoppen. Beck hat mich vor ein paar Minuten angerufen und gesagt, dass nicht weniger als vier FBI-Agenten in Zürich gelandet sind. Vielleicht wollen
sie uns einschüchtern, vielleicht sollen sie uns verfolgen. Übrigens, wir fahren erst dann nach Lugano, wenn völlig sicher ist, dass die Arbogasts auch fahren.«
»Vielleicht haben die Typen vom FBI ja etwas ganz anderes im Sinn«, sagte Newman. »Etwas viel Schlimmeres.«
»Kann sein«, antwortete Tweed, »aber es ist nicht sehr wahrscheinlich. Rekapitulieren wir: Diese ganze Geschichte hat ihren Anfang in dem Sanatorium in Pinedale genommen. Dort ist eine mysteriöse Gestalt, die einen schwarzen Mantel trug, zunächst mit einer Limousine weggefahren, um dann später wiederzukommen. Die Identität dieser Gestalt ist uns nach wie vor unbekannt.«
»Richtig, in Pinedale nahm die Serie der Morde ihren Anfang«, sagte Paula.
»Stimmt genau. Und nun haben sich in letzter Zeit mehrere Leute danach erkundigt, wie unsere Untersuchungen vorankommen und ob wir neue Beweise gefunden haben. Da ist jemand nervös geworden, was die Gefahr für uns noch weiter erhöhen könnte. Ich denke da speziell an eine Person, die von nun an Tag und Nacht ebenso diskret wie sorgfältig bewacht werden muss. Und damit meine ich Sie, Paula.« Tweed schaute zu ihr hinüber.
»Aber wenn ständig irgendwelche Aufpasser um mich herum sind, dann kann ich nicht arbeiten«, sagte Paula aufgebracht.
»Ich habe ›diskret‹ gesagt«, meinte Tweed.
»Sie haben mich doch gar nicht gesehen, als ich Ihnen in die Altstadt folgte«, sagte Nield, »und später, als sie Arbogast besuchen wollten, auch nicht.«
Paula musste zugeben, dass sich das im Nachhinein auch als hilfreich erwiesen hatte.
»Ich will auf Folgendes hinaus«, fuhr Tweed fort. »Paula schwebt in großer Gefahr. Heute Nacht hat jemand versucht, in ihr Zimmer einzudringen, während sie schlief. Ich vermute, dass es sich um einen Auftragskiller handelt,
ebenso wie bei dem Anschlag in der Altstadt. Zweimal hat er versagt, ein drittes Mal wird er das tunlichst verhindern wollen …«
»Meinen Sie etwa, dass unser Axtmörder ihn geschickt hat?«, warf Paula ein.
»Ja, das glaube ich. Und deshalb werden Sie genau das tun, was ich sage, Paula.« Er hielt inne. »Diese Situation ist eine der schlimmsten, die wir je erlebt haben, und ganz bestimmt die gefährlichste. Der Druck auf uns aus Washington und London wird von Stunde zu Stunde stärker. Selbst der immer zuversichtliche Beck hat zugeben müssen, dass er nicht weiß, wie lange er uns noch decken kann. Deshalb ist er auch froh, wenn wir Zürich bald verlassen und nach Lugano fahren.«
»So habe ich Beck ja noch nie erlebt«, bemerkte Marler.
»Nur ein weiteres Anzeichen dafür, wie viel Druck ausgeübt wird. Übrigens bin ich davon überzeugt, dass sowohl Abraham Seale als auch Elena Brucan geahnt haben, wer der Mörder ist. Vielleicht haben sie eine falsche Frage gestellt und sich damit verraten.«
»Das bedeutet, dass der Mörder über einen teuflisch scharfen Verstand verfügt«, sagte Newman.
»Ich frage mich allerdings, wieso er diesen Richtblock benutzt«, sagte Paula nachdenklich. »Das Ding hat bestimmt ein Riesengewicht und lässt sich nur schwer von einem Ort zum anderen transportieren. Und trotzdem habe ich überall denselben Abdruck
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