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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Marienetta reichte Paula eine Tasse Kaffee und bat sie noch einmal, sich zu setzen. »Der Mörder hat ein krankes Hirn. Stellen Sie sich nur vor, er hat Black Jack nach der Tat sogar die Reitgerte wieder in die Hand gedrückt.«
    »So was dürfte für dieses monströse Gehirn, mit dem wir es zu tun haben, typisch sein. Aber Sie sehen aus, als würden Sie heute noch abreisen?«

    »Ja, das werde ich auch. Wir fahren alle mit dem Fünfuhrzug nach Chiasso. Die Fahrt dauert nicht lange, nur eine halbe Stunde. Onkel Roman will dort nach dem Rechten sehen, weil der Schweizer Zoll eine seiner Lieferungen ins Ausland inspizieren will. Pingelig wie er ist, muss sich mein Onkel natürlich höchstpersönlich davon überzeugen, dass danach auch wieder alles ordentlich verpackt wird. Ich persönlich fahre eher ungern dorthin, weil ich gehört habe, dass der Ort in einem engen Talkessel liegen soll. So was kann ich nicht ausstehen, ich leide nämlich unter ziemlich heftiger Klaustrophobie. Mit Höhen habe ich aber Gott sei Dank keine Probleme, wie ich bei der Fahrt über die steilen Alpenpässe bemerkt habe. Aber jetzt zurück zu Ihren Ermittlungen. Haben Sie etwas Interessantes herausgefunden?«
    »Sie zuerst, ich bin nämlich noch nicht richtig wach.«
    »Tja …« Marienetta hielt inne, obwohl die Worte zuvor nur so aus ihr herausgesprudelt waren. Wie kann man so früh nur schon so wach sein, hatte Paula sich dabei gedacht. »Insgeheim habe ich ja fast schon Black Jack für den Mörder gehalten. Der arme Teufel ist nämlich ziemlich pleite. Oder besser gesagt, er war es. Mit ihm ist mein Hauptverdächtiger nun aus dem Rennen.« Ihre Stimme zitterte leicht. »Er war trotz allem ein netter Kerl. Ich hatte so gehofft, dass ich mich täusche, und Gott sei Dank war es ja auch so, selbst wenn ich es auf eine grauenvolle Art und Weise herausfinden musste.«
    Marienetta öffnete eine Flasche Mineralwasser. Als sie eingoss, zitterten ihre Hände, aber Paula half ihr trotzdem nicht. Marienetta war eine starke Persönlichkeit, die trotz ihres extrovertierten Auftretens eher eine Einzelgängerin war und es vorzog, alles selbst zu machen.
    »Jetzt geht es mir wieder besser«, sagte Marienetta, als sie das leere Glas absetzte. Sie klopfte auf den Platz neben sich. »Kommen Sie zu mir auf die Couch, damit wir besser reden können.«

    »Wie kann Black Jack pleite gewesen sein?«, fragte Paula. »Schließlich hat ihm doch das Templeton’s gehört. Das Kasino muss doch einiges abgeworfen haben.«
    »Richtig, aber Black Jack hat während des Börsenbooms sein ganzes Geld in diese neuen Internet-Firmen gesteckt und dafür sogar eine Riesenhypothek auf das Templeton’s aufgenommen. Als dann die Spekulationsblase platzte, hatte Black Jack auf einmal kein Geld mehr. Das Templeton’s gehört praktisch den Banken.«
    »Davon hat er mir aber nichts erzählt.«
    »Wieso auch? Er war doch so stolz auf seinen Ruf als ein Mann, der alles, was er anrührt, zu Gold macht. Aber ich habe noch einen zweiten Verdächtigen.«
    »Wen denn?«
    »Broden. Er ist groß, er ist stark, und er hat keine Skrupel. Nach außen wirkt er zwar wie ein unerschütterlicher Fels in der Brandung, aber ich habe entdeckt, dass er sehr viel unterdrückte Wut mit sich herumschleppt. Bevor er für Roman zu arbeiten anfing, hat er mal eine erfolgreiche Detektei geleitet. Deshalb hatte er auch die nötigen Qualifikationen, um als Sicherheitschef eingestellt zu werden.«
    »Eine Detektei?«, sagte Paula verwundert. »Mir hat er erzählt, er sei bei der SIB, der Abteilung für Inneres der Army, gewesen.«
    »Und das haben Sie ihm geglaubt?« Marienetta legte Paula eine Hand auf den Arm und sah sie mit einem seltsamen Lächeln an. »Broden erzählt jedem eine andere Version seiner Lebensgeschichte, je nach Lust und Laune. Er ist schon ein merkwürdiger Mensch.«
    »Jetzt muss ich aber gehen«, sagte Paula mit einem Blick auf die Uhr.
    »Nicht bevor Sie mir erzählt haben, was Sie herausbekommen haben. Das ist nur gerecht.«
    »Je mehr ich herausfinde - über bestimmte Verwandtschaftsverhältnisse zum Beispiel -, desto verwirrender
wird die Angelegenheit. Ich konzentrierte mich deshalb im Moment darauf, wer ein Motiv für die Morde haben könnte.«
    »Ein Motiv? Sie halten sie also nicht für die Taten eines wahnsinnigen Serienmörders, der sich wahllos seine Opfer herauspickt?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Das Problem ist nur, die Verbindung zwischen den Opfern zu finden. Das ist nicht

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