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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Giftgas enthielten? Und wenn das tatsächlich der Fall sein sollte, wer ist der Empfänger?«
    »Irgendwelche Moslem-Fundamentalisten im Nahen Osten. Diese Leute zahlen jeden Preis für Giftgas. Wahrscheinlich gehen die Güterwaggons von Chiasso nach Mailand und dann weiter in den Hafen von Genua, wo sie vermutlich auf ein Schiff verladen werden.«
    »Arbogast wäre auch dann noch gelassen und zuversichtlich, wenn Sie ihn mit einer Waffe bedrohen«, gab Newman zu bedenken. »Er ist ein verdammt harter Bursche.«
    »Aber warum soll er das Risiko eingehen?«, sagte Tweed. »Immerhin hat er ACTIL zu einem Weltkonzern gemacht, ohne dass ihm jemals unsaubere Machenschaften vorgeworfen worden wären. Nun ja, wir werden es bald wissen. Beck will den Zug an der Grenze stoppen und jeden einzelnen Gasbehälter von Spezialisten untersuchen lassen. Bis es so weit ist, darf Arbogast auf keinen Fall merken, dass wir mit ihm im selben Zug fahren …«
    Dann war es Zeit zum Aufbruch. Sie verließen das Lokal und wandten sich nach rechts auf einen großen, leeren
Platz, der von alten, erstklassig renovierten Gebäuden umgeben war. Der Boden war mit glatten Natursteinen gepflastert, auf denen es sich viel angenehmer gehen ließ als auf dem in London üblichen Kopfsteinpflaster. Es wurde schon dunkel, und die Laternen, die an eisernen Galgen an den Häusern hingen, waren eingeschaltet.
    Eine Kabine der Standseilbahn kam herab und hielt an der Talstation. Nachdem alle eingestiegen waren, schlossen die Türen der Kabine automatisch, und die Seilbahn begann mit ihrer steilen Fahrt nach oben, die teilweise auch durch einen kurzen Tunnel führte. Newman trug einen alten, abgetragenen Mantel, eine dunkle Brille und eine Baskenmütze.
    Paula fror jämmerlich. Seit sie das Lokal verlassen hatte, litt sie unter der eisigen Kälte, die ihr bis in die Knochen drang. Selbst in der Kabine der Seilbahn wickelte sie sich fest in ihren Pelzmantel. Tweed hatte den Ablauf der ganzen Aktion minutiös geplant. Kaum hatte der Zug angehalten, stieg Newman auch schon aus und verschwand. Paula wartete, bis Tweed, in weitem Abstand gefolgt von Marler, ebenfalls ausgestiegen war. Erst dann trat sie hinaus auf den schmalen Bahnsteig. In diesem Augenblick fuhr eine schwarze Limousine vor und hielt unweit der Stelle, an der Newman den Kleinbus geparkt hatte. Ihr entstieg Roman Arbogast, der eine russisch anmutende Pelzmütze trug, gefolgt von Sophie und Broden. Marienetta war nicht dabei. Paula versteckte sich hinter einer Säule. Marienetta war der Ausflug nach Chiasso wohl doch zu langweilig, dachte sie. Vielleicht wollte sie aber auch nichts mit dem Giftgas zu tun haben, das sich möglicherweise in den Sauerstoffbehältern befand.
    Als der Zug in den Bahnhof einfuhr, stiegen die Arbogasts in den vordersten Erste-Klasse-Waggon. Newman, der mit seiner Baskenmütze kaum zu erkennen war, winkte seinen Kollegen und lotste sie in den zweiten Waggon.
Bereits nach zwei Minuten Aufenthalt fuhr der Zug weiter.
    Paula hatte einen Fensterplatz. Ihr gegenüber saß Tweed, während Marler sich wie üblich einen Platz ein paar Reihen weiter hinten gesucht hatte. Newman saß Paula gegenüber auf der anderen Seite des Gangs. Bald lag Lugano hinter ihnen, und der Zug fuhr durch unbewohntes, wildes Bergland.
    »Bei Tageslicht hätten wir bis Chiasso eine schöne Aussicht«, sagte Tweed zu Paula, »aber selbst bei Nacht kann man noch einiges erkennen. Wenn Sie sich hinüber zu Bob setzen, sehen Sie gleich den Monte San Salvatore.«
    Paula studierte gerade eine Karte, die sie sich aus dem Hotel mitgenommen hatte.
    »Der Luganer See mit seinen vielen Armen sieht ja aus wie ein Oktopus«, sagte sie zu Tweed.
    »Ein guter Vergleich.«
    Der Zug fuhr um eine Kurve, und Paula sah die Lichter von Lugano, die sich wie Diamantenschnüre am Hang des Monte Brè hinaufzogen. Dann setzte sie sich hinüber zu Newman, der nach oben deutete. Über ihnen erhob sich ein riesiger Kalksteingipfel, der Paula an die Berge vor dem Gotthardtunnel erinnerte. Auf seinem Gipfel blinkte ein rotes Licht als Warnung für anfliegende Flugzeuge. Tweed rief Paula zu, sie solle rasch wieder zurück auf ihren Platz kommen.
    Fasziniert schaute sie aus dem anderen Fenster und sah, wie der soeben aufgegangene Mond sich im See spiegelte, dessen Wasser silbrig wie Quecksilber glänzte. Der Anblick kam ihr so unwirklich vor wie ein Traum.
    »Ist das romantisch«, sagte sie und seufzte leise.
    »Von hier führt die Strecke

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