Die Klinge
unterrichten.
»Und wer informiert Paula?«, fragte Marler.
»Niemand. Das ist ein Befehl.« Tweed sah Newman, Butler und Marler durchdringend an. »Vorhin habe ich kurz das Hotel verlassen und Monica von einer Telefonzelle aus angerufen. Sie hatte interessante Informationen für mich. Der Stammbaum der Arbogasts ist praktisch vollständig. Die gute Monica war wieder einmal sehr fleißig, und ihre Aufgabe war weiß Gott nicht einfach. Sie konnte bei ihren Nachforschungen zwar auf ein Netz von Verbindungen zurückgreifen, das sie sich im Lauf vieler Jahre aufgebaut hat, aber sie musste trotzdem noch viel Überzeugsarbeit
leisten. Daten, wie sie sie verlangte, gibt man eigentlich nur an Mitglieder der Familie heraus.«
»Gut, dass wir Monica haben«, sagte Butler. »Sie ist ein echter Schatz.«
»Wir wissen jetzt«, fuhr Tweed fort, »dass Roman Arbogasts Vater einen Bruder namens Vincenzo hatte, der nach Amerika ausgewandert ist und seinen Namen in Vincent geändert hat. Ein weiterer Bruder, Mario, der ebenfalls in die Staaten emigrierte, hat dort geheiratet und eine Familie gegründet. Dessen Sohn Aldo hatte ebenfalls Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Jetzt sind wir bei Sophies Generation angelangt. Monica hofft, dass sie die Namen dieser Kinder in der allernächsten Zeit erfährt. Ich finde diese Informationen höchst aufschlussreich.«
»Warum?«, fragte Marler.
»Weil wir einen monströsen Mörder jagen, der zudem noch unglaublich clever ist. Wir müssen also ständig auf der Hut sein. In letzter Zeit habe ich mir viele Gedanken über das Motiv für diese grausigen Morde gemacht, und ich glaube, dass ich jetzt mehr denn je weiß, was dahinter steckt. Es geht um Macht. Um enorm viel Macht. Denken Sie darüber nach.«
»Und warum dürfen wir das Paula nicht erzählen?«, wollte Marler wissen.
»Erstens hat sie in letzter Zeit viel zu viel durchmachen müssen. Und zweitens glaube ich, dass sie die Wahrheit bereits selbst herausgefunden hat. Und deshalb fahren wir morgen auch alle nach Airolo.«
»Nach Airolo?«, sagte Marler erstaunt. »Das ist ja fast schon am Gotthard.«
»Als wir vorhin hier ankamen, war ich noch an der Rezeption, weil ich den Nachtportier etwas fragen wollte. Wie Sie ja alle wissen, kann ich einen Text auch lesen, wenn er auf dem Kopf steht. Der Portier hatte die Rechnung der Arbogasts vor sich liegen. Er legte sie zwar sofort beiseite,
aber ich konnte sie trotzdem noch kurz überfliegen. Das morgige Frühstück steht auch noch mit drauf. Ich vermute, dass der Arbogast-Clan sich danach unbemerkt aus dem Staub machen will.«
»Unbemerkt?«, sagte Marler. »Dann haben sie sich bestimmt schon ihre Eisenbahnfahrkarten besorgt.«
»Nein, haben sie nicht. Ich habe Beck angerufen, der immer noch einen Mann im Bahnhof postiert hat. Niemand von den Arbogasts hat dort Fahrkarten gelöst.«
»Vielleicht wartet Arbogast ja bis morgen früh damit.«
»Bestimmt nicht. Er ist ein erstklassiger Organisator, der nichts dem Zufall überlässt. Wenn die Arbogasts vorhätten, mit dem Zug zu reisen, hätte er die Fahrkarten längst besorgt.«
»Wie reisen sie dann?«
»Als ich von der Telefonzelle zurückkam, habe ich gesehen, dass die Stretchlimousine immer noch in der Auffahrt zum Hotel steht. Ein Mechaniker hat etwas am Motor überprüft. Wahrscheinlich planen die Arbogasts, in dieser Limousine eine längere Strecke zurückzulegen. Wir folgen ihnen in unserem Kleinbus.«
»Und wo glauben Sie, dass sie hinfahren?«
»Auch nach Airolo.«
»Woher wollen Sie das so genau wissen?«
»Ganz einfach, ich verlasse mich auf Paulas Instinkt, der sich in der Vergangenheit immer als zutreffend erwiesen hat. In ihrem Albtraum hat Paula die beiden alten Türme gesehen, die hinter Airolo auf dem Berg stehen. Und dann ist da noch der Block, den sie bei dem unheimlichen Haus gefunden hat. Diesen Block hat jemand absichtlich dorthin gelegt, damit Paula ihn findet, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Auf einer der Seiten stand Chiasso, also der Name des Ortes, wo sie um ein Haar getötet worden wäre, und auf einer anderen Seite hatte sich ein Wort durchgedrückt, das der Verdächtige auszustreichen versucht
hat: Airolo. Bestimmt wusste derjenige, dass ich es entziffern würde. Und deshalb heißt unser nächstes Ziel Airolo, meine Herren.«
»Was könnte in dem Nest wohl zu finden sein?«, sagte Butler.
»Der Schlüssel zur Lösung dieses Falles. Und der Grund dafür, dass zwei der mächtigsten Männer der
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