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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Schlapphut verschwunden war. Als sie auf die Hauptstraße kamen, ging Black Jack auf einen roten MG mit einem Strafzettel an der Windschutzscheibe zu. Als er Paula die Wagentür öffnete, hielt sie ein Taxi an, das gerade vorbeifuhr.
    »Danke für den Wein«, rief sie Black Jack zu. »Aber ich habe es mir anders überlegt. Ich nehme doch lieber ein Taxi.«
    »Typisch Frau«, erwiderte er in einem höhnischen Ton. »Launischer als das Aprilwetter.«
    Während das Taxi durch den lockeren Abendverkehr gut vorankam, dachte Paula angestrengt nach. War es möglich, dass die Gestalt im Schlapphut der gute Black Jack Diamond gewesen war? Oder war der Wagen, den sie gehört hatte, doch ein anderer gewesen als der rote MG? Natürlich wäre es Black Jack möglich gewesen, durch eine Seitentür unbemerkt ins Marino’s zu schlüpfen und so zu tun, als säße er schon lange dort, aber es war nicht sonderlich wahrscheinlich. Und dann war da noch Nathan Morgan. War er groß genug, um die unheimliche Gestalt gewesen zu sein? Paula war sich nicht sicher. Und das beunruhigte sie.

9
    Die große Boeing der United Airlines befand sich mitten über dem Atlantik. Tweed, Paula und Newman saßen auf bequemen Plätzen in der ersten Klasse. Das Flugzeug war nur zur Hälfte belegt, sodass sie sich gut unterhalten konnten, ohne das Risiko einzugehen, belauscht zu werden.
    Paula, die über Tweeds Flugangst Bescheid wusste, hatte darauf bestanden, dass er vor dem Abflug noch eine Beruhigungstablette einnahm. Draußen war es dunkel, und Paula warf nur hin und wieder einen kurzen Blick durch das kleine Fenster. Die Gelegenheit war günstig, Tweed die Ereignisse vom Vortag zu berichten.
    »Ich habe also das Buch geholt, das Dr. Seale uns empfohlen hat. Ich habe es übrigens dabei. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, wer gerade die Treppe herunterkam, als ich dort wartete? Das erraten Sie nie. Der gute Dr. Seale höchstpersönlich. Er hat kurz ein paar Worte mit mir gewechselt. Er war sehr nett.«
    »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen«, sagte Newman, der rechts von Tweed saß und sich deswegen ein wenig vorbeugen musste.
    »Dann, beim Tee, schlug Marienetta mir vor, dass wir im Mordfall Holgate eigentlich zusammen ermitteln könnten. Wie Sie ja wissen, hat sie mal in einer Detektei gearbeitet.«
    »Da wäre ich an Ihrer Stelle vorsichtig«, erwiderte Tweed warnend.
    »Sie ist eine sehr kluge Frau«, bemerkte Newman.

    »Trotzdem wäre ich vorsichtig. Und wie war es mit Black Jack Diamond?«
    Bevor Paula das erzählte, berichtete sie, was auf dem Weg zum Marino’s vorgefallen war. Als sie von der Gestalt im Schlapphut erzählte, machte Tweed ein besorgtes Gesicht.
    »Sie müssen bei diesem Fall sehr vorsichtig agieren, Paula. Wir alle sollten kein Risiko eingehen. Der Killer ist intelligent und skrupellos.«
    »So wie Sie reden, könnte man fast meinen, Sie wären immer noch bei Scotland Yard«, sagte Paula und lachte.
    »Irgendwie bin ich das auch noch, sobald es um Ermittlungen geht. Schon seltsam, was man einmal gelernt hat, vergisst man nie. Ich für meinen Teil komme ganz gut ohne DNA-Analyse und diesen ganzen Kram aus. Es reicht, wenn man den Leuten aufmerksam zuhört, unbewusst verraten sie einem nämlich irgendwann einmal ihren wahren Charakter. Schon aus reiner Selbstgefälligkeit. Vielleicht haben wir den Mörder ja bereits kennen gelernt.«
    »Haben Sie denn schon einen bestimmten Verdacht?«, fragte Paula.
    »Nein, dazu ist es noch zu früh.«
     
    Das Flugzeug hatte Rückenwind und landete deshalb früher als geplant. Trotzdem mussten Tweed und seine Begleiter sich beeilen, um den Anschlussflug nach Portland zu erreichen.
    Vor ihrem Abflug hatte Tweed seine beiden Mitarbeiter angewiesen, notwendige Erklärungen während der Reise ihm zu überlassen. Paula hatte gefragt, ob es wirklich klug sei, unter ihren richtigen Namen zu reisen, und Tweed hatte darauf geantwortet, dass es angesichts der delikaten Natur ihrer Reise sicherer sei, die eigenen Pässe zu benutzen.
    Als das Flugzeug in Boston von der Startbahn abhob, blickte Paula hinaus in die Nacht. Die Stadt unter ihr glich
einer Milchstraße aus funkelnden Lichtern, durch die sich der Charles River wie ein schwarzes Band seinen Weg ins Land bahnte. Nur wenige schwach beleuchtete Schiffe waren auf der Wasserstraße unterwegs.
    Der Flug nach Portland dauerte nicht einmal eine Stunde. Je weiter nördlich sie kamen, desto dichter wurden die immergrünen Nadelwälder

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