Die Klinge
Parrish, nachdem er sich wieder gesetzt hatte. »Legen Sie doch noch ein Scheit in den Ofen, damit die Lady keine kalten Füße bekommt. Wäre schade, wenn sich so ein hübsches Ding verkühlen würde.« Dabei grinste er Paula anzüglich zu.
»Ich kümmere mich schon um das Feuer«, ließ sich plötzlich eine weitere Stimme vernehmen, aber Tweed hatte bereits ein Scheit in das lichterloh prasselnde Feuer geworfen. Es konnte nicht schaden, den alten Gauner bei Laune zu halten.
Paula schenkte dem Mann, der seine Hilfe angeboten hatte, ein dankbares Lächeln. Er war um einiges jünger als Parrish, und sein grau kariertes Hemd und die blauen Jeans wirkten sauber und gepflegt. Er machte einen kräftigen Eindruck, hatte dichtes, blondes Haar, ein gut geschnittenes Gesicht und ein nettes Lächeln. Parrish rülpste laut und blaffte den jungen Mann an: »Vorsicht bei der Lady, Jed. Wenn du an die ran willst, musst du erst an Tweed und seinem Gorilla vorbei.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mr. Parrish, würde ich mich gern hinsetzen, bis ich mich an diese Hitze hier gewöhnt habe«, sagte Paula mit schneidender Stimme.
»Aber natürlich!« Parrish stand auf und holte höchstpersönlich aus einer Zimmerecke drei Korbstühle heran. »Bitte schön«, sagte er und machte mit seiner dicken Hand eine einladende Geste. Die Fingernägel starrten vor Schmutz. »Jed«, rief er, als Paula sich setzte, »wo bleiben deine Manieren?«
Dann legte er ihr eine Hand auf den Arm und beugte sich über sie. »Na, sitzen wir bequem?«, fragte er. Seine alkoholgeschwängerten Ausdünstungen raubten Paula fast den Atem.
Sie nahm seine Hand und schob sie fort. Ihre Entschlossenheit schien Parrish zu beeindrucken. Tweed, der mittlerweile ebenfalls Platz genommen hatte, war mit seiner Geduld am Ende. Streng fixierte er den Deputy, der sich wieder an seinen Schreibtisch gesetzt hatte.
»Sie waren also dabei, als man Hank Foleys Leiche geborgen hat?«, fragte er ohne lange Umschweife.
»Ich habe die Operation geleitet, um es mal so auszudrücken.«
»Dann müssen Sie ja am besten wissen, wie sich alles abgespielt hat. Ich brauche jede Einzelheit.«
»Wenn das so ist, sollten Sie sich lieber mit Jed unterhalten. Er hat schließlich die Leiche gefunden. Nur den Kopf nicht, oder, Jed? Bist du sicher, dass er dir nicht ins Meer gerollt ist, als du dem Team aus Portland geholfen hast, die Leiche an Land zu ziehen?«
»Über so was macht man keine Witze«, erwiderte Jed heiser. »Sie wissen genau, dass das nicht der Fall war.«
»Sei doch nicht so empfindlich, Jed. Zeig lieber den Engländern, wo du den kopflosen Herrn gefunden hast.«
»Kommen Sie voran mit Ihren Ermittlungen?«, fragte Tweed, der langsam die Geduld verlor. »Wie weit sind Sie? Ich würde wirklich gern ein paar Details hören.«
»Das braucht alles seine Zeit«, murmelte Parrish, während Paula sich in dem Zimmer umsah. Was für ein Kontrast zwischen Jeds Schreibtisch mit der alten Remington-Schreibmaschine und den fein säuberlich gestapelten Aktendeckeln zu Parrishs schmuddeligem Chaos in der anderen Ecke. Auf seinem Arbeitstisch lagen in unordentlichen Stapeln viele lose Blätter herum, auf denen sich rund und gelblich die Abdrücke von Bierflaschen abzeichneten.
An den Wänden lehnten gefährlich schiefe Aktenstapel.
Tweed stand auf. Mit Mr. Parrish, dem der Fall von Hank Foley ganz offensichtlich völlig gleichgültig war, würden sie keinen Millimeter weiterkommen.
»Ich möchte jetzt doch auf Ihr Angebot zurückkommen und Jed bitten, uns zu der Stelle zu führen, wo er die Leiche gefunden hat. Langsam drängt die Zeit.«
»Ich werde Sie sofort hinfahren«, erbot sich Jed, der bereits aufgesprungen und in seine Windjacke geschlüpft war. »Gehen Sie schon mal raus, ich komme nach«, sagte er und zog im Gehen seinen Reißverschluss zu.
»Wunderbar. Dann brechen wir mal auf«, antwortete Tweed.
Parrish erhob sich schwerfällig und folgte seinen Besuchern, während Jed hinter dem Haus noch etwas zu erledigen hatte. Während Tweed, Paula und Newman am Fuß der Treppe stehen blieben, wo die eisige Kälte ihnen fast den Atem raubte, zog Parrish es vor, auf der Türschwelle zu bleiben.
»Bis Portland ist es aber noch ganz schön weit«, rief er, während er nach einer frischen Flasche Bier griff. »Besonders, wenn man zu Fuß gehen muss.« Er lachte laut und dröhnend, bis er keine Luft mehr bekam.
»Kommen Sie mit zu meinem Wagen«, sagte Jed. »Er steht hinter dem
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