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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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soll das heißen? Das ist ja eine ungeheuerliche Unterstellung.«
    »Es tut mir Leid, Sir. Der Ausdruck stammt vom Botschafter, nicht von mir. Ich würde das niemals so ausdrücken. Es tut mir aufrichtig Leid.«
    Paula, der Danvers auf Anhieb sympathisch war, empfand Mitleid mit ihm. Tweed nahm ihn ganz schön in die Mangel, auch wenn es nicht sonderlich klug gewesen war, ihren Besuch in den USA als hinterfotzig zu bezeichnen.
    »Ist schon gut. Schwamm drüber«, erwiderte Tweed großzügig. »Was erwartet sich der Botschafter denn von Ihrem Besuch bei mir?«
    »Dass Sie keine weiteren Ermittlungen über den Mord an Hank Foley in Pinedale anstellen.«
    »Wie käme ich dazu?«, sagte Tweed lächelnd. »Pinedale liegt doch in Maine, oder? Wie stellt sich das der Botschafter
denn vor? Wie soll ich in einem Fall ermitteln, der sich in zweitausend Meilen Entfernung zugetragen hat, wo ich doch hier in London sitze?«
    »Das ist tatsächlich nur schwer vorstellbar.« Danvers warf Paula einen kurzen Blick zu und lächelte. »Der Botschafter hat im Übrigen nicht die geringste Absicht, sich in die Angelegenheiten britischer Behörden einzumischen«, fuhr er, wieder an Tweed gewandt, fort.
    »Ist Russell Straub eigentlich in Begleitung seiner Leibwächter hinüber auf den Kontinent geflogen?«, fragte Tweed wie beiläufig.
    »Nein.« Danvers zögerte. »Aber wo Sie das Thema schon ansprechen, will ich Ihnen sagen, dass der Sicherheitsabteilung der Botschaft gar nicht wohl bei dem Gedanken ist, dass Mr. Straub ganz allein reist. Soviel ich weiß, will er auf dem Kontinent Gespräche mit wichtigen Politikern und Wirtschaftsbossen führen.«
    »Zum Auftakt seines Präsidentschaftswahlkampfs?«
    »Das werden bestimmt einige so sehen. Aber jetzt muss ich gehen. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Sir.«
    »Paula«, sagte Tweed, »seien Sie doch so freundlich und begleiten Sie unseren Gast hinunter zum Ausgang...«
    Nachdem Paula mit Danvers das Büro verlassen hatte, zwinkerte Marler Newman zu, der erst grinste, dann aber so unbändig lachen musste, dass er einen Hustenanfall bekam.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte Tweed.
    »Ihnen ist doch sicherlich nicht entgangen, dass Paula unseren amerikanischen Gast äußerst sympathisch fand und dass Mr. Danvers für ihren Charme auch nicht unempfänglich war. Sie schlauer Fuchs hoffen doch bestimmt, dass die beiden sich näher kommen und Danvers irgendwann ein paar Betriebsgeheimnisse der amerikanischen Botschaft ausplaudert.«

    Tweed wollte gerade antworten, als Paula schon wieder zurückkam, die Tür hinter sich schloss und sich mit verschränkten Armen vor seinem Schreibtisch aufbaute. Ihr Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich.
    »Ed - ich meine Mr. Danvers - hat mich gefragt, ob ich nicht in nächster Zeit einmal einen mit ihm trinken will.«
    »Tja...« Tweed betrachtete eingehend den vor ihm liegenden Aktendeckel. »Er hat gute Manieren, ein angenehmes Wesen, ist sympathisch.«
    »Ich soll wohl als Köder herhalten«, fauchte sie. »Sie hoffen, dass ich ihm Informationen über die Vorgänge in seiner Botschaft entlocken kann.« Sie schäumte vor Wut. »Sie verschlagener alter Fuchs.«
    »Gegen das Wort ›alt‹ erhebe ich Einspruch«, sagte Tweed.
    »Also habe ich Recht! Sie sind wirklich unmöglich. Na los, sagen Sie es mir ins Gesicht. Habe ich Recht?«
    Tweed sah sie offen an. »Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.« Seine Stimme war wieder ernst, als er fortfuhr: »Sie müssen sich nicht mit Danvers treffen, wenn Sie nicht wollen. Aber sein Besuch war sehr aufschlussreich für uns. Normalerweise mischt sich der amerikanische Botschafter nicht in innerbritische Angelegenheiten ein. Außer, jemand bittet ihn darum. Aber wer? Ich tippe auf Straub, der den Botschafter vor seinem Abflug unter Druck gesetzt hat. Ich frage mich wirklich, weshalb Russell Straub wohl allein auf den Kontinent geflogen ist. Bestimmt nicht nur, um dort Flagge zu zeigen. Wenn das der Grund gewesen wäre, hätte er ein Dutzend Leibwächter mitgenommen.«
    »Tut mir Leid, dass ich die Beherrschung verloren habe«, sagte Paula und ging zu ihrem Schreibtisch. »Aber ich bin schon seit zwei Tagen ziemlich nervös. Es ist albern, ich weiß, und ich wünschte, ich käme dahinter, was dieses Gefühl bei mir ausgelöst hat.«

    »Machen Sie sich keine unnötigen Gedanken«, tröstete sie Tweed. »In den letzten zwei Tagen hatten wir es mit jeder Menge unangenehmem

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