Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
schloss eine Schublade ihres Schreibtisches auf und nahm Wylies Geschichte der Exekution heraus. Das nehme ich mir als Nachtlektüre mit, dachte sie.
    »Großer Gott«, sagte sie auf einmal laut. »Ich muss unbedingt Marienetta anrufen.«
    »Wieso?«, fragte Newman.
    »Wir wollten uns zum Abendessen verabreden. Ich muss ihr sagen, dass ich eine Weile nicht im Lande bin.«
    »Aha«, meinte Newman nur. Während Paula ihr Telefonat führte, las er in der neuesten Ausgabe der Herald Tribune . Kein Wort über den Mord an Hank Foley. Als Paula auflegte, kam Tweed zurück.
    »Seltsam«, sagte Paula.

    »Was ist seltsam?«, fragte Tweed und ging zu dem Schrank, in dem sein Koffer war.
    »Ich habe gerade bei Marienetta angerufen, aber ihre Sekretärin sagte mir, dass sie seit zwei Tagen verreist sei. Auch Sophie ist unterwegs, aber allein. Die beiden reisen nie zusammen. Als ich dann Mr. Arbogast zu sprechen wünschte, teilte mir die Sekretärin mit, dass auch der verreist sei. Alle drei sind vor zwei Tagen weggefahren.«
    »Also etwa zur selben Zeit, in der Russell Straub sich ins Ungewisse verflüchtigt hat. Ich frage mich, ob das noch ein Zufall ist.«
    »Sollten Sie nicht Mrs. Brucan anrufen und ihr sagen, dass wir eine Weile nicht hier sind?«, schlug Paula vor. »Sonst macht sie sich vielleicht umsonst auf den Weg hierher.«
    »Sie haben Recht.«
    Tweed suchte sich die Nummer heraus, die er sich in sein Notizbuch geschrieben hatte. Dann nahm er den Hörer ab, wählte und wartete. Niemand meldete sich. Tweed überlegte, ob er sich vielleicht verwählt hatte, und versuchte es dann noch einmal. Wieder nichts.
    »Keine Antwort. Seltsam, dass auf einmal alle verschwunden sind. Immerhin, Howard ist jetzt voll informiert und schmeißt den Laden, während ich weg bin. Meine Neuigkeiten haben ihn ziemlich schockiert. Ich habe ihm gesagt, dass es so gut wie jeder sein könnte.«
    »Wer könnte was sein?«
    »Die Leiche in Montreux. Die dritte, die ohne Kopf gefunden wurde.«
    »Hoffen wir, dass es niemand ist, den wir kennen.«

15
    Der Flug nach Genf dauerte etwas länger als eine Stunde. Dieses Mal saßen sie näher am Cockpit - Paula in der Mitte, Tweed am Fenster und Newman auf dem Gangplatz. Das Flugzeug war nur halb voll, sodass sie sich leise besprechen konnten, ohne belauscht zu werden. Mehrere Reihen hinter ihnen befanden sich Butler und Nield. Marler hatte sich einen Platz ganz hinten geben lassen, von dem aus er einen guten Überblick hatte.
    Draußen war es bereits dunkel, als Paula in ihre Aktenmappe griff und das geliehene Buch herausholte. Mehrere Seiten waren mit bunten Reitern gekennzeichnet.
    »Das ist ziemlich starker Tobak«, sagte sie zu Newman. »Ich hoffe, Sie haben einen ebenso starken Magen.«
    »Wenn’s mir schlecht wird, trinke ich das hier«, entgegnete er und hob sein Glas mit Whisky. »Na, dann bringen Sie mir mal das Gruseln bei.«
    »Bei den Hinrichtungen ist man damals sehr methodisch vorgegangen«, begann sie. »So ging es los: Der Verurteilte wurde mit gefesselten Armen auf das Schafott geführt.«
    Tweed beugte sich zu Paula hinüber und besah sich die Illustration, eine Kohlezeichnung, wie er vermutete. Oben auf dem Schafott wartete der Henker, ein großer, schwerer Klotz von einem Mann mit einer wollenen Gesichtsmaske mit Sehschlitzen für die Augen. Er sah zum Fürchten aus. In der rechten Hand hielt er eine langstielige Axt. Sein Opfer lag auf dem Rücken und wurde mit dem Hals genau in die Wölbung des Richtblocks gelegt. Der Henker hob die
Axt hoch über den Kopf. Auf der nächsten Seite war zu sehen, wie die Axt niedersauste. Die Klinge drang durch den Hals, der Kopf kippte nach hinten und fiel auf ein großes Stück Sackleinen. Aus dem zerklüfteten Stumpf spritzte nach allen Seiten schwarzes Blut.
    »Gut, dass die Illustrationen nicht in Farbe sind«, meinte Newman.
    Auf dem nächsten Bild packte der Henker den abgetrennten Kopf an den Haaren und präsentierte ihn der Menge, bevor er ihn dann in den Sack steckte, diesen verschnürte und auf einen unter dem Schafott wartenden Karren warf.
    »Was jetzt kommt, ist besonders wichtig«, sagte Paula.
    »Und wie. Besonders für den armen Teufel, dem man den Kopf abgeschlagen hat«, bemerkte Newman.
    Paula bohrte ihm den Zeigefinger in die Rippen. »Jetzt seien Sie doch nicht so albern. Das ist wirklich wichtig.«
    »Worum geht es denn?«, fragte Tweed.
    Paula hatte zu der Seite mit dem hinter dem Richtblock liegenden Sack

Weitere Kostenlose Bücher