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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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gepflanzte Rebstöcke jetzt kahl waren. Ab und zu sah Paula auch ein kleines Dorf mit sauberen Häusern und dem obligatorischen, von einem Zwiebelturm gekrönten Kirchlein. Was für ein friedlicher Anblick, dachte Paula, so typisch für die Schweiz wie Schokolade und Käse.
    Auf der anderen Seite der Autobahn erstreckte sich der See, und in der Ferne, jenseits des französischen Ufers, erhoben sich schroffe, felsige Berge. Auf einmal klatschte ein Vorhang aus Regen gegen die Fenster. Beck deutete hinaus.
    »Wir kommen jetzt gleich nach Ouchy, wo die Autobahn fast parallel zum See verläuft«, erklärte er. »In der Ecke hier
toben die Stürme immer am heftigsten. Aber laut Wetterbericht soll der Wind bis zum frühen Morgen abflauen. Dann wird die Leiche hoffentlich wieder angeschwemmt.«
    Paula wurde mit einem Mal von Müdigkeit überwältigt und lehnte ihren Kopf an die Nackenstütze. So war das viel bequemer. Während der große Wagen leise wie eine Katze über die Autobahn schnurrte, schlief sie ein.
     
    Sie erwachte davon, dass Tweed sie am Ärmel zupfte. Als sie blinzelnd die Augen aufmachte, fielen ihr sofort zwei Dinge auf: Die Limousine fuhr langsamer, und ihre rechte Hand umklammerte immer noch die Aktenmappe auf ihrem Schoß.
    »Wir sind in Montreux«, sagte Tweed, als der Wagen zum Stehen kam.
    Paula schaute aus dem Fenster. Unmittelbar vor ihr erhob sich die goldgelbe Fassade eines Hotels, das die gesamte Länge der Grand-Rue einzunehmen schien. Die allermeisten Zimmer verfügten über Balkone, die angesichts des strömenden Regens jedoch menschenleer waren. Wie aus dem Nichts tauchten uniformierte Hotelpagen mit riesigen Schirmen in der Hand auf und öffneten die Wagentüren. Tweed und Paula teilten sich einen Schirm und eilten ins Hotel, gefolgt von Beck und dem Rest des Teams.
    An der Rezeption begrüßte sie eine freundliche Empfangsdame und gab jedem ein Anmeldeformular, das auszufüllen war. Beck hielt sich dabei dezent im Hintergrund.
    »Ich nehme an, dass Sie um diese Zeit des Jahres nicht ausgebucht sind«, bemerkte Tweed.
    »Nein, Sir. Aber dafür haben wir zurzeit ganz besonders illustre Gäste.«
    »Wen denn beispielsweise?«
    »Den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten.«

16
    »Da kann man nichts machen«, sagte Tweed. »Ich habe Russell Straub vor nicht einmal einer Woche in London kennen gelernt.«
    Paula konnte nur mit Mühe ein Kichern unterdrücken. Tweed machte wirklich das Beste aus seiner kurzen Begegnung mit dem amerikanischen Vizepräsidenten auf Sophies Geburtstagsparty.
    »Tatsächlich, Mr. Tweed?« Die Frau an der Rezeption war sichtlich beeindruckt. »Mr. Straub ist erst vor einer Stunde abgereist. Es wurde gerade dunkel.«
    »Mit dem Zug wahrscheinlich.«
    »Aber nein. Er ist mit einem großen Ford unterwegs, den er selbst fährt.«
    »Dann ist er bestimmt nach Bern gefahren«, sagte Tweed und wählte die erste Stadt, die ihm in den Sinn kam.
    »Ich habe leider keine Ahnung, wohin er wollte. Während seines Aufenthalts hier war er nicht häufig im Hotel. Er hat sich von den anderen Gästen auch ziemlich fern gehalten.«
    »Aha. So, jetzt gehen wir erst einmal auf unsere Zimmer. Bekommen wir denn noch etwas zum Abendessen?«
    »Natürlich.«
    Ein Page brachte Paula zu ihrer Suite, während Tweed von einem anderen Pagen in die entgegengesetzte Richtung geleitet wurde. Tweeds Suite war sehr geräumig und hatte einen Balkon mit Seeblick. Nachdem er dem Pagen
ein Trinkgeld gegeben hatte, wandte er sich an Beck, der ihm gefolgt war.
    »Kann man von meinem Balkon aus die Stelle sehen, an der die Leiche entdeckt wurde?«
    »Ja, aber ich befürchte, wir werden dabei ein wenig nass werden«, sagte Beck und trat hinaus auf den Balkon. »Außerdem sieht man nicht viel, weil so viel Gebüsch davor ist. Es ist gleich da hinten, bei dem Landungssteg.«
    »Jetzt können wir nur hoffen, dass die Leiche wieder angetrieben wird.«
    »Ich habe sicherheitshalber ein großes Polizeiboot mit einem Netz losgeschickt. Vielleicht verfängt sich der Tote ja darin. Aber jetzt muss ich gehen.« Er nahm einen Notizblock des Hotels und schrieb eine Nummer darauf. »Unter der Nummer können Sie mich die ganze Nacht über erreichen. Es ist die der Polizeistation in der Nähe des Landungsstegs.«
    Nachdem Tweed sich ein bisschen frisch gemacht hatte, begab er sich auf die Suche nach Paulas Suite. Auf dem Weg dorthin stieß er auf Newman, der gerade dasselbe vorhatte. Obwohl das Hotel sehr groß war, fanden

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