Die Klinge
die linke Hand zur Faust und fauchte: »Ich schlage Sie krankenhausreif, Sie Dreckskerl!«
Nicht schon wieder, stöhnte Paula innerlich. Black Jack stürzte sich auf den Reporter, holte aus und wollte ihm mit der Faust ins Gesicht schlagen. Snyder reagierte so schnell, dass Paula kaum mitbekam, was geschah. Mit einer geschickten Bewegung packte er Black Jacks Arm und drehte ihn auf den Rücken. Paula hatte ihm so viel Kraft gar nicht zugetraut.
»Loslassen!«, japste Black Jack. »Sie brechen mir ja den Arm.«
»Den brechen Sie sich schon selbst, wenn Sie nicht stillhalten. Also, benehmen Sie sich, sonst landen Sie im Krankenhaus!«
Einen Moment lang standen die beiden Männer wie erstarrt da. Die anderen Gäste gafften bereits zu ihnen herüber. Der grimmige Gesichtsausdruck des Reporters gab Paula sehr zu denken. Snyder schien durchaus fähig zu sein, seine Drohung in die Tat umzusetzen.
»Na, haben Sie sich jetzt beruhigt?«, fragte Snyder.
»Ja«, krächzte Black Jack. »Ich will mich sauber machen.«
Snyder ließ ihn los. Black Jack rieb mit der rechten Hand seinen linken Arm, den Snyder ihm umgedreht hatte, und trollte sich in Richtung Toilette. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und drehte sich noch einmal um.
»Bis später«, sagte er und grinste in dem vergeblichen Versuch, wenigstens einen starken Abgang hinzulegen. Dann schob er einen Kellner, der mit einer Serviette angerannt kam und ihm die Spaghettisoße von der Hose wischen wollte, brüsk beiseite und ging.
»Tut mir Leid, aber er wollte es nicht anders«, sagte Snyder lässig. »Aber da gerade ein Stuhl frei geworden ist, würde ich mich gern zu Ihnen setzen, wenn es Ihnen recht ist.«
Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern ließ sich sofort auf Black Jacks Platz nieder. Der Kellner brachte ein frisches Glas, und Marienetta goss ihm Rotwein ein. Dann faltete sie die Hände und betrachtete ihn nachdenklich.
»Was führt Sie nach Montreux?«, wollte Paula wissen.
»Ganz einfach. Ich bin Sophie und Black Jack gefolgt.«
»Damit haben Sie aber meine Frage nicht beantwortet«, hakte Paula nach.
»Na schön, wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Es war ein Mord, der mich hergeführt hat.« Snyder trank einen Schluck von dem Wein und sah Marienetta an. »Vielen Dank, der ist ausgezeichnet. Sehr freundlich von Ihnen.«
»Ein Mord?«, fragte Paula verdutzt. »Sie können von dem Mord in Montreux doch noch gar nicht erfahren haben. Der war doch noch gar nicht passiert, als Sie vor zwei Tagen in Heathrow ins Flugzeug gestiegen sind.«
»Stimmt. War er nicht. Ich meinte damit auch den Mord an Adam Holgate in Bray. Die Arbogasts besitzen dort ein Anwesen. Abbey Grange. Jetzt sind die Arbogasts hier, und draußen auf dem See treibt eine weitere Leiche. Also hat mich mein Gefühl nicht getrogen. Ich habe einfach ein Gespür für so was.«
»Was wollen Sie damit andeuten?«, fragte Marienetta mit eisigem Ton.
»Gar nichts, Marienetta.« Snyder schenkte ihr zu Paulas großer Überraschung ein warmes und freundliches Lächeln. Der Reporter schien wirklich zwei Seiten zu haben. »Das können Sie mir glauben. Aber ich bin der Ansicht, dass ein Mitglied Ihrer Familie über wichtige Informationen verfügt, ohne es selbst zu wissen.«
Und gewieft ist er auch noch, dachte Paula. Er weiß genau, was er sagt.
»Was denn für wichtige Informationen?«, fragte Marienetta kühl.
»Nun ja, Ihr Onkel war so freundlich, mich in London in der ACTIL-Zentrale zu empfangen. Aber dann sind Sie auf der Bildfläche aufgetaucht, und plötzlich schlug die Stimmung um. Als ob es etwas Wichtiges zu verbergen gäbe. Mein Besuch endete ziemlich abrupt damit, dass Sie mich von Broden hinauswerfen ließen. Erinnern Sie sich?« Snyder wandte sich an Paula. »Wussten Sie übrigens, dass Broden auch hier ist? Er sitzt drüben an der Bar und beobachtet uns im Spiegel hinter dem Tresen.«
»Nein, das wusste ich nicht«, antwortete Paula. »Aber es geht weder mich noch Sie etwas an.«
»Paula«, sagte Marienetta und beugte sich zu ihr hinüber, »Broden ist als Onkel Romans Leibwächter mit in die Schweiz geflogen.«
»Aber vorhin haben Sie mir doch erzählt, dass Ihr Onkel das Hotel bereits verlassen hat.«
»Das stimmt auch. Mein Onkel hat von der kopflosen Leiche im See erfahren und hat Broden zu unserem, zu Sophies und meinem, Schutz zurückgelassen. Er macht sich Sorgen um unsere Sicherheit.«
»Dann ist Broden also auch schon seit zwei Tagen hier«, sagte
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