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Die Klinge

Titel: Die Klinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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als Erster, dicht gefolgt von Paula. Falls doch jemand drinnen wäre, würde er so tun, als sei die Tür offen gewesen. »Ich kenne einen Mr. Mannix«, würde er sagen, »und ich dachte, dass Sie das sind.«
    Tweed sah sich im Wohnraum um, während Paula weiter ins Schlafzimmer ging. Das Bett war für die Nacht aufgedeckt, und auf dem Kopfkissen lagen zwei kleine Täfelchen Schweizer Schokolade. Paula öffnete die Schränke und fand darin Männerkleidung vor. Als sie den letzten aufmachte, entfuhr ihr ein leiser Schrei. Tweed eilte aus dem Wohnzimmer zu ihr.
    »Was ist los?«
    »Sehen Sie nur. Ein langer schwarzer Mantel und ein Schlapphut. Genau so war die Gestalt gekleidet, die mich am Piccadilly verfolgt hat, um dann spurlos in einer dunklen Gasse zu verschwunden.«
    »Der Kleidung nach zu schließen ist der geheimnisvolle Mr. Mannix ziemlich groß. Außerdem muss er viel Geld haben, die Garderobe ist nämlich nagelneu. Im Bad habe ich übrigens eine Bürste gefunden, an der nicht ein einziges Haar ist, und im Wohnzimmer stehen zwei neue Koffer, die beide leer sind. Irgendetwas ist hier faul.«
    »Gehen wir lieber. Wir haben genug gesehen, und es ist irgendwie unheimlich hier...«

    Sie verließen die Suite, und Newman drückte die Tür wieder ins Schloss.
    »Meine Suite ist ganz in der Nähe«, sagte Paula. »Ich will nur kurz etwas nachsehen. Warten Sie bitte hier auf mich.«
    Es dauerte nicht lange, bis sie wieder zurück war.
    »Es ist so, wie ich vermutet habe. Mein Bett ist noch nicht gemacht worden. Ich glaube nicht, dass Mannix jemals in seinem Bett geschlafen hat.«
    »Dann gehen wir zur Rezeption und unterhalten uns mal mit dem Portier...«
    Unten angekommen, stellte Tweed fest, dass mittlerweile der Nachtportier seinen Dienst angetreten hatte.
    »Ich hätte da eine Frage«, wandte er sich an den Mann. »Ein Freund von mir, ein Mr. Mannix, soll eventuell hier bei Ihnen im Hotel abgestiegen sein. Ich wollte ihn an die Bar einladen, aber er scheint nie im Haus zu sein.«
    »Ganz recht, Sir. Mr. Mannix ist vorgestern Abend hier eingetroffen, und seitdem hat ihn niemand mehr gesehen. Nicht einmal im Restaurant.«
    »Das sieht meinem Freund aber gar nicht ähnlich. Könnten Sie mir diesen Mr. Mannix vielleicht beschreiben?«
    »Es war ziemlich viel los, als er hier ankam«, antwortete der Nachtportier und runzelte nachdenklich die Stirn. »Aber ich erinnere mich an einen großen Mann in einem langen, dunklen Mantel. Ach ja, und er trug einen großen Hut mit einer breiten Krempe, die er tief ins Gesicht gezogen hatte. Außerdem hatte er eine Sonnenbrille auf.«
    »Dann war es wohl doch nicht mein Freund«, sagte Tweed und machte auf enttäuscht. »Aber ich hätte noch eine andere Frage. Stimmt es, dass Vladimir Nabokov, der Autor von Lolita, die letzten fünfzehn Jahre seines Lebens hier im Hotel verbracht hat?«
    »Die letzten sechzehn Jahre«, verbesserte ihn der Nachtportier.

    »Aber das war sicherlich vor Ihrer Zeit«, bemerkte Newman boshaft.
    »Das hat ihm nicht gefallen«, flüsterte Paula im Weggehen. »Der Portier ist höchstens dreißig, und Nabokov ist bereits 1977 gestorben.«
    »Ich weiß. Aber was halten Sie davon, wenn wir jetzt ins Bett gehen?«
    »Gute Idee, ich bin todmüde«, sagte Paula. »Wenn irgendetwas passiert, wecken Sie mich mit dem vereinbarten Zeichen - viermal klopfen, Pause, dann noch ein weiteres Mal.« Nach ein paar Schritten fügte sie hinzu: »Ehrlich, ich frage mich, ob der Tote im See nicht vielleicht dieser geheimnisvolle Mr. Mannix ist.«
     
    Obwohl Paula sehr müde war, zwang sie sich, noch eine Dusche zu nehmen. Danach fiel sie ins Bett und schlief innerhalb weniger Sekunden ein. Eigentlich hätte sie endlich einmal wie ein Stein schlafen müssen, aber dann wurde sie abermals von einem Albtraum heimgesucht.
    Ganz allein streifte sie durch das hohe Gras rund um das Sanatorium in Pinedale. Es war sehr still, und dünne Nebelschwaden trieben auf sie zu. Sie suchte die Stelle im Gras, auf die Foleys Blut getropft sein musste, als der Täter den abgeschlagenen Kopf in die Höhe gehalten hatte. Das Sanatorium zeichnete sich als verschwommener Umriss im Nebel vor ihr ab. Wo waren Tweed und Newman? Sie hatte keine Ahnung.
    Da hörte sie gedämpfte Schritte, die langsam auf sie zukamen. Automatisch griff Paula in ihre Umhängetasche, aber dann fiel ihr zu ihrem Entsetzen ein, dass sie ihre.32er Browning ja in England gelassen hatte. Verzweifelt sah sie sich nach einer anderen

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