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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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war allein und hatte den Garten ganz für sich. London hielt sich an die Wege, der Kies knirschte unter ihren zierlichen Schuhen, die genau wie ihr Kleid aus Atlas waren. Sie schlenderte einen Weg hinunter und achtete sorgsam darauf, in Sichtweite des großen Fensters zum Salon zu bleiben, dessen Licht in den Abend hinausfloss. London konnte ihren Vater und Fraser sogar sehen. Sie waren in ein angeregtes Gespräch vertieft und deuteten dabei auf die Papiere in der Hand ihres Vaters. Vielleicht diskutierten sie, was auf Delos geschehen sollte, wenn sie dort waren. Niemand verriet ihr Einzelheiten. Sie hatte lediglich eine Aufgabe. Darüber hinaus benötige sie keine Informationen, hatten sie ihr gesagt. So beobachtete sie die Männer durch die Scheibe und war wieder einmal ausgeschlossen.
    Während sie die beiden Männer also im Auge behielt, beachteten sie ihrerseits London nicht. Schließlich standen Vater und Fraser auf, verließen den Salon und verschwanden im Hotel. London blinzelte. Na, offenbar sorgte sich Vater doch nicht so sehr um ihr Wohlergehen, wie er vorgab. Oder ein abendlicher Spaziergang im Garten war eben doch weniger gefährlich, als er sie glauben machen wollte.
    Befreit drang London tiefer in den Garten vor und erreichte über einen der Wege eine kleine hübsche Nische, in der es nach Rosmarin duftete. Hier war es dunkler und sie schaute einen Augenblick lang zum Himmel hinauf, um Sternbilder zu betrachten. Nachdem sie sich nun tatsächlich in Griechenland befand, würde sie den antiken Mythen, denen die Sterne ihre Namen verdankten, vielleicht näherkommen. Doch der Widerschein der Stadt war zu hell. London sah nur die Mondsichel und hier und da einen einsam funkelnden Stern. Draußen auf See könnte man mehr sehen.
    Bald würde sie über das Meer reisen. Auf eine völlig unbewohnte Insel. Ihrem Vater zufolge hielt sich dort lediglich eine kleine Gruppe französischer Archäologen auf, die jedoch weit entfernt von der Stelle campierte, wo sie ihr Lager aufschlagen würden. Obwohl sie auf der Insel auf jede Annehmlichkeit und jeglichen Komfort verzichten musste, sah London ihrer Arbeit auf Delos freudig und voller Ungeduld entgegen. Wenn sie dafür etwas erleben durfte, nahm sie ein bisschen Staub und ein paar Eidechsen gern in Kauf.
    London beugte sich vor, um an den winzigen rosafarbenen Blüten der Rosmarinbüsche zu riechen. Doch dann spürte sie ein alarmierendes Kribbeln in ihrem Nacken. Sie richtete sich auf und schaute sich um. Bis auf das Geplauder der Gäste im Hotel und das leise Rauschen des Windes, der durch die hohen Zypressen strich, schien alles still und ruhig. Nur aus der Ferne vernahm sie die nächtlichen Geräusche Athens: Handwagen auf der Straße und Stimmen, die einander einen guten Abend wünschten. Dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, plötzlich nicht mehr allein zu sein.
    »Hallo?«, rief sie. »Vater?« Dann: »Sally?«
    »Wenn meine Mutter mich Sally getauft hätte, würde ich ihr das nie verzeihen.«
    London erstarrte, als die vertraute tiefe Stimme aus der Dunkelheit ertönte. Dann löste sich die schlanke, geschmeidige Gestalt von Ben Drayton ein Stück weit aus den Schatten.
    »Mr Drayton«, keuchte sie und presste eine Hand auf ihr heftig pochendes Herz. »Sie haben mich ziemlich erschreckt.«
    »Bitte entschuldigen Sie«, erwiderte er, verbarg sich aber weiterhin zum größten Teil im Schutz der Nacht. Im Dämmerlicht konnte sie nur wenige Details erkennen. Er trug noch dasselbe wie auf dem Marktplatz. Mit den hohen Stiefeln, die schon einiges mitgemacht hatten, und dem robusten Jackett war er eindeutig nicht zum Abendessen gekleidet. Doch auf seine Kleidung achtete London kaum. In den Stunden nach ihrer Begegnung mit Mr Drayton hatte sie sich eingeredet, dass ihre Erinnerung sie trügen musste. Kein Mann hatte ein so schönes Gesicht und einen so wohlgeformten Körper. Sie war einer romantischen Fantasie erlegen, die sich aus der exotischen Umgebung sowie den zahlreichen Büchern speiste, die sie daheim gelesen hatte.
    Aber ihr Gedächtnis hatte sie keineswegs getäuscht. Hier, in diesem duftenden Garten, wirkte er genauso athletisch und verführerisch gut aussehend wie zuvor, vielleicht sogar noch mehr. Die abendliche Stimmung, die Liebelei und Gefahr verhieß, kam ihm zugute.
    London fand ihre Stimme wieder. »Ich habe Sie gar nicht gehört.«
    Er trat an den Rand des Lichtscheins. »Ich habe die üble Angewohnheit herumzuschleichen. Es hat sich als sehr

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