Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
hilfreich erwiesen, um Erdbeertörtchen aus der Speisekammer zu stehlen, wenn ich eigentlich im Bett liegen sollte.«
»Und hier bin ich wohl das Erdbeertörtchen?«
Er lachte und der Klang wärmte ihr Herz. »Ich würde Sie nie als Törtchen bezeichnen, Mylady.«
London wollte ein bisschen kühn sein, genauso kühn wie er. »Aber angenommen, ich wäre eine Beere, welche Sorte wäre ich dann wohl?«, fragte sie mit einem aufreizenden Lächeln.
»Eine süße und wilde«, erklärte er mit tiefer rauer Stimme.
London war just wieder zu Atem gekommen, da raubten ihr seine Worte erneut die Luft. Ihr Blick glitt zu seinem Mund, aus dem diese verruchten Zweideutigkeiten kamen. Sie wandte sich ab und spielte mit dem Fächer, den sie am Elfenbeingriff hielt. Was war nur los mit ihr? Sie hätte nichts lieber getan, als die kleine Distanz zwischen sich und diesem völlig fremden Mann zu überwinden und seine Lippen auf die ihren zu ziehen. Sie wollte wissen, wie er schmeckte. So etwas hatte sie noch nicht einmal getan, als sie verheiratetgewesen war. Natürlich würde sie es auch jetzt nicht tun, aber der Drang war stärker, als sie es sich je hätte träumen lassen.
Sie musste ihre Gedanken in eine weniger … schamlose Richtung lenken. »Wohnen Sie in diesem Hotel, Mr Drayton?«, fragte sie.
»Nein. Ich besuche hier nur jemanden.«
Sie drehte sich wieder zu ihm herum und erschrak. Plötzlich stand er dichter bei ihr, nur noch ein kleines Stück trennte sie voneinander. Sie hatte nicht gewusst, dass man sich so leise bewegen konnte. Vielleicht steckte in ihm tatsächlich ein Raubtier. Ob sich auch sein Körper so warm anfühlte wie der einer Großkatze? Wahrscheinlich. »Einen Freund?«
»Keinen Freund.«
»Bekannte? Wen denn? Möglicherweise kenne ich sie ja. Vielleicht haben wir gemeinsame Freunde.«
»Das bezweifle ich. Ich hoffe aufrichtig, dass Sie diese Leute nicht kennen.«
»In was für eine verruchten Gesellschaft sind Sie denn geraten, Sir?«
»Die Menschen, die ich als meine Freunde betrachte, sind im besten Sinne verrucht.« Er unterzog sie einer ausgiebigen Musterung und ließ den Blick anmaßend lange auf ihren nackten Armen und den bloßen Stellen ihrer Schultern verweilen. Es war, als streichele er sie mit seinem Blick, und genauso reagierte ihre Haut. Kein Gentleman sah eine Frau auf diese Weise an. Doch langsam verstand sie, dass dieser Mr Drayton sich lediglich wie ein Gentleman kleidete und sprach. Hinter dieser eleganten Fassade verbarg sich allerdings ein Schurke. »Süß und wild, keine Frage«, raunte er. Er betrachtete ihr festliches Abendkleid. »Wenn auch etwas zu aufgeputzt.«
»Nicht zu aufgeputzt, um in Monastiraki für Aufregung zu sorgen«, erwiderte sie mit einem schelmischen Lächeln. »Sehen Sie, was Sie für eine Schurkin aus mir gemacht haben? Ich habe die Tonscherbe immer noch.« Sie kramte in ihrem Pompadour, der an ihrem Handgelenk hing, bis sie die Scherbe fand, und hielt sie ihm hin. »Meine Diebesbeute.« Als er sich nach vorn beugte, um die Scherbe genauer zu betrachten, sagte sie: »Behalten Sie sie. Ich habe genug von Darius dem Dritten.«
Er nahm ihr die Scherbe aus der Hand, wobei er mit seinen Fingern über ihre Haut strich, ohne dabei den Blick von ihren Augen zu lösen. Tief in ihrem Bauch regte sich Lust.
Er hielt die Scherbe hoch, um in dem schwachen Licht besser sehen zu können. »Darius der Dritte«, wiederholte er. »Wirklich?«
Sie fragte sich, ob er ihre Sprachkenntnisse infrage stellen oder missbilligen würde. »Ich hoffe, Siezweifeln nicht auch an mir«, sagte London mit einer Leichtigkeit, die sie nicht wirklich empfand. »Deshalb bin ich auf dem Marktplatz in Schwierigkeiten geraten. Ich habe die Scherbe anhand der Inschrift datiert. Aber«, fügte sie schnell hinzu, »wenn jemand behauptet, eine Antiquität stamme aus der Zeit von Darius dem Großen, darf er eben nicht etwas aus der Zeit von Darius dem Dritten verkaufen.«
Er ließ die Scherbe sinken und blickte sie forschend an. »Das können Sie unterscheiden?«
London überlegte, ob sie die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Sie konnte ihr Wissen herunterspielen oder zugeben, worin ihre große Leidenschaft und ihr Talent bestanden. Doch die Begegnung mit Drayton auf dem Marktplatz hatte ihr gezeigt, dass sie ihre Scheu ruhig ablegen und stolz auf sich sein durfte. Und wenn er sie auslachte oder sie kurios fand, dann kam sie auch damit zurecht.
»Ja«, erwiderte sie klar und deutlich. »Ich
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