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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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richtigen Moment sein Segel und ließ ihm genügend Spielraum, um anzuluven. Der Segelbaum schwang in der Brise und gab Kallas ein Gespür für den Wind. Bennett lichtete den Anker, London setzte den Klüver. Das Boot begann nach hinten zu treiben, Kallas erteilte ihnen vom Steuer aus weitere Befehle. Immer wieder blickte London nervös hinaus aufs Meer, wo das Schiff der Erben stetig näher kam. Sie konnte bereits kleine menschliche Umrisse an Deck des Dampfers ausmachen. Einer davon war ihr Vater. Sie wusste nur noch nicht, welcher.
    Mitten in diesem organisierten Chaos erschien Athene mit einer kleinen Kiste an Deck. Sie nahm den Deckel ab und brachte einen Haufen Nägel zum Vorschein. Die Augen geschlossen, sang sie mit der Kiste in der Hand leise vor sich hin. London blieb auf ihrem Posten und setzte das Segel Kallas’ Anweisungen folgend. Dabei beobachtete sie Athene und fragte sich, welche Art von Magie die Hexe wohl beschwor.
    Ein metallisches Klicken und Klacken ertönte. Dann stiegen die Nägel aus der Kiste auf und schwebten in einer Wolke um Athenes Kopf. London rutschte fast der Klüver aus der Hand. Jede Anwendung von Magie faszinierte sie. Vielleicht würde das immer so bleiben, als fände sie in einem ganz gewöhnlichen Raum immerfort neue Geheimtüren in eine andere Welt.
    Athene sang weiter. Wie ein Bienenschwarm flogen die Nägel davon und verfehlten Bennett, Kallas und die Segel nur knapp. London verfolgte, wie die Stahlstifte über das Wasser hinweg und auf das Schiff der Erben zuschossen.
    »Was jetzt?«, fragte sie Bennett.
    Er korrigierte das Hauptsegel, während Kallas das Boot aus der Bucht hinaus und auf das offene Meer lenkte. »Wir segeln wie der Teufel und hoffen, dass unser Ablenkungsmanöver klappt.«
    Dafür betete London. Irgendwann würde sie ihrem Vater gegenübertreten müssen – aber sie hoffte inständig, dass es nicht schon heute dazu käme.
    * * *
    »Herrgott, kann dieses Schiff denn nicht schneller fahren?«
    Der Kapitän des Dampfschiffes schwitzte bereits hinter seinem Steuerrad. Schulterzuckend erwiderte er an Joseph Edgeworth gewandt: »Meine Männer schüren das Feuer so gut es geht.«
    »Wir verlieren sie!«, ereiferte sich Edgeworth.
    »Aber die müssen segeln und wir fahren mit Dampf.«
    Das genügte Edgeworth jedoch nicht. Polternd verließ er das Ruderhaus und trat an die Reling. Verdammt, sie waren so nah dran! Durch ein Fernglas erkannte er Londons winzige Gestalt an Deck des Kaiks. Als er sah, dass sie half, die Segel zu hissen, fiel Edgeworth das Fernglas vor Schreck beinahe aus der Hand. So etwas tat eine anständige Dame nicht, und das wusste London! Dass sie den Klingen nicht nur bei der Flucht half, sondern auch noch körperlichen Einsatz leistete, zeigte, wie sehr Bennett Day sie betört haben musste. Ohne Handschuhe waren ihre Hände sicher schon völlig aufgerissen.
    Er musste sie vor Day retten. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto verdorbener würde sie sein, wenn sie endlich wieder bei ihm war, wo sie hingehörte. Als ihr Vater würde er sie auf den rechten Weg zurückführen.
    Edgeworth atmete erleichtert aus und senkte das Fernglas. Das Dampfschiff holte auf. Jetzt dauerte es nicht mehr lange.
    Fraser, der ebenso erpicht darauf war, die Klingen zu fassen, trat neben ihn. »Was zum Teufel ist das für ein Lärm?«
    »Der Antrieb«, schnauzte Edgeworth.
    »Dampfmaschinen brummen doch nicht«, gab Fraser bissig zurück. Dann wurde ihm bewusst, mit wem er sprach, und er fügte ein ehrerbietiges »Sir« hinzu.
    Die Besatzung an Deck schrie und deutete in Richtung des Kaiks. Erst dachte Edgeworth, sie wollten nur auf das Boot und die Tatsache, dass sie aufschlossen, hinweisen, doch dann bemerkte er eine seltsame dunkle Nebelwolke. Er hob erneut das Fernglas. Der Nebel bewegte sich direkt auf sie zu.
    »Verdammt!«, stieß er hervor. Über die Schulter hinweg schrie er: »Chernock!« Als der Zauberer an Deck erschien, wies Edgeworth auf den dichten Nebel, der da immer näher kam, und fragte: »Was zum Teufel ist das?«
    »Was immer es ist«, stieß Fraser hervor, »es hat uns erreicht!«
    Eine Wolke scharfer, spitzer Objekte sauste über ihre Köpfe hinweg. Die Männer warfen sich allesamt aufs Deck. Schützend legten die Besatzungsmitglieder die Arme über den Kopf, während die Wolke über ihnen tobte. Die Flugobjekte bewegten sich derart schnell, dass nicht zu erkennen war, worum es sich dabei handelte. Wer sich nicht rechtzeitig in Sicherheit

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