Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
herausgestellt, dass sie mit diversen Tricks auf eine falsche Fährte gelockt worden waren. Die strapaziöse Suche hatte letzten Endes lediglich zu gefrorenen Bärten und diversen Erfrierungen geführt.
Bennett wollte nicht daran denken, dass London sich nur aufgrund eines lausigen Täuschungsmanövers in Gefahr brachte.
Da! Ganz am Rand eines sehr großen Steins schimmerte etwas auf. Beinahe hätte er es übersehen. Er schwamm zurück, tauchte tiefer und schob ein paar Kiesel zur Seite. Ein Schwarm Kaulquappen flüchtete zuckend aus einem Versteck. Und dort glänzte etwas Metallenes, aber er konnte nicht erkennen, was es war. Der größte Teil lag unter dem Felsen verborgen.
Neben ihm erschien London. Er deutete auf das Metall. Sie tauschten ein erfreutes Lächeln. Vergessen war das kalte Wasser. Das aufregende Prickeln, das ihm jede neue Entdeckung bescherte, würde sich nie legen, ganz egal, wie lange er den Klingen auch angehören mochte.
Noch einmal tauchte er auf, um Luft zu holen, dann schwamm er wieder hinunter zum Grund des Flusses. Er stieß gegen den Felsen, doch der rührte sich nicht. Er begab sich auf die andere Seite, stemmte seine Schulter gegen den Stein und versuchte, ihn flussabwärts zu schieben. Jetzt bewegte er sich ein wenig, aber nicht genug. Bennett stieß noch einmal dagegen und grub seine Fersen ins Kieselbett des Flussbodens. Die Steine schnitten ihm in die Füße. Als sich daraufhin ein paar rote Schlieren durch das Wasser zogen, beruhigte er London mit einer Geste. Schlick wölkte auf. Seine Lungen brannten, doch er wollte nicht aufhören. Nicht so kurz vor dem Ziel. Noch ein Versuch …
Da hob sich der Felsen und gab etwas mehr von dem Metall frei. London schnellte nach vorn und holte es heraus, dann glitt der Fels zurück an seinen Platz.
London und Bennett schossen an die Oberfläche, schnappten gierig nach Luft und eilten ans Ufer. Bennett erreichte es zuerst und zog London aus dem Fluss. Beinahe fiel er kopfüber wieder hinein, denn ihr Anblick traf ihn wie ein Blitzschlag.
Nackte Frauen waren nichts Ungewohntes für ihn. Er hätte fast zu behaupten gewagt, dass er mehr unbekleidete Frauen gesehen hatte als die meisten Männer bekleidete. Er liebte Frauen jedweder Art – schlanke, üppige, dürre und dicke. Im Negligé oder splitterfasernackt. Sie besaßen alle ihren Reiz. Und nun London. Das nasse Unterkleid klebte völlig durchsichtig an ihrem Körper. Er sah alles. Brüste, Bauch, Schenkel. Ihren perfekt geformten Nabel. Ihren Venushügel.
Noch keine Frau hatte ihn so überwältigt wie London Edgeworth in ihrem tropfnassen Unterkleid.
»Schau mich bitte nicht so an«, stieß sie hervor. »Sonst vergesse ich noch, warum wir überhaupt hier sind.«
»Na gut«, knurrte er. Sie hatte ja recht.
Eine Schar kleiner brauner Vögel stob aus den Lorbeerbäumen zum Himmel hinauf, und diese Ablenkung rief ihm seine Pflicht vollends in Erinnerung.
Gemeinsam knieten sie im Gras, ließen sich von der warmen Sonne trocknen und untersuchten ihren Fund.
Ein runder Spiegel aus Bronze. Anstatt eines Griffes besaß er ein Loch, sodass man ihn an die Wand hängen konnte. Wie eine stilisierte Sonne umgab ein Muster aus Strahlen die spiegelnde Oberfläche. Bennett spürte das schwache Summen der Energie, die er vom Umgang mit anderen magischen Gegenständen her kannte. Sie floss ihm kribbelnd von den Finger- bis in die Haarspitzen.
»Hier steht etwas geschrieben«, sagte London und betrachtete den Spiegel aus der Nähe. »In demselben samalisch-thrakischen Dialekt wie das Lied. Demnach müsste er mindestens zweitausend Jahre alt sein. Aber«, fügte sie verwundert hinzu, »er ist kein bisschen angegriffen. Selbst wenn er nur ein paar Jahre auf dem Grund des Flusses gelegen hätte, müsste er trübe sein.«
Aus der makellosen Spiegelfläche blickten ihnen ihre Gesichter entgegen.
»Das ist die Eigenschaft vieler Quellen und magischer Gegenstände.« Bennett besah sich den Spiegel. »Zeit und Naturkräfte können ihnen nichts anhaben. Kannst du den Text übersetzen?«
»Ja.«
»Wir nehmen ihn mit. Dann kannst du dich auf dem Boot damit befassen.«
Sie blickte besorgt zum Wasser. »Ist es denn richtig, ihn aus dem Fluss zu entfernen?«
»Wenn wir den Spiegel hierlassen, finden ihn die Erben. Dann ist es mir doch lieber, wenn er in unserem Besitz ist.«
London akzeptierte dieses kleinere Übel.
Bennett stand auf und sank beinahe wieder zurück auf den Boden, als London seinen Körper
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