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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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nannte, und der Klang ihres Namens sorgte für ein wohliges Gefühl in ihrem Bauch. »Ich bereue nicht, was gestern Nacht geschehen ist.«
    »Ich auch nicht«, sagte sie, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Sie bereute, dass sie flüchtig mit etwas Bekanntschaft gemacht hatte, das sie nicht weiter verfolgen durfte. »Aber Sie müssen verstehen, Hauptmann … «
    »Gabriel«, korrigierte er.
    »Sie müssen verstehen, Gabriel«, fuhr sie fort, »dass sich das nicht wiederholen darf.«
    Er wirkte verärgert, aber wie sich herausstellte, nicht ihretwegen. »Verdammt«, murmelte er, »ich habe mich zu lange nicht in anständiger Gesellschaft aufgehalten. Ich habe vergessen, dass ein Kerl eine Frau, die ihm gefällt, nicht einfach anfassen darf.«
    Dass sie ihm gefiel, empfand sie als großes Glück. Dennoch durfte sie damit nur heimlich ihre weibliche Eitelkeit befriedigen, nichts weiter. Vielleicht gaben Damen Männern auf eine bestimmte Art zu verstehen, dass sie ihre amourösen Avancen nicht willkommen hießen, doch das hatte Thalia nie gelernt. Offenbar hatte ihr Vater diesen Bereich ihrer Erziehung vernachlässigt.
    »Konzentrieren wir uns auf unsere bevorstehende Aufgabe«, schlug sie vor. So musste sie sich keine Lüge ausdenken oder ihm womöglich noch verraten, dass er ihr mühelos das Herz brechen konnte. Ihr war klar, dass ein solches Geständnis einen Mann sprachlos vor Entsetzen machte. »Wir haben genug zu tun. Einverstanden?«
    Er fluchte noch etwas mehr. Wenn er je plante, sich in »anständiger Gesellschaft« zu bewegen, wie er es nannte, musste er an seiner Ausdrucksweise arbeiten. Doch das war ein anderes Thema.
    »Einverstanden«, grummelte er schließlich.
    Sie hätte sich jetzt besser fühlen müssen. Doch bei der Aussicht, nie wieder Hauptmann Gabriel Huntleys wundervolle Küsse zu erleben, fühlte sich Thalia alles andere als besser. Sie fühlte sich … einsam.
    Nachdem Gabriel und sie alles geklärt hatten, verlief die Reise weniger angespannt. Thalia verlor keineswegs das Interesse an ihm, konnte jedoch besser damit umgehen. Sie ritten den ganzen Tag, ohne dass ihre Wachsamkeit je nachließ. Schließlich konnten die Erben sie noch einmal angreifen. Um Zeit zu gewinnen und unbemerkt zu bleiben, ritten sie ohne anzuhalten an einigen Ails vorbei. Dabei sehnte Thalia sich nach nichts mehr als nach einer Pause, etwas warmem Essen und einem heißen Tee. Sobald sie Karakorum erreicht hatten, konnten sie ihre Vorräte problemlos im nahe gelegenen Kloster Erdene Zuu auffüllen. Jetzt mussten sie das restliche Borts und Aaruul einteilen und sich mit dieser etwas einseitigen Diät abfinden.
    In den letzten Monaten in Urga hatte Thalia etwas von ihrer üblichen Vitalität eingebüßt. Als sie mit ihrem Vater draußen in der Steppe gelebt hatte, war ihr das tagelange anstrengende Reiten leichtgefallen. Aber das Stadtleben hatte sie verweichlicht. Als es Zeit zur Nachtruhe war, fiel Thalia augenblicklich in einen traumlosen Schlaf. Irgendwo draußen in der Steppe lagen die Erben auf der Lauer, und allein dieser Gedanke hätte sie wachhalten müssen. Doch da Gabriel sie und Batu beschützte, konnte sie sich ihrer Müdigkeit ganz überlassen. Im einen Augenblick hatte sie die Augen geschlossen, im nächsten erwachte sie davon, dass Gabriel sanft ihren Arm berührte. Die aufgehende Sonne tauchte seine Schultern in goldenes Licht. Sie konnte sich keinen besseren Tagesbeginn vorstellen.
    »Wir sollten heute bis Karakorum kommen«, erklärte Thalia, nachdem sie sich den Mund mit Wasser ausgespült hatte.
    »Gott sei Dank«, murmelte Gabriel. »Ich habe mir an diesem trockenen Hammelfleisch schon die Zähne halb ausgebissen.«
    Thalia grinste, während sie sich in ihren Sattel schwang. »Damit sie weich werden, legen die mongolischen Reiter die Borts beim Reiten unter ihren Sattel. Das könnten wir auch versuchen. Vielleicht sind sie dann etwas schmackhafter.«
    Gabriel verzog das Gesicht. »Getrocknetes Hammelfleisch mit Pferdeschweiß? Selbst Soldaten werden besser verpflegt. Das ist fruchtbarer Boden für eine Meuterei.«
    »Hoffentlich nicht«, entgegnete Thalia. »Auspeitschen ist so zeitaufwendig.«
    Am späten Nachmittag erreichten sie das breite Tal des Flusses Orkhon. Thalia kannte es zwar bereits, doch bei seinem Anblick wurde ihr jedes Mal froh ums Herz. Am sonnenbeschienen Ufer drängten sich Baumgruppen, und im gesamten Tal standen vereinzelte Gers , die aus ihren Schornsteinen Rauchfahnen in

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