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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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den Himmel bliesen. Ein Hirte zu Pferde trieb seine Schafherde zusammen, deren Blöken im gesamten Tal erklang. Ein paar Mönche hatten das Klostergebäude verlassen, ruhten sich in der Sonne auf den grünen Hügeln aus und zauberten mit ihren Gewändern flammendrote Kleckse auf den grünen Untergrund.
    »Ein hübsches Fleckchen Erde«, bemerkte Gabriel. »Aber wo ist die Stadt?«
    »Das ist die Stadt«, antwortete Thalia. Sie deutete auf die weite Ebene. »Karakorum.«
    »Aber das ist … «
    »Eine Ruine. Ja.«
    Sie trieb ihr Pferd zum Galopp an und ritt, gefolgt von Batu und einem verwirrten Gabriel, in das Tal hinab, in dem einst die große Stadt Karakorum gelegen hatte. Übrig geblieben war nur ein unfruchtbares Feld mit ein paar von Unkraut überwucherten Felsen. Einzig aus den Tempeln innerhalb des Klosters, in dem viele Mönche lebten und beteten, drangen Geräusche der Zivilisation.
    Sie führten ihre Pferde über die öde Ebene. »Hier gibt es nichts«, stellte Gabriel fest.
    »Ogodei Khan, der Nachfolger Dschinghis Khans, hat Karakorum einst als Hauptstadt des mongolischen Reichs erbaut. In den königlichen Lagerhäusern befand sich ihre gesamte Beute.« Thalia blickte sich um, als versuchte sie, die lang verfallenen Mauern in ihrer Fantasie heraufzubeschwören. »Die Schätze stammten von überall: aus China und Persien. Jeder, der eine Audienz bei dem großen Khan haben wollte, musste nach Karakorum reisen, selbst Abgesandte europäischer Königshäuser.«
    »Das muss sehr lange her sein«, murmelte Gabriel. »Jetzt gibt es nur noch Felsen und Unkraut. Noch nicht einmal eine Festungsmauer ist übrig.«
    »Sechshundert Jahre können jede noch so große Festung vernichten«, entgegnete Thalia.
    »Was ist mit dem Ort geschehen? So mitten in einem Tal gelegen, konnte man die Stadt sicher nicht leicht verteidigen.«
    »Als Kublai Khan die Hauptstadt nach Peking verlegte, gaben die meisten Soldaten die Verteidigung auf. Etwas über ein Jahrhundert später machten Manchu-Soldaten Karakorum dem Erdboden gleich. Der Schatz ist seither verschwunden. Von der großen Hauptstadt ist nichts mehr übrig.«
    Kopfschüttelnd blickte er sich auf der leeren Fläche um, auf der einst eine wohlhabende Stadt und ein Palast gestanden hatten, das Zentrum eines der größten Reiche, das es je auf der Welt gegeben hatte. »Da strebt ein Mann sein Leben lang nach Macht und Ruhm und hinterlässt der Welt ein Bauwerk, von dem er meint, es werde bis in alle Ewigkeit an ihn erinnern, aber«, Gabriel zuckte mit den Schultern, »übrig bleiben nur Staub und Unkraut. Und Schafe«, fügte er noch hinzu, als eines in der Nähe blökte.
    »Wonach sollte ein Mann oder eine Frau denn streben?«, fragte Thalia.
    Gabriel starrte sie mit einem seltsam durchdringenden Blick an, den sie kaum ertragen konnte, dann wandte er sich ab und sagte: »Wenn ich das wüsste.« Er ließ seine Stute am langen Zügel über das Feld gehen, Thalia und Batu folgten ihm. Seltsam, ganz offensichtlich hatten die Ruinen den hartgesottenen Hauptmann etwas melancholisch gestimmt. »Hier gibt es nichts«, stellte er schließlich fest. »Warum sind wir hier?«
    »Die Manchu haben nicht alles zerstört.« Thalia trieb ihr Pferd zu einem kurzen, schnellen Galopp und ritt auf eine Steinskulptur zu. Als sie näher kamen und Gabriel die Skulptur erkannte, lachte er.
    »Eine verdammte Schildkröte«, rief er.
    Thalia stieg ab und trat zu dem Steintier. Wind und Zeit hatten einen Großteil der aufwendigen Gravuren abgeschliffen, doch die mit blinden Augen in den Himmel hinaufstarrende Schildkröte war leicht zu erkennen. Aus weiter Ferne blickte der unendliche Himmel auf die Sorgen der Imperien, der Khans und der Steinmetze herab. Um den Hals der Schildkröte hingen leuchtende Schals aus blauer Seide, Gaben von Reisenden und Nomaden. Als Thalia mit der Hand über den von der Sonne warmen Stein fuhr, hörte sie, wie Gabriel vom Pferd stieg und neben sie trat. Sie beobachtete, wie er ebenfalls mit der Hand über den Rücken der Schildkröte strich und dem Stein mit überraschender Ehrfurcht begegnete.
    »Es gab einst vier von diesen Schildkröten«, erzählte sie leise. Sie hatte Schwierigkeiten, ihre Stimme ruhig zu halten, denn die große, kräftige Hand auf dem Stein faszinierte sie. Die lebhafte Erinnerung an diese Hand auf ihrer Haut, auf ihrer Brust, pulsierte durch Thalias Körper. »Sie markierten die Stadtgrenzen und beschützten sie.«
    »Seltsam, dass sie für eine

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