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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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Obschon der Adler heftig an ihren Händen zerrte, hatte Thalia ihn fest im Griff. Es gab keinen Ersatz.
    Gabriel lachte hinter ihr. »Guter Gott, ein Drachen!« Er trat neben sie und beobachtete den Adler, der sich in den Morgenhimmel erhob. An seiner langen Schnur schwebte der Drache einige hundert Fuß über der Erde. »Er ist wunderschön. Nur … «
    Vor Freude über den fliegenden Drachen musste sie unweigerlich ebenfalls lachen. Wie er da so losgelöst von allen irdischen Sorgen am Himmel tanzte, wirkte der Drachen fröhlich und unbeschwert. Sie vollendete seine Frage. »Wie können wir mit seiner Hilfe in die Ferne sehen? Schauen Sie dorthin.« Sie deutete ungefähr dreißig Yard vor ihnen auf den Boden und freute sich, als Gabriel aufschrie.
    »Ich übernehme den Drachen«, sagte Batu und nahm Thalia die hölzerne Spindel aus der Hand. »Seht ihr nach.«
    Thalia rannte dicht gefolgt von Gabriel los und blieb am Rand eines hellen Kreises stehen. Die Ränder des Kreises waren unscharf, doch die Mitte erregte Thalias und Gabriels Aufmerksamkeit. Dort sahen sie ein Abbild der Landschaft, das der Drachen weit oben aufnahm und dorthin projizierte. Wie durch ein riesiges Fenster erblickten sie die Steppen und Berge, über die sie am Vortag geritten waren.
    »Sie sehen das Werk eines der wertvollsten Mitglieder der Klingen der Rose: Catullus Graves.« Der Stolz in Thalias Stimme war nicht zu überhören. »Catullus und seine Familie haben über Generationen hinweg Apparaturen und moderne Geräte für die Klingen der Rose entwickelt. Diese Sichtungsapparatur stammt von Catullus selbst.«
    »Unglaublich«, keuchte Gabriel und starrte auf das Abbild der Landschaft am Boden. Er trat vorsichtig in den projizierten Kreis, als hätte er Sorge, das Bild zu zerstören. Als es sich nicht bewegte, schritt er in die Mitte. Felder und Berge bedeckten seinen Körper wie eine Tätowierung. Er blickte hoch zu dem Drachen. »Das Prisma«, begriff er, und um seine Augen bildeten sich kleine Lachfalten. Thalia trat zu ihm in den Kreis. Nun sahen beide wie zwei lebendige Landkarten aus. Sie hatte das Gefühl, irgendwo zwischen Himmel und Erde zu schweben. »Genau. Das Prisma, das direkt unter dem Körper des Drachens hängt, fängt ein Bild der Landschaft ein. Dieses wird von den darunter befindlichen Linsen auf den Boden projiziert, sodass wir meilenweit in jede Richtung sehen können. Ich demonstriere es Ihnen.« Sie gab Batu ein Zeichen, der daraufhin an der Leine zog und den Drachen drehte, sodass ein anderer Teil der Landschaft auf die Erde projiziert wurde.
    »Dieser Graves muss brillant sein«, staunte Gabriel.
    Thalia nickte. »Seine gesamte Familie ist es. Seine Ururgroßmutter Portia hat den Kompass entworfen, den alle Klingen der Rose bei sich tragen. Und Sie sollten erst die Erfindungen von seinem Großonkel Lucian sehen. Es ist schrecklich, jemanden um sich zu haben, der so schlau ist.«
    »Das Gefühl kenne ich«, gestand Gabriel und ließ den Blick kurz zu ihr zucken.
    Sie verdrehte die Augen. »Sie sind genauso intelligent wie ich. Aber im Vergleich zu Catullus bin ich lächerlicher Pudding.«
    »Ich hatte schon immer etwas für Pudding übrig«, murmelte er vor sich hin.
    Thalia beschloss, diese Bemerkung lieber zu ignorieren. Sie konzentrierte sich wieder auf die Projektion der Landschaft. Es schien unglaublich, ein Bild der Hügel und Ebenen zu sehen, die viele Meilen entfernt lagen. Wie ein Traum. »Im Osten sehe ich nichts, das nur annähernd rot wäre.«
    »Versuchen Sie eine andere Richtung.«
    Auf ihr Zeichen hin bewegte Batu die Schnur, und sie beobachteten das sich verändernde Bild. Langsam durchkämmten sie die umgebende Landschaft, bis …
    »Da!«, rief Gabriel und deutete auf ein Ail , das sich am Fuß einer Bergkette befand. Um die Zelte pulsierte das Alltagsleben. Kinder erledigten kleine Arbeiten oder spielten auf dem Boden. Die Frauen trockneten Käse auf den Dächern der Gers . Die Hirten unterhielten sich, während sie Pfeife rauchten und die Schaf- und Pferdeherden bewachten. Und um das ganze Lager herum leuchteten riesige Felder mit karmesinroten Blumen. Gegen das blasse Grün der Herbstgräser strahlten sie wie Feuer.
    »Man kann gerade noch die Berge am Horizont erkennen«, stellte Gabriel fest.
    Thalia blickte von der Projektion auf und folgte Gabriels Finger. Eindeutig. Was in der Übertragung wie ein großes felsiges Gebirge aussah, war am Horizont gerade noch als Hügel erkennbar.
    Die roten

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