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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoe Archer
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schnell und effizient vor. »Zur Armee. Ich bin dort fertig. Ich habe meinen Abschied genommen.« Er ließ einen Zweig knacken.
    Thalia schnappte nach Luft und stotterte: »Wann? Warum?«
    »Vor vier Monaten.« Knack. »Man hat mich bei der Beförderung zu oft übergangen.« Knack. »Bin eben nur der Sohn eines Bergmanns«, erklärte er, und seine Stimme wurde rauer. Knack, knack.
    »Ihre Erwartungen haben sich nicht erfüllt.« Jedes Knacken tanzte auf ihren Nerven.
    »Ja.« Knack. »Nein.«
    Sie legte die Hand auf seine Hände, um ihn zu beruhigen, woraufhin er sie scharf ansah. Sie ignorierte das warme Gefühl in ihrem Bauch und zog ihre Hände zurück. Mittlerweile sollte sie wissen, dass es sich viel zu gut anfühlte, seine Haut zu berühren. »Was jetzt?«
    »Ich wollte Major werden«, gab er zu. »Aber selbst als General könnte ich mir nicht vorstellen, zwanzig oder dreißig Jahre in den Offiziersclubs herumzusitzen und mich damit zu brüsten, wie viele Männer ich in einer Schlacht verloren habe. Also bin ich gegangen.« Er zwang sich zu einem Lachen. »Ich bin jetzt nur noch Zivilist.«
    »Als Sie in Urga zu uns gekommen sind, haben Sie gesagt, Sie wären in … «, sie versuchte sich zu erinnern, »beim dreiunddreißigsten Regiment. Aber das stimmte nicht.«
    »Fünfzehn Jahre lang habe ich der Königin und dem Land gedient«, erwiderte er. »Man braucht mehr als nur ein paar Monate, um die Gewohnheiten eines halben Lebens abzulegen. Ich hatte nicht die Absicht, jemanden zu täuschen.«
    »Ich fühle mich nicht getäuscht«, erwiderte Thalia schnell. »Ich bin nur … überrascht.« Nachdem sie nun wusste, dass er kein Soldat mehr war, versuchte sie, ihr Bild von Gabriel zu korrigieren. Daran schien irgendetwas nicht zu stimmen. In der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft hatte sie erlebt, wie sehr er die Herausforderung brauchte. Seine Bewegungen wie auch seine Worte waren scharf wie ein Bajonett. Ohne blutrünstig zu wirken, besaß er die Ausstrahlung eines Kriegers, die wie seine Haare oder seine Augenfarbe zu seiner Person gehörte.
    In Erwartung ihrer Reaktion sah er sie aus diesen goldfarbenen Augen aufmerksam an. »Armee hin oder her, ich bleibe bei dieser Mission.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet«, antwortete sie ehrlich. Es war ihr egal, in welcher Eigenschaft er ihnen diente. Ob als Zivilist oder Soldat. Gabriel Huntley war ein ehrenhafter Mann. Abgesehen von den Klingen der Rose kannte sie nur wenige Männer seines Schlages. »Aber was machen Sie, wenn die Mission vorüber ist?«
    Er begann, die zerbrochenen Zweige wie Truppen in Reih und Glied zu ordnen. »Die Strategie lautet: zurück nach England gehen, eine Arbeit suchen – vermutlich in Leeds – und sesshaft werden.«
    Thalias Mund wurde trocken, während sie sich über den seltsamen Gebrauch des Begriffs Strategie wunderte, der schrecklich militärisch klang. »Sie meinen … heiraten.«
    Er nickte, ohne sie anzusehen, und bemerkte nicht, dass sich ihre Stimme verändert hatte. Doch Batu, ihr treuer Diener, blickte sie mit erhobenen Brauen an. So sah er immer aus, wenn er recht gehabt und sie widersprochen hatte. Etwas selbstgefällig und überheblich, aber auch mitfühlend. Thalia hätte am liebsten geschrien. Stattdessen sagte sie so gleichgültig wie möglich zu Gabriel: »Ihre künftige Braut muss verärgert gewesen sein, als sie das häusliche Glück zurückgestellt haben, um in die Äußere Mongolei zu reisen.« Sie konnte nicht verhindern, dass die folgenden Worte hart und schroff klangen. »Haben Sie ihr auf der Reise hierher geschrieben? Weiß sie von dem Kampf in Southampton?«
    »Ich habe niemandem geschrieben«, antwortete Gabriel.
    Sie fühlte sich etwas erleichtert. »Sicher macht sie sich Sorgen um Sie.«
    »Wer?«
    Thalia fragte sich, wie jemand mit Gabriels Scharfsinn so begriffsstutzig sein konnte. »Ihre Verlobte«, erwiderte sie geduldig, obwohl sie am liebsten geheult hätte.
    Gabriel wirkte wie vom Blitz getroffen, und beinahe musste Thalia lachen, doch sie war nicht in der Stimmung. So schockiert hatte sie ihn noch nicht erlebt. »Ich habe noch nie um die Hand einer Frau angehalten.«
    Thalia hatte das Gefühl, vor Erleichterung ohnmächtig zu werden. Doch gleich darauf war sie entsetzt über ihre heftige Reaktion. Gabriel unterschied sich in vielerlei Hinsicht von Sergej, doch bei dem leisesten Hinweis auf Unehrlichkeit ergriff sie Wut und Angst. Sie mied Batus Blick.
    » Noch nicht«, entgegnete sie. »Aber Sie

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