Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)
werden es tun.« Sie musste sich sobald wie möglich der unerfreulichen Wahrheit stellen und sich damit vor einer sicheren Verletzung schützen.
»Irgendwann, wenn es die Mission verlangt.« Er warf eine Handvoll Zweige in das Feuer.
Wieder benutzte er seltsame Begriffe aus dem militärischen Kontext, um etwas sehr Persönliches auszudrücken. »Sie haben jemanden im Kopf.«
Gabriel ließ ein weiteres hohles Lachen ertönen. »Nein. Die Hälfte meines Lebens bin ich Soldat gewesen. Ich hatte keine Zeit, Damen zu treffen. Zumindest nicht solche«, fügte er entschuldigend hinzu, »die man heiratet.«
»Ich glaube, Letzteres möchte ich nicht weiter vertiefen«, erwiderte sie trocken.
Ein verzweifeltes Knurren löste sich aus seiner Kehle. »Ständig sage ich Sachen, die ich vor Frauen nicht sagen sollte. Wenn ich zurück nach England gehe und nach einer Braut suche, wird das eine verdammte Katastrophe.«
Genau das wollte Thalia hören. Sobald ihre gemeinsame Aufgabe beendet war, kehrte er nach Hause zurück und suchte sich eine passende Partnerin. Keine große Frau mit Verbindungen zu gefährlichen Geheimbünden, die in der Mongolei aufgewachsen war. Er würde um ein süßes Mädchen werben, das das Haus sauber hielt, über den Herd herrschte und fröhlich auf die Kinder aufpasste. Lieber Gott, die Vorstellung, dass Gabriel mit einer farblosen, einfältigen Frau Kinder zeugte, brannte wie ranziger Hammel in Thalias Magen. Doch sie musste sich mit dieser Tatsache abfinden.
»Ich kann Ihnen nicht beibringen, wie man sich richtig benimmt, wenn man einer Frau den Hof macht«, sagte sie, »denn ich bin keine Frau mit vornehmen Manieren.«
»Ich bin froh, dass Sie das nicht sind«, antwortete er überraschend offen. »Dieser Auftrag wäre nicht sehr angenehm, wenn ich ständig aufpassen müsste, was ich sage, oder ich Sie verhätscheln müsste.«
Das war in gewisser Weise ein Kompliment. Anders als die Männer, die freigebig damit um sich warfen, überhäufte er sie nicht mit Komplimenten. Thalia richtete sich auf und machte Anstalten aufzustehen, denn sie musste ihre Beine ausstrecken und etwas Abstand von ihm gewinnen. »Für unsere Mission ist es also von Vorteil, dass ich keine echte Dame bin.«
Dieses Mal streckte er die Hand aus und legte sie auf ihren Schenkel, woraufhin sie in der Bewegung innehielt. »Ich habe nicht gesagt, dass Sie keine Dame sind. Nur dass Sie nicht erwarten, verhätschelt zu werden, oder ähnlichen Quatsch. Das eine bedingt nicht das andere.«
Thalia starrte unweigerlich auf die Hand auf ihrem Schenkel. Selbst durch ihr Del und die Hosen hindurch spürte sie die Hitze seiner Berührung. Langsam kroch sie ihre Schenkel hinauf, breitete sich augenblicklich zwischen ihren Beinen aus und ließ ihre Brüste schwer und empfindlich werden. Sie verabscheute die verräterische Reaktion ihres Körpers, der kein Verständnis für ihr Herz oder ihren Verstand zu haben schien.
Er folgte ihrem Blick zu seiner Hand und ließ sie erst noch einen Augenblick dort ruhen. Dann drückte er kaum merklich ihren Schenkel, als versuche er, sich das Gefühl einzuprägen, und ließ von ihr ab. Thalia mied Batus wissenden Blick, während sie zurück auf den Boden sank. Vermutlich war sie momentan nicht in der Lage, sich auf den Beinen zu halten.
»Es interessiert mich nicht, über Bräute oder Manieren oder den ganzen anderen Unsinn zu reden«, erklärte Gabriel barsch, ballte die Hände zu Fäusten und drückte die Knöchel in die Erde. »Nicht bevor ich weiß, wo ich uns als Nächstes hinbringen soll.«
Sie fragte sich, ob ihre Haut an der Stelle glühte, an der er sie berührt hatte. Jedenfalls fühlte es sich so an. Hatte sie sich je so stark von einem Mann angezogen gefühlt? Nein, nicht einmal von Sergej.
»Wir haben einen langen Tag hinter uns und sollten uns ausruhen«, schlug sie vor. »Vielleicht sieht morgen alles ganz anders aus.«
»Vielleicht«, stimmte er zu, aber sie bezweifelte, dass einer von ihnen daran glaubte.
Am nächsten Morgen hatte sich nichts geändert. Gabriel versuchte wiederholt, Bilder der Landschaft heraufzubeschwören. Entweder war zu viel Zeit vergangen, seit er das Lied gehört hatte, oder die Melodie enthielt keine weiteren Hinweise. Auch Thalia und Batu versuchten, sich die Landschaft aus dem Lied vorzustellen, doch ohne Erfolg.
»Dann müssen wir ganz nah dran sein«, behauptete Thalia mit mehr Zuversicht, als sie empfand.
»›Nah‹, das kann in der Mongolei hundert
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