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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Krankheit litt, daß sie nicht einmal ein Dokument unterzeichnen konnte.
    Die Schwester hatte das amputierte Bein in zwei Tücher gehüllt. Als Adam wieder im weißen Anzug war, nahm er es und Helenas Operationsbericht für die Pathologie und ging zum Lift, der endlich ankam. Die Pathologie war im vierten Stock. Im ersten betraten einige Fahrgäste den Lift, und während sich die Kabine zum zweiten hob, bemerkte Adam, wie eine Dame mittleren Alters von der Sorte, die Bulldoggen in Babysprache ansäuselt, das Bündel in seinen Armen anstarrte.
    »Darf ich mir das Kleine nur gerade einmal ansehen?« fragte sie und griff nach dem oberen Teil des Tuchs.
    »Nein.« Adam trat schnell einen Schritt zurück. »Ich möchte es nicht wecken«, sagte er.
    Dies Kind ich zu mir selbst will nehmen. Wordsworth. Den ganzen Weg zum Vierten tätschelte er zärtlich Mr. Strattons Wade.
     
    Von Gaby kam kein Wort. Wieder rief er an und wurde von Susan Haskell, die er nunmehr haßte, abgespeist.
    Er fühlte sich Liz Meomartino gegenüber schuldig, weil er sie, genauso wie einst die Griechin, nur für seinen schäbigen Triumph über ihren Mann ausgenützt hatte.
    Er würde sie nie wieder anrufen, sagte er sich erleichtert. Es war eine unwürdige Episode, aber er würde sie begraben.
    Und dennoch entdeckte er, daß er an sie dachte. Sie war eine große Überraschung gewesen, nicht von der üblichen Sorte reicher Frauen. Sie besaß Bildung, gutes Aussehen, Geschmack, Geld, sie war so wunderbar sinnlich…
    »Hallo?« sagte sie.
    »Hier Adam«, sagte er, während er die Tür der Telephonzelle schloß.
    Sie spielten die gleiche Scharade, trafen sich im Parlor, gingen durch den schmutzigen Schnee zum Regent. Er verlangte dasselbe Zimmer.
    »Bleiben Sie lange?« fragte der Portier.
    »Nur über Nacht.«
    »In drei bis vier Stunden werden wir voll sein. Ein Treffen in der Krieger-Gedenkstätte unten an der Straße. Ich mache Sie lieber aufmerksam, falls Sie das Zimmer für den Rest der Woche zu reservieren wünschen.«
    Die Tür der Damentoilette öffnete sich, und er sah sie in die Halle zurückkommen.
    Warum nicht? Nichts hielt ihn im Krankenhaus, wenn er nicht arbeitete.
    »Verrechnen Sie den Wochenpreis«, sagte er.
     
    An diesem Nachmittag lagen sie im Zimmer 314 zur Orchesterbegleitung von Gekreisch und Gelächter unsichtbarer Männer, die in den blaugoldenen Mützen des Übersee-Einsatzes Beschimpfungen und Botschaften durch Türen brüllten, leere Flaschen und wassergefüllte Säcke den Luftschacht hinunterbombardierten, die irgendwo weit unten aufklatschten.
    »Welche Farbe hatte es ursprünglich« fragte er, ihr strohfarbenes Haar streichelnd.
    »Schwarz«, sagte sie stirnrunzelnd.
    »Du hättest es so lassen sollen.«
    Sie wandte den Kopf ab. »Nicht. Das sagt auch er immer.«
    »Deshalb ist es nicht unbedingt falsch. Es sollte deine natürliche Farbe haben«, sagte er sanft. »Es ist dein einziger Fehler.«
    »Ich habe andere«, sagte sie.
    »Ich habe nicht geglaubt, daß du mich anrufen würdest«, sagte sie nach einer Weile.
    Im Flur marschierten sie und zählten im Takt. Er betrachtete die Decke und rauchte seine Zigarette. »Ich hatte es nicht vor.« Er zuckte die Achseln. »Ich konnte dich nicht vergessen.«
    »Bei mir war es genauso. Ich habe viele Männer gekannt. Macht dir das etwas aus? Nein« – sie hielt ihm die Lippen mit den Fingerspitzen zu –, »antworte nicht.«
    Er küßte ihre Finger. »Warst du je in Mexiko?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Als ich fünfzehn Jahre alt war, fuhr mein Onkel zu einer Medizinerkonferenz und ich fuhr mit.«
    »Oh?«
    »Cuernavaca. In den Bergen. Strahlend bunte Häuser. Ein wunderbares Klima, Blumen das ganze Jahr hindurch. Eine hübsche kleine Plaza. Wenn sie die Gehsteige nicht vor Mittag fegen, werden sie zur Polizei vorgeladen.«
    »Kein Schnee«, sagte er. Draußen schneite es.
    »Nein. Es ist nicht weit bis Mexiko City. Fünfzig Meilen. Sehr international, wie Paris. Große Krankenhäuser. Großes Gesellschaftsleben. Ein talentierter Norteamericano- Doktor kann dort äußerst gut verdienen. Ich habe soviel Geld, um jede Praxis zu kaufen, die dir gefällt.«
    »Worüber sprichst du?« sagte er.
    »Über dich und mich und Miguel.«
    »Wen?«
    »Meinen kleinen Jungen.«
    »Du bist verrückt.«
    »Nein, bin ich nicht. Dir würde der Kleine nichts ausmachen. Ich könnte ihn nicht verlassen.«
    »Das heißt, es braucht mir nichts auszumachen. Es ist unmöglich.«
    »Versprich mir bloß,

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