Die Klinik
Street Nr. 121, in dem ein außergewöhnlicher Präsident der Vereinigten Staaten seine Wahlrede gehalten hatte, und sie fragten sich, was wohl mit der Welt geschehen wäre, wenn es dem jungen Mann erlaubt gewesen wäre, älter und klüger zu werden.
Plötzlich drehte sich Dorothy um und lief weg.
Spur folgte ihr und holte sie in der Beacon Street auf den Stufen des State House ein, legte die Arme um sie und küßte ihr nasses Gesicht, das nach Salz schmeckte.
»Der Gouverneur des ganzen Staates kann uns jetzt aus einem dieser Fenster zusehen«, sagte sie.
»Dann geben wir ihm etwas zu sehen«, sagte er und zog sie an sich, so daß sie leicht schwankend auf den Stufen im Regen dicht beisammenstanden.
»Verzeih«, sagte sie.
»Schon gut. Er war ein großer Mensch.«
»Nein, du verstehst nicht«, sagte sie. »Ich trauere nicht um Kennedy. Ich habe geweint, weil du mich so glücklich machst und ich dich so sehr liebe, und Gaby und Adam so kühl und schön sind und ich weiß, daß diese herrliche Zeit für keinen von uns von Dauer sein wird.«
»Sie wird von Dauer sein«, sagte er.
»Aber sie wird sich verändern. Nichts bleibt, wie es ist.« Auf ihrer braunen Haut über der Oberlippe standen Wasserperlen, und er wischte sie sanft mit seinem Daumen weg, wie er an jenem ersten Tag am Strand das trockene Salz weggewischt hatte.
»Ich will ja, daß es sich zwischen uns ändert«, sagte er.
»Armer Spurgeon«, sagte sie. »Ist es sehr schwer für dich?«
»Ich werde es überleben. Aber ich wünsche mir verzweifelt, daß es sich ändert.«
»Heirate mich«, sagte sie. »Bitte, Spurgeon.«
»Ich kann nicht. Zumindest nicht, bevor ich meine Spitalspraxis im Juli beendet habe.«
Sie blickte auf die vom Regen trübe goldene Kuppel des State House. »Dann könnten wir wenigstens manchmal die Wohnung in der Phillips Street benützen. Gaby und ich haben darüber gesprochen.«
Er nahm ihren nassen, wolligen Kopf in seine Hände.
»Ich könnte ihnen einen Hund kaufen. Und wir könnten unsere Besuche so einrichten, daß sie inzwischen den Hund um den Häuserblock spazierenführen.«
Sie lächelte ihn an. »Sie könnten mit dem Hund sogar zweimal um den Block gehen.«
»Wir könnten den Hund Bimbam nennen«, sagte er.
»O Spurgeon.« Sie begann wieder zu weinen.
»Nein, danke, Gnädigste«, sagte er. Er vergrub sein Gesicht in der schwarzen Wolle. »Wir heiraten im Juli«, sagte er in ihr nasses Haar hinein. Dann faßte er sie an der Hand, sie winkten dem Gouverneur Lebewohl, gingen zurück und fanden Gaby und Adam. Sie hatten sich nicht abgesprochen, aber in stummer Übereinkunft sagte keiner von beiden den Freunden etwas von der bemerkenswerten Veränderung, die in der Welt stattgefunden hatte.
Am nächsten Morgen holte er sie ab und fuhr mit ihr zum Roxbury-Getto. Er parkte den Volkswagen, und sie gingen langsam die Straßen entlang, ohne miteinander zu reden. Der Regen hatte in der Nacht aufgehört, aber die Sonne war grausam.
»Warum hast du mich hierhergebracht?« fragte sie schließlich.
»Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich fahre manchmal hierher.«
»Ich hasse diese Gegend. Bitte, bring mich weg.«
»Schön«, sagte er. Sie drehten um und gingen zum Wagen zurück.
Auf der Straße spielten einige Jungen Baseball und ignorierten den Winter. »Huh, Charlie«, höhnte der eine am Schlagholz den Werfer. »Du hast Jim Lonborg nicht gevögelt. Dein Arsch ist zu sonnverbrannt.«
»Aufgepaßt!« brüllte der Werfer und schleuderte den Ball heftig gegen ihn.
»Du hast auch Looey Tiant nicht gevögelt. Du hast nicht einmal Jim Wyatt gevögelt.«
Als sie den Wagen erreicht hatten, verließ er Roxbury ohne jeden Umweg.
»Ich ertrüge es nicht, hier ein Kind aufzuziehen«, sagte sie.
Er summte ein paar Takte einer heiteren Melodie. »Es leben nicht nur arme Leute hier, sondern auch viele Akademiker. Sie schaffen es, ihre Kinder hier aufzuziehen.«
»Dann möchte ich lieber keine Kinder haben.«
»Da kannst du auch unbesorgt sein«, sagte er gereizt.
»Du wirst deine Kinder nicht in einer solchen Umgebung aufziehen müssen.«
»Du hast mir einmal eine Insel und Frangipani im Haar versprochen.«
»Das Versprechen halte ich«, sagte er.
»Warum können wir nicht wirklich dorthin?«
»Wohin? Auf eine einsame Insel?«
»Nach Hawaii.«
Er sah sie an, überzeugt, daß es nicht ihr Ernst war.
»Dort gibt es keine Rassenfrage. Es ist genau die Welt, in der ich meine Kinder aufziehen will.«
»Deine Enkel
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