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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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dann: »Möchtest du nicht wissen, wie es Midge und Paps und Mama geht?«
    »Wie geht’s Midge?«
    »Gut.«
    »Wie geht es Paps und Mama?«
    »Gut.«
    »Prima«, sagte Janet.
    Sie waren sehr höflich. Adam bot Drinks an, mischte sie, reichte Salznüsse herum und beteiligte sich an dem Gespräch. Es begann, als Spurgeon etwas über die Wahlen sagte.
    Ralph runzelte die Stirn und blinzelte. Er war auf seinen Stuhl geklettert und saß nun auf der Lehne, die Füße auf dem Sitz, wie auf einem Thron, und schaute auf sie herunter. »Wenn man nur auf uns hören wollte«, sagte er. »Und das Ganze ins Rollen bringen und dann abhauen. Die Schweinehunde hätten dann niemanden, den sie beherrschen könnten. Wir versuchen es euch zu sagen, aber ihr wollt einfach nicht hören.«
    »Sie glauben doch nicht wirklich, daß das funktionieren würde«, sagte Spurgeon milde.
    »Halten Sie mir keine Vorträge, was ich glaube oder nicht, Mensch. Ich glaube, alle sollten einfach in die Wälder abhauen und high werden und ihr Dings machen.«
    »Was würde aus der Welt werden, wenn jeder high wäre?«
    »Was wird denn jetzt Großartiges aus der Welt, mit euch stocknüchternen Spießern?«
    »Ihr braucht uns stocknüchterne Spießer zu eurer bloßen Existenz«, sagte Adam. »Ohne uns könntet ihr euer ›Dings‹ gar nicht machen. Wir ernähren euch, Freundchen, und machen eure Kleider und die Häuser, in denen ihr lebt. Wir stecken die Sachen in die Dosen, die ihr kauft, wenn ihr genügend Blumen und Plakate verkauft, um Dosen kaufen zu können, und wir liefern das Heizöl, das eure Betten im Winter warmhält. Wir machen euch gesund, wenn ihr die schönen Körper, die Gott euch gegeben habt, verderbt.«
    Er sah Ralphie an und lächelte. »Jedenfalls würdet ihr, wenn wir alle so wären wie ihr, wieder etwas anderes sein wollen. Ihr könnt es einfach nicht ertragen, so zu sein wie alle übrigen.«
    »Mensch, Sie reden Mist.«
    »Warum zum Teufel sitzen Sie dann so da, thronend wie ein erhabener Guru, der auf die Welt herabblickt?«
    »Weil ich eben gern so sitze. Es tut niemandem weh.«
    »Es tut Gaby und mir weh«, sagte Adam. »Sie verschmutzen mit Ihren Schuhen den Sitz unseres Stuhls.«
    »Psychoanalysieren Sie mich nicht«, sagte Ralphie. »Ich kann den Spieß umdrehen. Sie sind ein richtig aggressiver Hund, wissen Sie das? Wahrscheinlich würden Sie als Schlächter arbeiten, statt als Chirurg, und Ihre Aggressivität abreagieren, indem Sie Messer in Kühe statt in Menschen stecken, wenn Sie nicht reiche Eltern gehabt hätten, die Sie ins College und an die Medizinische Schule geschickt haben. Haben Sie sich das je überlegt?«
    Gaby und Adam waren unfähig, ihr Gelächter zu beherrschen, und versuchten auch gar nicht, es zu erklären.
    Janet brachte die anderen Digger nie wieder mit und kam selbst nie mehr am Abend, aber gelegentlich schaute sie weiterhin zum Morgenkaffee herein.
    Eines Tages saß sie auf der Couch, als die Übelkeit Gaby aus dem Zimmer trieb. Als sie endlich wiederkam, mit weißem Gesicht, und sich entschuldigte, sah Janet sie mit einem Mona-Lisa-Gesicht an. »Sind Sie schwanger?«
    »Nein.«
    »Aber ich.«
    Gaby sah das Mädchen an und sagte dann sehr vorsichtig:
    »Sind Sie sicher, Janet?«
    »Mhm.«
    »Was werden Sie tun?«
    »Es von der Familie aufziehen lassen.«
    »Wie Midge?«
    Das Mädchen sah sie kalt an. »Von meiner echten, wirklichen Familie. Hier in der Joy Street. Alle werden seine Eltern sein. Das wird sehr nett sein.«
    Das Gespräch verfolgte Gaby. War Carl der Vater des Kindes? Oder Ralphie? Oder, ein noch erschreckenderer Gedanke: Wußte Janet überhaupt, wer der Vater war?
    Eines war sicher. Das Mädchen würde ab sofort ärztliche Betreuung brauchen. Als sie mit Adam darüber sprach, schloß er die Augen und schüttelte den Kopf. »Verdammt. Jemand hat also nicht gewußt, wie er das ›Dings‹ zu machen hat.«
    »In unserer Situation dürfen wir uns wohl kaum solche Bemerkungen erlauben.«
    »Siehst du denn keinen Unterschied?« fragte er sie.
    Sie gab nach. »O Adam, natürlich. Aber ich werde nachts nicht schlafen können, wenn wir nicht etwas für diese kleine Närrin tun. Sollen wir es Dorothy sagen?«
    »Lieber nicht. Zumindest noch nicht. Wenn sie ins Krankenhaus kommt, werde ich dafür sorgen, daß sie untersucht wird und ihre Vitamine und alles Nötige bekommt.«
    Sie küßte ihn und wartete ungeduldig auf Janets nächsten Besuch, aber das Mädchen kam nicht wieder. Sechs Tage später,

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