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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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bekämen Schlitzaugen.«
    »Oh, ich würde sie lieben. Sie würden deine Nase haben.«
    »Das möcht ich ihnen geraten haben.«
    »Es ist mein Ernst, Spurgeon«, sagte sie nach einer Weile. Das konnte er sehen. Er begann sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, und ihn auf seine schwachen Punkte hin zu prüfen. »Ich habe erst noch meine dreijährige Facharztausbildung zu absolvieren«, sagte er.
    »Könnten wir nicht danach hingehen? Ich würde auch nach unserer Heirat arbeiten, und wenn wir wie Geizhälse sparen, könnten wir vielleicht in ein, zwei Jahren hinfahren, uns umsehen und Pläne schmieden.« Sie war jetzt ganz aufgeregt und überzeugt, daß sie schon ihre Zukunft planten.
    »Das könnte sich ausgehen«, sagte er vorsichtig, von ihrem Glück angesteckt.
    Als sie nach Natick zurückkamen, entdeckte er, daß jemand die Radkappe vom linken Hinterrad gestohlen hatte, während der Wagen in Roxbury geparkt war. Den ganzen Weg zum Krankenhaus sang er aus voller Kehle.

15
 
A D AM S I L V E RS T O NE
    Adam gefielen die Bücherregale aus Orangenkistchen. Sie inspirierten ihn, weiße Farbe und eine Walze zu kaufen, und bevor die alten Schmerzen nachließen, hatte er sich neue erworben, aber die weißen Wände weiteten den Raum und machten ihn zu einem völlig anderen Zimmer. Gaby kaufte in der Newsbury Street zwei billige Drucke, die Reproduktion einer Bauernmutter mit Kind von Käthe Kollwitz und ein buntes abstraktes Bild voll Kugeln und Würfeln, das gut zu den Papierblumen paßte.
    Sie hob eine Avocadohälfte auf, spickte sie mit Zahnstochern und legte sie in ein Wasserglas – sie hatte in einer Zeitschrift darüber gelesen –, wartete und beobachtete sie neugierig. Drei Wochen lang geschah nichts, aber gerade als sie beschlossen hatte, sie wegzuwerfen, keimte eine kleine lichtgrüne Schlange, ein Schößling und dann ein Blatt, das dunkler und glänzend wurde, als sie es in fette schwarze Erde umsetzte, die sie in einem Sack im Supermarkt gekauft hatte. Die Avocadopflanze trieb zwei weitere Blätter, fiederig und glänzend, und wurde in dem immer rasch verschwindenden Sonnenfleck des einzigen Fensters löffelweise mit Liebe und Pflanzendünger aufgepäppelt.
    Die Kellerwohnung wurde zum festen Rahmen ihres Lebens; sie hätten sie nicht gegen das Weiße Haus eingetauscht. Sie liebten einander fröhlich und oft und nur mit einem kaum merkbaren Schuldgefühl, und lernten einander immer besser kennen. Gaby fühlte sich stark und frei, eine Pionierfrau. Sie wußte, daß sie die ersten und einzigen Liebenden auf der Welt waren, obwohl Adam ihr sagte, daß sie trotz all ihrer Phantasien und aller Bücher, die er in der Medizinischen Schule gelesen hatte, nie eine Erbsünde schaffen würden.
    Zum erstenmal in ihrem Leben machte sie sich keine Sorgen um ihre Gesundheit. Das einzige Unbehagen, woran sie litt, war dem Hormondruck der Pille zuzuschreiben, auf die sie noch nicht eingespielt war und der ihr manchmal ekelhafte Anfälle von Morgenübelkeit verursachte. Adam versicherte ihr, daß die Symptome verschwinden würden.
    Sie war stolz auf das, was sie aus der Wohnung gemacht hatten, und hätte gern alle ihre und Adams Bekannte eingeladen, traute sich jedoch nur Dorothy und Spurgeon zu. Susan Haskell kam einmal zum Mittagessen, war schüchtern und unglücklich und wartete so offensichtlich auf spannende Enthüllungen, wie Adam Gaby mißhandelte, daß sie die Einladung nie mehr wiederholen würde. Aber sie merkte, daß ihre Wohnung für einige ihrer Nachbarn aus der Joy Street eine Art zeitweiliger Kneipe darstellte. Janet Williams kam häufig vorbei, aber nicht so oft, daß sie lästig geworden wäre. Mehrmals brachte sie einen zweiten Digger mit, den großen blonden Jungen, der die Papierblumen abgeliefert hatte. Er hieß Carl, war sanft und höflich und wußte eine Menge über Musik und Kunst. Ein andermal brachte sie jemand namens Ralph mit, der einen schütteren Bart trug und aussah, als hätte er schon lange nicht mehr gebadet. Er war benebelt und geistesabwesend und stand offensichtlich unter Einwirkung eines Rauschgiftes. Janet schien es nicht zu bemerken. Sie behandelte ihn genauso wie Carl.
    Oder übrigens auch wie Gaby. Nach jedem Besuch trugen die Diggers einen Teil ihres Lebensmittelbudgets davon.
    Natürlich kamen sie eines Abends, als Dorothy und Spurgeon da waren.
    »Hei«, sagte Janet zu ihrer Schwester.
    »Hallo«, sagte Dorothy.
    Sie wartete, während alle einander vorgestellt wurden, und sagte

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