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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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strichdünnen Schnurrbart, der ein zu einer schmalen Klinge zugefeiltes Küchenmesser in der Hand hielt.
    »Hallo, Speed«, sagte er. Nightingale lächelte ihn an.
    »Nur herein, Doc«, sagte er.
    Sie traten näher und standen vor den Männern.
    »Wußte nicht, daß Sie es sein würden, Langhaar. Kein Grund zur Aufregung. Wir wollen nur die Tasche Ihres Freundes.«
    »Talentverschwendung«, sagte Spurgeon. »Jemand, der so Klavier spielt wie Sie.«
    Speed zuckte die Achseln, grinste jedoch geschmeichelt.
    »Wir haben ein paar Burschen, denen es schlecht geht. Sie brauchen etwas, ganz schnell. Tatsache ist, daß auch ich selbst zu lange ohne war.«
    »Gib Ihnen die Tasche, Adam«, sagte Spurgeon. Aber Adam ging zum Fenster.
    »Mach keine Dummheit«, sagte Spurgeon. »Gib ihnen die verdammte Tasche.« Er sah entsetzt, daß Adam auf den Teich hinuntersah. »Einen so guten Taucher gibt es nicht«, sagte Spur.
    Jemand lachte.
    »Plansch doch«, sagte eine Stimme aus der Dunkelheit.
    »Das ist nämlich ein Planschbecken, Mister«, sagte der Kleine.
    Speed ging zu Adam und nahm ihm die Arzttasche weg.
    »Seid ihr alle miteinander besoffen?« sagte er gutmütig. Er reichte Spurgeon die Tasche. »Suchen Sie es für uns heraus, Doc.«
    Spurgeon öffnete sie, fand eine Flasche Ipecac, ein Brechmittel, und reichte sie ihm. Nightingale nahm die Kappe ab, steckte seine Zungenspitze in die Flasche und spuckte aus.
    »Was ist das?« fragte einer der Männer.
    »Vermutlich etwas zum Speien.« Er sah Spurgeon an, diesmal ohne zu lächeln, und ging auf ihn zu.
    Adam schlug bereits wild um sich.
    Spurgeon versuchte einen Schlag zu landen, aber er war noch ungeschickter als die Straßenkämpfer. Jetzt wurden seine Arme von Händen festgehalten, und ein déjà vu überwältigte ihn. Als die großen schwarzen Fäuste auf ihn losschlugen, drehte sich die Welt im Kreis, er war wieder vierzehn und verdrosch einen Betrunkenen in einem dunklen Eingang in der 171. West Street zusammen mit seinen Freunden Tommy White und Fats McKenna, wobei er den Platz hinter dem Opfer einnahm. Der Mann, der jetzt die Rolle Fats McKennas übernahm, würde ganze Arbeit leisten, erkannte er, als er mit großer Kraft in den Magen getroffen wurde und ihm der Atem stockte. Etwas stieß gegen seine Schläfe, den Rest spürte er kaum mehr. Er sah durch den Nebel jenen Mann, zu dem er vielleicht geworden wäre, wäre ihm nicht die Gnade Gottes und Calvins widerfahren, und der jetzt auf dem Fußboden kniete, die Arzttasche durchwühlte, sie schließlich umdrehte und ihren Inhalt auf den Fußboden stürzte.
    »Hast es, Baby?« fragte eine Stimme.
    Spurgeon hörte nicht mehr, ob Speed Nightingale es hatte. Jemand stellte die Nadel wieder auf die Platte von Little Richard, und das Dröhnen der wilden Pferde überrannte alles. Auch ihn.
     
    Er kam zweimal zu Bewußtsein.
    Als er das erstemal die Augen öffnete, sah er Meyerson.
    »Ich weiß nicht«, sagte Maish soeben. »Es ist schwieriger geworden, leere Formulare zu kriegen. Ich werde vielleicht einen Dollar draufschlagen müssen. Sechs Dollar pro Rezept ist nicht zu hoch.«
    »Wir streiten nicht um den Preis«, sagte Speed. »Bloß her damit, Mensch. Bloß her damit.«
    »Der ganze Handel könnte hochgehen, wenn ihr diese beiden Kerle ex gehen läßt«, sagte Meyerson.
    »Über die brauchst du dich nicht aufzuregen«, sagte eine Stimme verächtlich.
    Spurgeon wollte wissen, wie es ausging, und als die Stimmen schwanden, empfang er eine Art zornigen Bedauerns.
    Das Gesicht, in das er das zweitemal blickte, war groß, irisch und häßlich. »Der Nigger dürfte sich erholen«, sagte er.
    »Der andere Bursche auch. Aber ich glaube, seine Würde ist angeknackst.«
    Als er sich aufsetzte, übergab er sich und sah, daß zwei Polizisten in der Wohnung standen.
    »Wie geht’s, Adam?« fragte er mit schmerzendem Kopf.
    »Ganz gut. Dir, Spur?«
    »Ich werd’s überleben.«
    Speed und seine Freunde waren bereits abgeführt worden.
    »Aber wer hat Sie gerufen?« fragte Adam den Polizisten.
    »Der Bursche sagte, er sei euer Fahrer. Er sagte, ich solle euch sagen, die Schlüssel des Krankenwagens seien unter dem rechten, hinteren Sitz.«
    Die beiden Polizisten fuhren sie ins Krankenhaus zurück. In der Halle drehte sich Spurgeon um, um ihnen zu danken. Er war genauso verblüfft wie sie, als er sich sagen hörte:
    »Nenn du mich ja nie wieder Nigger, du dickes Schwein.«
     
    Er schlief lange, wachte blaugeschlagen und steif und mit

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