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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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einen Untersuchungstisch, einen Behandlungstisch, chirurgische Instrumente, einen Sterilisator. Untersuchungslampen. EKG. Diathermie. Ein paar Stethoskope, ein Otoskop, ein Mikroskop, ein Ophthalmoskop. Dunkelkammer und Geräte zum Entwickeln. Wahrscheinlich noch diverse Kleinigkeiten, die mir jetzt nicht einfallen.«
    »Wieviel?«
    Wieder zuckte Horowitz die Achseln. »Schwer zu sagen. Man findet diese Dinge nicht immer aus zweiter Hand.«
    »Stellen Sie keine Gebrauchtwarenpreise auf. Diese Menschen haben in ihrem Leben noch nie etwas gehabt, das erstklassig ist. Alte Möbel, schön, aber rechnen Sie mit einer neuen Ausrüstung.«
    Der Vertreter addierte noch einiges und steckte dann seinen Kugelschreiber ein. »Neuntausend«, sagte er.
    »Hm.«
    »Und Sie müßten auch weitermachen können, wenn Sie eröffnet haben. Einige Ihrer Patienten haben vielleicht eine Krankenversicherung, die meisten aber nicht. Viele können nur ein sehr bescheidenes Honorar bezahlen.«
    »Dazu kommt noch Miete und Stromrechnungen«, sagte Spurgeon. »Glauben Sie, daß man mit zwölftausend über das erste Jahr kommen kann?«
    »Klingt realistisch«, sagte Horowitz. »Lassen Sie mich wissen, wenn ich sonst noch etwas für Sie tun kann.«
    »Ja. Danke.«
    Er blieb sitzen und trank eine zweite Tasse Kaffee und dann noch eine. Schließlich bezahlte er und bat Maxie um Wechselgeld für einen Dollar. Er summte vor sich hin, als er die Zentrale wählte, aber sein Magen krampfte sich vor Nervosität zusammen.
    Er kam mühelos durch, bis er die letzte Bastion erreichte, die englische Sekretärin mit der eisigen Stimme, die Calvin Priest vor den gewöhnlichen Sterblichen schützte.
    »Mr. Calvin hat jemanden bei sich, Dr. Robinson«, sagte sie, wie immer mißbilligend. »Ist es sehr wichtig?«
    »Nun, nein«, sagte er, und sofort empfand er Widerwillen gegen sich. »Ja, doch, es ist wichtig. Wollen Sie ihm sagen, daß sein Sohn am Apparat ist und seine Hilfe braucht?«
    »O ja, Sir. Wollen Sie warten oder soll ich Mr. Priest bitten, zurückzurufen?«
    »Ich werde auf meinen Vater warten«, sagte er.
     
    Am nächsten Tag nahm er Dorothy zu dem Laden mit. Hinter ihm lag eine Nacht voller Zweifel, und er hatte viele Drachen erfunden, die er nicht alle mit Vernunftgründen zu erschlagen vermochte. Der Häuserblock und der Laden sahen irgendwie düsterer aus als zur Zeit, da er ihn verlassen hatte. Jemand hatte ein Kreidestückchen gestohlen und eine Anzahl Bilder von einem Paar in verschiedenen Liebesstellungen gezeichnet, oder vielleicht war es mehr als ein Paar, eine Gehsteigorgie. Der Künstler hatte die Kreide zurückgelassen, und jetzt spielten zwei kleine Mädchen, die sich nicht um das Bacchanal kümmerten, verbissen »Himmel und Hölle«. Der Laden war weniger geräumig als in seiner Erinnerung und schmutziger.
    Sie hörte ihm zu, und sie schaute auf die Kreidelinien auf dem Boden. »Klingt ziemlich langfristig«, sagte sie.
    »Nun ja.«
    »Kurzfristig könntest du es nicht machen«, sagte sie.
    »Das merke ich schon.« Es entstand ein Schweigen, in dem sie einander nachdenklich ansahen, und er wußte, daß sie Hawaii und den sorgenfreien kleinen Enkelkindern mit den Schlitzaugen adieu sagte.
    »Ich habe dir Frangipani versprochen«, sagte er schuldbewußt.
    »Ah, Spurgeon«, sagte sie. »Ich hätte ja gar nicht gewußt, daß es Frangipani sind – ich kenne sie doch nicht!« Sie begann zu lachen, und einen Augenblick später lachte er mit ihr und liebte sie leidenschaftlich.
    »Hast du Angst?« sagte sie.
    »Ja. Du?«
    »Todesangst.« Sie suchte in seinen Armen Trost, und er schloß die Augen und vergrub seine Gesicht in der flaumweichen schwarzen Wolle. Die zwei kleinen Mädchen auf dem Gehsteig beobachteten sie durch das Ladenfenster.
    Nach dem letzten Kuß ging er ins Ace High, borgte vom Barmann einen Besen, und sie fegte den Boden für ihn. Während er die Spinne und die Motten aus der Dunkelkammer vertrieb, befeuchtete sie ihr Taschentuch und zerfetzte es beim Wegwaschen der kopulierenden Figuren auf dem Gehsteig. Dann gab sie den kleinen Mädchen Zeichenunterricht. Als er herauskam, hatte die Sonne den Beton getrocknet, und der Gehsteig war mit Kreideblumen bedeckt, einem ganzen Lilienfeld.

17
 
A D AM S I L V E RS T O NE
    Als der April kam, war es, als müßte eine Uhr in Gaby ein wenig aufgezogen werden. Sie keuchte etwas mehr, wenn sie den Hügel erklomm, sie war etwas weniger zum Lieben bereit, sie begann nachmittags bleischwer

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