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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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»Vielleicht von New Brunswick. Oder Nova Scotia. Sie kommen zurück, um in dem Süßwasser zu laichen, in dem sie selbst geboren wurden.«
    »Denk an alle die natürlichen Feinde, die sie passieren mußten«, sagte er tief beeindruckt. »Mörderwale, Haie, Streifenbarben, alle anderen großen Fische.«
    Sie nickte.
    »Aale, Möwen, Menschen.« Sie ging stromaufwärts. Er folgte ihr und konnte bald sehen, weshalb die meisten Fische nicht weiterschwammen.
    Das Strombett wies eine Reihe von Stufen auf, vielleicht ein Dutzend, deren Felsränder Tümpel bildeten, aus denen das Wasser in winzigen Wasserfällen herabfiel, gerade so breit, daß jeder nur einen Fisch fassen konnte. Der Hering schwamm die Strömung aufwärts in die Stille des nächsthöheren Tümpel; jede Stufe war schwerer zu überwinden, weil die vorangegangenen Sprünge an ihren Kräften zehrten.
    »Mein Großvater und ich wählten immer einen Fisch und begleiteten ihn stromaufwärts«, sagte sie.
    »Tun wir das doch auch«, sagte er. »Such’ dir einen aus.«
    »Schön. Den da.«
    Ihr Alsenweibchen war ungefähr fünfundzwanzig Zentimeter lang. Sie sahen zu, wie es geduldig auf einen freien Zugang zur Stufe wartete, dann nach vorn schnellte und durch das Wasser, das von dem oberen Tümpel herunterströmte, aufwärts tauchte und dort neuerlich wartete. Es erklomm die ersten sechs Stufen mit offensichtlicher Leichtigkeit.
    »Du hast dir einen Sieger ausgesucht«, sagte Adam. Vielleicht brachte diese Bemerkung dem Alsenweibchen Pech. Als es sich bemühte, die nächste Stufe zu überwinden, war der herabstürzende Wasserstrom zu gewaltig; er fing ihren Schwung ab und trug sie in den Tümpel zurück.
    Das nächste Mal gelang es ihr, aber die obere Stufe zwang sie, dreimal zu springen, bevor sie sie überwunden hatte.
    »Warum kämpfen sie so, nur um zu laichen?« wunderte er sich.
    »Vermutlich Arterhaltung.«
    Ihr Fisch bewegte sich jetzt langsamer zwischen den einzelnen Versuchen, als koste selbst das Schwimmen zuviel Anstrengung. Sie hatten das Gefühl, daß die Alse jeden Sprung erfolgreich beendete, nur weil sie es wollten, aber die Kraft versickerte aus ihrem torpedoförmigen Körper. Als sie den Tümpel unterhalb der letzten Stufe erreicht hatte, rastete sie fast bewegungslos auf dem Grund, nur ihre arbeitenden Kiemen und die das Gleichgewicht haltenden Bauchflossen verrieten, daß sie noch lebte.
    »O Gott«, sagte Gaby.
    »Los«, ermunterte er den Fisch.
    »Los, armes Ding.«
    Sie sahen zu, als sie viermal vergeblich das letzte Hindernis zu nehmen versuchte. Jedesmal war die Rastzeit länger als die vorangegangene.
    »Ich glaube nicht, daß sie es schafft«, sagte Adam. »Ich glaube, ich greife einfach hinein, hebe sie auf und trage sie hinüber.«
    »Laß sie.«
    Eine Möwe stieß herunter, an ihnen vorbei, auf den Fisch zu.
    »Nein, nicht!« schrie Gaby und schlug nach dem Vogel. Plötzlich weinte sie. »Das wirst du nicht, du Mistvieh!«
    Die Möwe erhob sich, kreischte empört und flog stromabwärts zu leichterem Fang. Als spürte das Alsenweibchen die eben vorbeigegangene Gefahr, schoß es aufwärts, sprang empor, wurde jedoch unbarmherzig zurückgeschlagen. Diesmal warf es sich ohne zu rasten sofort noch einmal vor und schleuderte sich durch das herabstürzende Wasser empor. Oben hing es einen Augenblick am Rand in der Schwebe, wand sich hin und her und platschte dann über ihn hinweg in das stille Wasser auf der anderen Seite.
    Gaby weinte noch immer.
    Nach einem Augenblick krampfte sich der Schwanz zusammen, krümmte sich in triumphierender Ekstase, und der Fisch verschwand im tiefen Wasser des Tümpels.
    Adam preßte Gaby fest an sich.
    »Adam«, sagte sie in seine Schulter hinein. »Ich will ein Kind haben.«
    »Warum nicht.«
    »Wirst du es mich haben lassen?«
    »Wir heiraten sofort. Heute noch.«
    »Und dein Vater?«
    »Wir müssen unser eigenes Leben leben. Solange ich es mir nicht leisten kann, für euch beide zu sorgen, wird er sich einfach um sich selbst kümmern müssen. Ich hätte das schon früher wissen müssen.«
    Er küßte sie. Ein zweiter Hering plumpste über den Rand, und flitzte die letzte Stufe hinauf, als fahre er in einem Lift.
    Wieder lachte und weinte sie gleichzeitig. »Du hast überhaupt keine Ahnung«, sagte sie. »Man muß drei Tage warten, um heiraten zu können.«
    »Wir haben massenhaft Zeit«, sagte er und dankte Gott und dem armen Fisch.
     
    Am Dienstagmorgen ging sie den Beacon Hill hinunter und über den

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