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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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durchraste.
    Man sah sie in den Zeitungen und im Fernsehen, diese unbeweglichen Klötze, samt dem, was von dem Fahrzeug und den Menschen übriggeblieben war, die sie in periodischen Abständen als Tribut forderten. Aber sie wußte, daß ihr Leben unter einem Bann stand und dazu bestimmt war, zu verrieseln, nicht in einem Blitz oder Donnerschlag zu enden; ihre Hand würde ihr nicht gehorchen, wenn sie den Entschluß fassen sollte, das Lenkrad einzuschlagen, sobald sie sich einer Überführung näherte.
    Erst später, als sie sich in halsbrecherischem Tempo durch den Schnellverkehr schlängelte, der über die Route 24 dahinstob, erkannte sie, wie dumm es gewesen war, Mrs. Krol die Pflanze zu geben. Sicher würde sich Bertha Krol betrinken, in ihr Geschrei ausbrechen und die Pflanze aus dem Fenster werfen. Die schwarze Erde aus dem Supermarkt würde sich zusammen mit Berthas Müll über die Phillips Street ergießen, und das Pflänzchen würde nie zu einem Avocadobaum heranwachsen.
    Er klopfte, als er die Tür versperrt fand, und brummte dann vor Überraschung, als er sah, daß die Morgenzeitung nicht hineingeholt worden war. Die Wohnung war düster, aber er entdeckte den Brief unter seinem blumigen Kennzeichen sofort.
     
    Adam, zu sagen, daß es nett war, hieße uns beide beleidigen. Ich werde an die Zeit denken, solange ich lebe. Aber wir haben vereinbart, Schluß zu machen, wenn einer von uns die Verbindung lösen wollte. Und leider muß ich sie abbrechen, dringend. Ich wollte es schon seit einiger Zeit tun, hatte jedoch nicht den Mut, es Dir ins Gesicht zu sagen. Denke nicht allzu böse über mich. Aber denke doch manchmal an mich. Ich wünsche Dir ein wunderbares Leben, Doktor-Darling.
    Gaby 
    Er saß auf dem Sofa, las den Brief noch einmal und rief dann den Psychiater im Beth Israel an, der ihm nichts sagen konnte.
    Er sah, wie wenig sie mitgenommen hatte. Ihre Bücher waren da. Der Fernsehapparat, der Plattenspieler. Ihre Bestrahlungslampe. Alles. Nur ihre Kleider und ihr Koffer waren weg.
    Nach einer Weile rief er Susan Haskell an und fragte sie, ob Gaby dort sei.
    »Nein.«
    »Wenn Sie von ihr hören, lassen Sie es mich wissen?« Es entstand eine Pause. »Nein.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie hat Sie verlassen, nicht wahr?« In ihrer Stimme lag Triumph. »Sonst hätten Sie mich nicht angerufen. Nun, wenn sie herkommt, werden Sie von mir nichts erfahren.«
    Sie legte auf, aber es war unwichtig. Gaby war nicht dort. Er überlegte weiter, hob dann den Hörer wieder ab und wählte die Universität.
    Als sich die Telephonistin meldete, verlangte er den Studentischen Gesundheitsdienst.
     
    Er lieh sich Spurgeons Volkswagen, und als er über die Sagamore Bridge polterte, fürchtete er sich vor dem, was ihn erwarten würde, wenn er aus dem Wagen stieg. Sowie Hyannis hinter ihm lag, drückte er das Gaspedal durch und fuhr wie sie. Die Saison war noch zu früh für starken Verkehr, und die Autobahn war fast leer. In North Truro lenkte er den Bus von der Route 6 weg, fuhr die schmale Makadamstraße hinunter und bog dann, nachdem er das Licht des Leuchtturms erblickte, mit einem Stoßgebet in die Sandstraße ein, die zum Strand führte.
    Als der Volkswagen die Höhe der Bodenwelle erreichte, sah er den blauen Plymouth vor der Tür.
    Die Hütte war unversperrt, aber leer. Er ging hinaus und über den Pfad zur Klippe. Von ihrer Höhe konnte er den weißen Strand unten in jeder Richtung meilenweit überblicken, der windgepeitscht und vom Strandgut der Winterstürme bedeckt war. Die Düne war verschwunden. Niemand war zu sehen.
    Auf dem Meer kräuselten sich, so weit er sehen konnte, Schaumkämme.
    War sie vielleicht irgendwo dort draußen, unter der Wasserfläche? Er verdrängte den Gedanken.
    Als er umkehrte, um zum Haus zurückzugehen, sah er sie, eine Viertelmeile entfernt, langsam über den Kamm der Klippe gehen. Schwach vor Erleichterung lief er los, um sie einzuholen; sie schien seine Anwesenheit zu spüren, noch bevor er sie erreichte, drehte sie sich um.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hallo, Adam.«
    »Was ist mit der Düne geschehen?«
    »Wahrscheinlich hat sie sich ungefähr eine Viertelmeile verschoben. Gegen Provincetown zu. Manchmal bewirken das die Gezeiten im Winter.«
    Sie schlug die Richtung zur Strandhütte ein, und er ging neben ihr. Später würde es hier Beeren geben. Die von ihren Füßen zertretenen Pflanzen erfüllten die Luft mit dem würzigen Duft der Blaubeerstauden.
    »O Adam, warum mußtest du

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