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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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hätte; die ungewaschene Armut der Patienten war nervenzermürbend; die Verwaltung geizte auf üble, kleinliche Art, indem sie zum Beispiel an die Hausärzte nicht oft genug saubere weiße Anzüge ausgab. Aber die Chirurgie, die sie auf der Station praktizierten, war ungeheuer aufregend. Von Anfang an operierte er fast pausenlos, schon in den ersten Monaten, interessantere Fälle verschiedenster Art, als er sie je in Georgia in einem halben Jahr gehabt hatte.
    Er hatte ein Gefühl der Entmutigung verspürt, als er zum erstenmal hörte, daß Rafe Meomartino mit der Nichte des Alten verheiratet war, mußte jedoch zugeben, daß die guten Fälle unparteiisch zwischen ihnen aufgeteilt wurden. Zwischen Meomartino und Longwood herrschte jedoch eine unerklärliche Kälte, und er war zu der Erkenntnis gelangt, daß das Verwandtschaftsverhältnis für Rafe eher ein Nachteil war.
    Unbehaglich fühlte er sich nur, wenn er den sechsten Stock betrat, den er in einem unbedachten Augenblick zu einem kalten, einsamen Ort gemacht hatte.
    Das Schlimmste an der ganzen Seifenepisode war, daß er Spurgeon Robinson wirklich gern hatte.
    Er war eines Morgens ins Badezimmer gekommen, in dem sich der Spitalsarzt eben rasierte, und sie hatten über Baseball gesprochen, während er aus seinen Kleidern und unter die Dusche stieg.
    »Zum Teufel«, murmelte er.
    »Was ist los?«
    »Verdammt nochmal, ich habe keine Seife.«
    »Nehmen Sie meine.«
    Adam hatte die weiße Seife in Robinsons Hand angesehen und den Kopf geschüttelt. »Nein, danke.«
    Unter dem warmen Sprühregen verflog sein Ärger, und einige Minuten später nahm er – gedankenlos – die dünne Scheibe gebrauchter Seife aus der Seifenschüssel und seifte seinen Körper damit ein.
    Als Robinson ging, hatte er einen Blick in die Dusche geworfen. »Ah, ich sehe, Sie haben ja doch eine gefunden«, sagte er.
    »Ja«, sagte Adam in plötzlichem Unbehagen.
    »Das ist dasselbe Stück, das ich gestern benützt habe, um meinen schwarzen Arsch zu waschen«, hatte Spur liebenswürdig gesagt.
     
    Geldmangel bedrohte ihn nicht mehr. Er wurde Nachtarbeiter, dank einem Freundschaftsdienst des dicken Anästhesisten, den die OP-Schwestern den »fidelen grünen Riesen« nannten, und den er im Stillen den »Dicken« nannte, der jedoch schlicht und einfach Norman Pomerantz hieß. Eines Tages schlenderte Pomerantz in das Ärztezimmer und fragte, während er sich Kaffee einschenkte, ob jemand daran interessiert sei, einige Nächte in der Woche Dienst in der Unfallstation eines Gemeindekrankenhauses zu machen, westlich von Boston.
    »Es ist mir egal, wo es ist«, sagte Adam, noch bevor sonst jemand antworten konnte. »Wenn es was einbringt, mache ich es.«
    Pomerantz lachte. »Es ist in Woodborough. Sie werden von der Krankenhausversicherung bezahlt.«
    Also verhökerte er seinen Schlaf und war mit dem Handel durchaus nicht unzufrieden. Am ersten dienstfreien Abend im Suffolk County General nahm er die Hochbahn zum Park Square und einen Bus nach Woodborough; es war ein wunderliches New-England-Fabriksdorf, das sich erst vor kurzem in einen sich ständig ausbreitenden und dicht bevölkerten Pendlervorort verwandelt hatte. Das Krankenhaus war gut, aber klein, die Arbeit kaum anregend – Schwellungen und Prellungen, Schrammen und Schnitte; der komplizierteste Fall, der ihm unterkam, war eine Colles-Fraktur im Handgelenk – aber finanziell war es wunderbar. Am folgenden Abend saß er im Bus nach Boston, als ihm plötzlich einfiel, daß er solvent war, und es erfüllte ihn fast mit Ehrfurcht. Natürlich war das Geld direkt aus seiner Haut geschnitten; er war sechzig Stunden lang nicht mehr im Bett gewesen – sechsunddreißig Stunden Dienst im Suffolk County General und anschließend weitere vierundzwanzig Stunden in Woodborough, aber das plötzliche Gefühl von Wohlstand war es wert. Als er in sein Zimmer im Krankenhaus zurückkehrte, schlief er acht Stunden durch und erwachte mit leerem Kopf, pelzigem Mund, aber – seltsamerweise – reich.
    Er absolvierte die Busfahrt nach Woodborough jedesmal, wenn er dienstfrei war. Als er immer erschöpfter wurde, gewöhnte er sich gierige kleine Nickerchen an – auf Krankentragen, im Ärztezimmer sitzend, einmal sogar an eine Korridorwand gelehnt, und er genoß die Augenblicke des Schlafs wie ein Kind, das an einer Kugel aus hartem Zuckerwerk lutscht.
    Er fühlte sich noch einsamer als gewöhnlich. Eines Nachts lag er auf seinem Bett und hörte Spurgeon Robinson auf

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