Die Knickerbocker Bande - 15 - Das Zombie-Schwert des Sultan
Augenblick. Bisher hatte sie noch kein Wort über Jussufs wahre Eltern erwähnt. Wußte es der Junge? Sie warf dem Ehepaar Alinak einen fragenden Blick zu und meinte vorsichtig: „Sagt Ihnen oder vielleicht auch Jussuf der Name Osman Murat etwas?“ Herr Alinak verstand sofort. „Natürlich, und wir haben Jussuf vor zwei Tagen alles erzählt. Die Ereignisse in unserem Haus haben auch alle mit Osman zu tun.“
„Wir haben Drohanrufe bekommen, als wir noch in Österreich gelebt haben“, erzählte Jussufs Mutter. „Jemand forderte die Herausgabe des Ringes, den Osman Murat uns anvertraut hat. Doch das ist nicht möglich. Er liegt in einem Banksafe verwahrt und wird uns erst an Jussufs 14. Geburtstag ausgehändigt.“
„Später wurde uns sogar Geld für Jussuf geboten. Ich verstehe bis heute nicht, was das für Menschen waren“, setzte Herr Alinak fort. „Wir haben große Angst um unseren Sohn bekommen und sind aus diesem Grund mit ihm und seiner Schwester in die Türkei zurückgekehrt. Onkel Mohammed hat uns dazu geraten. Allerdings ist Jussuf mit mir im Zug gereist. Meine Frau und die kleine Sermin haben das Flugzeug benutzt. Wir haben allen Nachbarn in Österreich gesagt, Jussuf würde bei Freunden in Tirol bleiben. Dadurch sollten die Menschen, die hinter ihm her waren, getäuscht werden, falls sie ihn suchten.“
„Doch seit zwei Wochen ist Sermin verschwunden. Sie hat an einem Nachmittag im Garten gespielt und ist nicht mehr zurückgekommen!“ Jussufs Mutter zog ein Taschentuch heraus und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Wurde Lösegeld für sie gefordert?“, erkundigte sich Lieselotte. Die Alinaks schüttelten die Köpfe.
Die Knickerbocker-Freunde sahen einander ratlos an. Ein Gefühl der völligen Hilflosigkeit machte sich in ihnen breit.
„Jussuf, wann ist dein 14. Geburtstag?“ fragte Lilo.
„Morgen“, antwortete der Junge leise.
Poppi und Dominik gähnten heftig. Sie waren unglaublich müde und wollten sich hinlegen. Die Familie Alinak schloß sich den Knickerbocker-Freunden an. Die Sorge um ihre Tochter hatte sie zermürbt.
Es war kurz nach ein Uhr in der Früh, als Lieselotte erwachte. Sie hatte entsetzlichen Durst. Die Luft im Zimmer war heiß und stickig und an weiterschlafen war nicht zu denken.
Das Mädchen glitt aus dem Bett und tappte bloßfüßig durch das Haus. In der Dunkelheit war es gar nicht so einfach, sich in dem weitläufigen Gebäude zurechtzufinden. Lilos Ziel war die Küche, wo sie sich etwas zu trinken beschaffen wollte. Nach einigem Suchen entdeckte sie die Treppe, die in den unteren Stock führte. Die Holzstufen knarrten bei jedem Schritt und verursachten dem Superhirn ein unbehagliches Gefühl.
Lieselotte wollte gerade den Fuß auf den letzten Treppenabsatz setzen, doch dann blieb sie wie eingefroren stehen. Sah sie Gespenster? War da nicht ein weißes Wesen durch die Halle gehuscht? Lilo rührte sich nicht vom Fleck und wartete. Im Vorraum blieb alles still.
Nun gab es zwei Möglichkeiten: Entweder Lilo machte kehrt und rannte zurück in ihr Bett, oder sie stürmte nach unten und sah nach, wer dort spukte.
Das Superhirn entschied sich für die zweite Möglichkeit.
Wenn der Sultan kommt
Lieselotte bremste sich ein. Sie beschloß, doch nicht in die Halle zu stürmen, sondern abzuwarten, was geschehen würde. Das Mädchen ging in die Hocke und spähte durch die Geländerstäbe. Zum Glück trug Lilo ein dunkelbraunes Nachthemd, das sie im dunklen Stiegenhaus fast unsichtbar machte.
Eine Tür wurde leise geöffnet und geschlossen, und gleich darauf huschte die weiße Gestalt wieder durch den Vorraum. Lilo biß sich auf die Lippe. Das war ein Mädchen. Ein kleines Mädchen, das eine Colaflasche an sich preßte und genau auf die Treppe zusteuerte. Wollte es herauf in den ersten Stock? War das vielleicht Sermin, die angeblich entführt worden war?
Nein, das Mädchen setzte seinen Fuß nicht auf die Stiegen. Es stellte sich vor die Holzverkleidung der Treppe und tastete mit der kleinen Hand über die Bretter. Lilo beugte sich ein wenig vor, um besser sehen zu können, was das „Gespenst“ da tat.
Ein leises Knirschen und Knacken ertönte. Das Superhirn hielt die Luft an. War das möglich? Das Mädchen verschwand durch die Wand. Es knirschte und knarrte noch einmal, und danach herrschte in der Halle wieder Stille. Ungeduldig wartete Lilo, bis einige Sekunden verstrichen waren, und hastete dann nach unten. Ratlos stand sie vor der Holzwand, die den
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