Die Knickerbocker Bande - 15 - Das Zombie-Schwert des Sultan
Lieselotte!“ rief das Mädchen in den Telefonhörer. Es saß auf dem Boden eines Hotelzimmers und war unglaublich froh, endlich eine Leitung nach Österreich bekommen zu haben. „Ich weiß, daß ich mich schon gestern abend hätte melden sollen“, sagte Lilo schuldbewußt, „Aber es war unmöglich. Die Telefonleitungen in dem Viertel der Stadt, in dem Jussuf lebt, sind alle gestört gewesen. Es geht uns gut. Sehr gut!“ Lieselotte mußte schlucken, da sie plötzlich einen dicken Kloß im Hals hatte. Auf dem Bett neben ihr schliefen Poppi und Dominik. Die beiden waren fix und fertig. Auch das Superhirn der Knickerbocker-Bande hatte kaum noch Kräfte, aber es wollte unbedingt seine Mutter beruhigen. „Bitte, ruf die Eltern von Dominik, Axel und Poppi an und bestell schöne Grüße. Wir haben eine wunderbare Zeit.“ Frau Schroll versprach diesen Auftrag auszuführen und atmete erleichtert auf. Sie war schon in großer Sorge gewesen.
Als Lieselotte den Hörer auflegte, rollten Tränen aus ihren Augen. Es war alles so schrecklich. Die Knickerbocker-Bande war auseinandergerissen worden. Das war noch nie zuvor passiert. Wo war Axel? Wie konnten sie ihm helfen?
Das Mädchen wischte sich über das Gesicht und preßte die Arme auf die Brust. Es fühlte sich so elend und einsam. Die drei Junior-Detektive waren mutterseelenallein in der Türkei. Unter der Telefonnummer, die ihr der Teppichhändler gegeben hatte, meldete sich niemand. Was sollten die Knickerbocker nun machen?
Drei Tage würde die Fahrt nach Istanbul dauern. Der Fahrer des Autobusses hatte von Joschguns Onkel Geld bekommen, um das Essen und die Hotelzimmer der drei Freunde zu bezahlen. Aber was sollten sie in der großen Stadt tun? Wäre es jetzt nicht klüger gewesen, die Wahrheit zu sagen, damit Axels Familie die Interpol einschalten konnte?
„Nein, wäre es nicht“, entschied das Mädchen schließlich. „Falls es uns gelingt, Jussuf zu finden, dann werden wir herauskriegen, wo Axel gefangen gehalten wird. Ich bin ein echter Knickerbocker und lasse niemals locker!“ Immer wieder und wieder sagte sich Lieselotte diesen Satz vor. Sie murmelte ihn sogar noch, als ihr schon längst die Augen zugefallen waren und sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank.
Pamukkale, das Baumwollschloß, stand am nächsten Tag auf dem Besichtigungsprogramm der englischen Touristengruppe. Pamukkale hatte allerdings weder etwas mit Baumwolle noch mit einem Schloß zu tun. Es handelte sich vielmehr um ein Naturwunder von unglaublicher Schönheit.
Warme Quellen plätscherten über terrassenartige Stufen aus schneeweißem Kalk. Das Wasser hatte den Kalk in tausenden von Jahren aus der Erde an die Oberfläche gebracht und hier wieder abgelagert. Dadurch waren die wolkenartigen, glänzend weißen Gebilde entstanden, die tatsächlich an Baumwollflocken erinnerten.
Staunend wateten die Knickerbocker-Freunde durch das warme Wasser der natürlichen Becken, die sich auf den Terrassen gebildet hatten. „Seht mal“, rief Poppi, bückte sich und hob etwas auf. Neugierig betrachteten es Lilo und Dominik. „Das ist ein Blatt, das vom Kalk ummantelt wurde“, stellte der Junge staunend fest. „Steck es vorsichtig ein und nimm es mit!“
Poppi verzog spöttisch den Mund. „Was hast du geglaubt, daß ich damit mache? Hast du gedacht, ich esse es auf?“ Dominik knurrte zum Spaß, weil sich Poppi über ihn lustig machte und begann das Mädchen mit Wasser zu bespritzen. Quietschend und johlend tobten die beiden herum.
Lieselotte entfernte sich ein wenig von ihnen. Sie war froh, daß die zwei abgelenkt waren. So konnte sie ungestört ihren Gedanken und Überlegungen nachgehen.
Wieder einmal hatte sie im Kopf eine Art Notizbuch aufgeschlagen, in das sie alles notierte: „Es gibt zahlreiche Fragen, auf die ich eine Antwort finden muß“, war das erste, was sie ‚eintrug’. „Wieso haben die Gauner gedacht, Axel wäre der echte Jussuf? Wer hat sie auf diese Idee gebracht? Dieser verrückte Kara Mustafa wollte Axel sogar selbst entführen, ein Zeichen dafür, daß ihm sehr viel an dem Jungen liegt.“
Lilo stapfte weiter durch das warme Wasser und ließ ihren Blick über das strahlende Weiß des Steines gleiten. „Wer hat die Bombe in das Flugzeug geschmuggelt?“ Diese Frage beschäftigte das Mädchen am meisten. „Und wer sollte dadurch getötet werden? Axel? Oder vielleicht...“
Lilo war ein wichtiger Gedanke gekommen. „Oder Kara Mustafa. Er sollte doch eigentlich
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