Die Knickerbocker Bande 16 - SOS vom Geisterschiff
Ärmel wurde auf den Handlauf gelegt und tastete sich nach oben. Für eine Sekunde blitzte ein heller Haarschopf auf.
Lieselotte preßte die Augen zu, als könnte sie nicht glauben, daß sie recht gesehen hatte. „Du“, wisperte sie, „das ist Fräulein Hegemann. Sie hat doch auch blondes, eigentlich schon fast weißes Haar.“ Axel wollte seiner Freundin nicht glauben und beugte sich weit vor. Er schaffte es, einen Blick auf den Eindringling zu werfen, und mußte Lilo recht geben. Das war tatsächlich Fräulein Hegemann.
Hastig liefen die Knickerbocker zu ihr und schilderten ihr Problem. Die sonst so strenge und penible Erzieherin blickte fast die ganze Zeit an Axel und Lieselotte vorbei. Sie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein.
Die Lippen fest aufeinandergepreßt, nickte sie nur von Zeit zu Zeit und gab höchstens ein: „Tststs!“ von sich. Interessiert schien sie am Problem des Mädchens nicht zu sein.
„Weckt den Portier, er soll den Arzt rufen“, meinte sie nur.
Axel verstand die Welt nicht mehr. Tagsüber war Fräulein Hegemann eine Glucke, die die Jungendlichen keine Sekunde lang aus den Augen ließ. Was war in sie gefahren? Wieso kümmerte sie sich jetzt nicht um sie? Und aus welchem Grund war sie durch ein Fenster eingestiegen?
Was ist ein Vifzack?
Der Arzt machte ein überaus besorgtes Gesicht. Die Lähmung von Lilos Hand bereitete ihm großes Kopfzerbrechen, da er keine Erklärung dafür finden konnte. Deshalb schlug er vor, das Mädchen in ein Krankenhaus einzuliefern.
„Bitte nicht“, protestierte Lieselotte, die nun allein in einem Zimmer lag. „Können wir... damit nicht noch... ein bißchen warten?“
Der Arzt packte seine Sachen zusammen und meinte: „Du hast recht. Vor allem brauchst du jetzt Ruhe. Ich komme morgen zu Mittag und werde wieder nach dir sehen. Bis dahin bleibst du aber im Bett. Der Wettbewerb ist für dich gestrichen.“ Nachdem sich der Doktor verabschiedet hatte, trat er auf den Gang hinaus, wo Fräulein Hegemann schon auf ihn gewartet hatte. Ihr Gesicht wirkte blaß und ihr Haar strähnig. Trotz ihrer Übelkeit war Lieselotte das sofort aufgefallen.
„Ich bin ein wenig ratlos“, gestand der Arzt, „aber wir können hoffen, daß es sich nur um eine psychische Überlastung handelt. In Streßsituationen - und dieses Quiz bedeutet für die Teilnehmer Hochspannung - kommen diese Symptome vor“, hörte Lilo den Doktor zur Erzieherin sagen. Obwohl sich ihr Magen immer wieder zusammenkrampfte und ihre Hand sich weiter gefühllos und wie ein Schwamm anfühlte, schlief sie bald ein.
„Sie sollten die Hunde in der Nacht nie in den Zwinger sperren“, meinte Axel zur gleichen Zeit zum Portier. „Es treiben sich sehr viele finstere Gestalten herum.“
„Nun übertreib nicht, Junge“, meinte der freundliche Mann. „Fräulein Hegemann wird ihren Schlüssel vergessen haben, und um mich nicht zu wecken, hat sie den Weg durch das Fenster genommen. Sie ist zwar eine schräge Schraube, aber keine finstere Gestalt’! Aber wenn du ruhiger schläfst, werde ich Riffraff, Mango, Reimbein und Hector hinauslassen. Durch den Zaun, der das Gelände umgibt, können sie ohnehin nicht fort!“ Axel dankte dafür und wußte, daß er nun bedeutend besser schlummern würde.
Der nächste Tag - es war der Freitag - brachte bereits die letzte Vorrunde von „Superhirn“. Danach würden die vier Erstplazierten feststehen, die zum Abschluß am Sonntag in der großen Schlußrunde gegeneinander antreten sollten.
Lieselotte lag in ihrem Bett und starrte wütend zur Decke. Ihre Knickerbocker-Freunde hatten sie bereits alle besucht und zu trösten versucht. Für das echte Superhirn war der Wettbewerb gelaufen. Da sie in der letzten Runde nicht dabei war, schied sie aus. Nun hatte nur noch Poppi die Möglichkeit, die Reise für die Bande zu gewinnen.
„Was ist bloß mit mir los?“ überlegte Lilo immer wieder. Sie tastete prüfend über ihre Hand, die sich noch immer geschwollen und irgendwie tot anfühlte. He, was war das? Wer hatte das Mädchen am Arm so zerkratzt? Außerdem entdeckte Lieselotte eine Bißspur. Das konnte nur Lollo gewesen sein, als sie mit ihm herumgetollt war. Ob ihre Krankheit damit zusammenhing? Sie mußte heute unbedingt Gelegenheit finden, um mit dem Arzt unter vier Augen zu reden.
„Wir haben eine gute und eine schlechte Neuigkeit für dich“, meldeten Axel, Poppi und Dominik zu Mittag. „Fangt mit der schlechten an“, entschied ihre
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