Die Knickerbocker Bande 17 - Die Rache der roten Mumie
mit Nilschlamm verputzten Häusern war eng. Stella hatte Mühe voranzukommen.
Sie stemmte die Hand auf die Hupe und versuchte auf diese Art, Mensch und Tier zur Seite zu scheuchen. Obwohl es erst kurz nach sechs Uhr in der Früh war, herrschte auf der Straße bereits reges Treiben.
Entsetzt beobachteten die Knickerbocker-Freunde, daß der schwarze Mercedes nun ebenfalls um die Ecke bog. „Flach hinlegen! Preßt euch auf den Boden!“ befahl Stella.
Wieder peitschte ein Schuß durch die Luft. Die Forscherin erschrak so sehr, daß sie für einen Moment die Kontrolle über das Steuer verlor und in ein mächtiges, bauchiges Tongefäß fuhr, das auf einem Dreibein vor einer der Hütten stand. Es zerbrach, und ein mächtiger Wasserschwall ergoß sich daraus auf die Straße. Stella hatte sich sofort wieder gefaßt und trat fest auf das Gaspedal. Die Räder drehten durch und schleuderten Matsch nach hinten. Ein Blick in den Rückspiegel ließ die Frau für ein paar Sekunden aufatmen. „Volltreffer!“ meldete sie. Das Wasser, das sich sofort mit dem Straßenstaub vermischt hatte, war genau auf der Windschutzscheibe des Mercedes gelandet.
Stella kurvte geschickt zwischen Eseln und Händlern weiter, und der Abstand zwischen dem Verfolger und dem Jeep wurde größer.
Plötzlich knallte es, und ein dunkler Körper landete auf der Kühlerhaube von Stellas Auto. Die Knickerbocker schrien auf und schlugen die Arme schützend über die Köpfe. Vor Schreck sprang Stella auf die Bremse und würgte den Motor ab. Die schwarze Gestalt rutschte über das Blech und landete auf dem Boden.
„Eine Ziege“, keuchte die Archäologin. „Das war eine Ziege!“ Axel spähte nach draußen und sah, wie das Tier laut meckernd flüchtete. Es humpelte leicht, schien aber sonst unverletzt. „Wieso kann die von oben herunterfallen?“ fragte er. Stella antwortete nicht, weil sie mit dem Lenken viel zu beschäftigt war. Doch der Junge entdeckte die Lösung des Problems selbst. Auf den strohgedeckten Häusern standen zahlreiche Ziegen und weideten. Sie fraßen den Hausbesitzern das Dach über dem Kopf weg.
Bald hatte der rote Jeep die niederen, einfachen Hütten hinter sich gelassen. Die Straßen wurden breiter und die Häuser höher. Stella war mit der Knickerbocker-Bande in der Stadt Kairo angelangt. Alte Gebäude, bereits verfallene Neubauten, Moscheen, Minarette, Hotels und Bürohäuser aus Glas und Beton – hier stand alles nebeneinander. Der Verkehr war dicht und die Fahrweise der Ägypter atemberaubend.
Erleichtert atmete die Wissenschaftlerin auf. „Wir sind unseren Verfolger los!“ seufzte sie. „Ich bringe euch nun in ein Hotel, damit ihr euch ein wenig ausruhen könnt, und verständige Frau Klingmeier und den Professor.“
„Und die Polizei!“ fügte Lilo hinzu. Weil eine Ampel Rot zeigte, hatte Stella gehalten. Als sie nun wieder losfahren wollte, blickte sie mehr zufällig nach links. Ein siedendheißer Blitz durchzuckte sie. Der schwarze Mercedes war wieder da. Samy, der halbnackt im Wagen saß, richtete die Pistole auf sie. Stella sprang abermals auf das Gaspedal, sodaß der Jeep wie ein Springbock nach vorne hüpfte. Keine Sekunde zu früh, denn hinter ihnen knallte schon der Schuß. Wie eine Rennfahrerin lenkte die Forscherin das Auto durch das Verkehrsgewühl.
Plötzlich setzte ein heftiges Trommeln ein. Es war, als würde jemand einen Sack trockener Erbsen auf den Jeep leeren. „Regen! Es regnet!“ jubelte Stella. Die Junior-Detektive konnten ihre Freude nicht verstehen. Lieselotte spähte vorsichtig beim hinteren Fenster hinaus und staunte. Ein schwerer Wolkenbruch ging über der Stadt nieder. In dicken, schweren Tropfen fiel das Wasser vom Himmel und überschwemmte die Straße. Es rann nur schlecht ab und blieb zwei Finger hoch stehen. Viele alte, klapprige Fahrzeuge hatten augenblicklich mitten auf der Fahrbahn angehalten. Der schwarze Mercedes war dadurch eingekeilt und konnte nicht weiter. Samy, nur mit Unterhose und T-Shirt bekleidet, war aus dem Wagen gesprungen und beschimpfte die Fahrer rund um sich. Doch es nützte ihm nichts.
Stella hatte mehr Glück. Auch vor ihr standen zahlreiche Wagen, doch glücklicherweise schaffte sie es trotzdem, zwischen den abgestellten Autos voranzukommen und den Verfolger endgültig abzuschütteln. „Die meisten Taxis haben abgefahrene, glatte Reifen, und weil die Fahrbahn im Regen zur Rutschbahn wird, bleiben sie sofort stehen. Allerdings ist Regen in Kairo etwas sehr
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