Die Knickerbocker Bande 17 - Die Rache der roten Mumie
bestimmt nicht aus der Zeit der Pharaonen stammten, hausten Menschen. Es schien sich um die Ärmsten der Armen zu handeln, die nirgendwo sonst eine Bleibe gefunden hatten.
Die Fahrt endete vor einem kleinen, grauen Haus. „Ein Mausoleum!“ fiel Lieselotte ein. „Das ist das Grabmal eines wohlhabenden Mannes. Allerdings ist es schon lange nicht gepflegt worden.«
Der Fahrer ging um die schwarze Limousine und riß die Türen auf. Er scheuchte die drei Junior-Detektive heraus und fuchtelte mit dem Messer vor ihren Gesichtern herum. „Geben Sie das weg, sonst schneiden Sie sich am Ende noch!“ zischte Lieselotte. Ihr Mut verflog allerdings augenblicklich, als sie mit ihren Knickerbocker-Kumpels das Mausoleum betrat. Der Deckel der Gruft stand offen, und eine Leiter ragte heraus. Der Fahrer des Mercedes gab ihnen ein Zeichen hinabzusteigen. Widerstrebend und mit pochenden Herzen folgten die drei dem Befehl.
Der Raum darunter war so groß wie ein mittleres Wohnzimmer und wurde von flackernden Öllampen erhellt. Eine Holztüre, die aus groben Latten zusammengenagelt worden war, öffnete sich quietschend und knarrend. Ein dicker Mann mit nur noch wenigen, grauen Haaren auf dem Kopf trat dahinter hervor. Er grinste verschmitzt und deutete mit dem Zeigefinger, daß die Knickerbocker näherkommen sollten. Zögernd folgten Lilo, Poppi und Dominik seiner Aufforderung. Sie blieben dicht beisammen, und Poppi schob ihre Hand in die von Lieselotte.
Der dicke Mann verströmte einen eigentümlich süßlichen, stinkenden Geruch. Sein Anzug hatte schon bessere Zeiten gesehen. Noch immer grinsend streckte der ‚Gruftherr’ seine schmierige Hand nach Lilos Gesicht aus. Er packte sie von unten an den Wangen und drehte ihren Kopf hin und her. Das Mädchen schüttelte seine ekelige Hand ab und schrie: „Was wollen Sie? Was soll das? Wieso sind wir hierhergebracht worden?“
Wieder öffnete sich die Tür, und eine Frau betrat den unterirdischen Raum. „Weil ich euch an Farouk verkauft habe“, sagte sie und wurde von einem spöttischen Lachen geschüttelt. „Frau Doktor Schell... Sie?“ japste Poppi. „Helfen Sie uns! Bitte!“
Die Wissenschaftlerin blickte die Knickerbocker verachtend an. „Euch helfen? Euch, die ihr wißt, daß ich den Schmuck gestohlen habe? Niemals! Ihr habt doch mich verdächtigt, oder?“
„Ja!“ sagte Lilo hart. „Ja, das haben wir. Dominik hat nämlich erkannt, daß Sie trotz ihres Alters eine mädchenhafte Figur haben. Auf einen schnellen Blick könnte man Sie für jung halten, obwohl Sie bestimmt schon an die sechzig sind.“
„Neunundvierzig! Ich bin erst neunundvierzig!“ brüllte sie die Archäologin an. Dominik und Poppi schwitzten am ganzen Körper. Lilo schaffte es nur mit Mühe und Not, ihre Kaltschnäuzigkeit zu bewahren. „Sie wollten mir den Diebstahl in die Schuhe schieben, falls Sie jemand beobachtete. Deshalb haben Sie ihr blondes Haar schnell zu Zöpfen geflochten. Sie waren es auch, die den Schmuck im Jeep versteckt hat, nicht wahr?“
Die Frau mit der gespannten und unnatürlich glatten Gesichtshaut spazierte langsam um die drei Freunde. „Richtig, Fräulein Siebenschlau. Aber ich habe euren Freund damals auch geseh...“ Sie stockte und blickte sich suchend um. „Wo ist er? Wo ist der Junge?“ brüllte sie. „Axel ist nicht eingestiegen. Er hat Ihren Trick durchschaut und wird nun dafür sorgen, daß alle erfahren, wie lang Ihre Finger sind. Sie haben davon geredet, daß die Ruhe der Pharaonen nicht gestört werden soll. Dabei bestehlen Sie die Toten.“
„Samy!“ keuchte Dr. Schell. Der Fahrer des Mercedes kam in die Gruft geklettert. „Samy, holen Sie den Jungen. Sonst war alles umsonst.“ Der Araber nickte und stieg wieder in die Höhe.
Bisher hatte der dicke Mann stumm das Geschehen verfolgt. Nun wurde er ungeduldig. Er fragte Dr. Schell etwas auf arabisch, worauf diese ihm in seiner Sprache antwortete und nickte. Der Mann packte Lieselotte daraufhin am Arm und zog sie zu sich. „Loslassen!“ schrie das Mädchen und schlug dem Mann ins Gesicht. Dieser verdrehte ihr daraufhin den Arm, sodaß sie vor Schmerz zu Boden sank.
Das mumienhafte Gesicht von Dr. Schell wurde zu einem widerlichen Grinsen verzogen. „Sind euch die vielen Krüppel in den Straßen von Kairo aufgefallen? Sie betteln am erfolgreichsten von allen. Wer kann sein Herz schon einem Blinden, einem Mann ohne Beine oder einem Mädchen ohne Arme verschließen? Fast alle Krüppel gehören zu
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