Die Knickerbocker Bande 17 - Die Rache der roten Mumie
nicht allein. Da war eine zweite Stimme. Wieder polterte es. Jemand hatte fest auf einen Tisch oder ein Kästchen geschlagen. Lilo nahm allen Mut zusammen und öffnete die Tür einen winzigen Spalt. Licht fiel ihr entgegen, und sie schloß geblendet die Augen.
„Hi... Hilfe... Hilfe!“ hörte sie den Professor keuchen. Lieselotte stieß die Tür auf und sprang in das Nebenzimmer. In der gleichen Sekunde schlug die Zimmertür zu. Professor Karlof lag rücklings auf dem Bett und hatte die Hände an den Hals gelegt. Lilo stürzte an ihm vorbei zur Zimmertür, riß sie auf und blickte hinaus auf den Gang. Stille. Draußen herrschte absolute Stille.
Axel hatte sich zum Professor gebeugt und half ihm, sich aufzurichten. „Was ist los? Was ist geschehen?“ fragte er aufgeregt. „Sollen wir den Portier anrufen?“
Professor Karlof winkte ab. „Sie hat mich... fast erwürgt!“ japste er und rieb sich seinen Hals. „Wer hat Sie gewürgt?“ wollte Lilo wissen. „Die Rote Mumie!“ erwiderte Professor Karlof. „Es hat an meiner Tür geklopft... Ich habe nichts-ahnend geöffnet und wurde sofort zurückgedrängt. Die Rote Mumie – genau wie ihr sie beschrieben habt – sie war hier und hat mich fast totgewürgt.“
Schlaftrunken steckten nun auch Poppi und Dominik ihre Köpfe ins Zimmer des Wissenschaftlers. „Was ist denn hier?“ wollten sie erfahren.
„Kinder, geht wieder schlafen... es ist alles... in Ordnung“, keuchte Professor Karlof. Doch so leicht wurde er die Junior-Detektive nicht los. „Herr Professor, wieso hat die Mumie Sie heimgesucht?“ forschte Lilo weiter. „Ich wette, Sie kennen den Grund. Sagen Sie ihn bitte, damit nicht noch mehr Schreckliches geschieht.“
Der Archäologe nickte. Er taumelte ins Badezimmer, wo die Knickerbocker Wasser rinnen hörten. Als er zurückkam, sagte er zu den vier Freunden: „Es ist besser, ich schenke euch reinen Wein ein. Ich bekomme nämlich langsam aber sicher den Eindruck, daß Hameds Verdacht stimmen könnte. Diese Rote Mumie kann etwas mit einer Grabräuber-Bande zu tun haben. Allerdings verstehe ich nicht, woher die Banditen von dem Schlüssel des Al Katok wissen.“
„Schlüssel des Al Katok? Was soll das sein?“ Dominik blickte den Professor fragend an. „Was ich euch nun mitteile, ist streng vertraulich. Ich sage es euch, damit ihr es wißt, falls mir etwas zustößt. Bei euch wird nämlich niemand das Geheimnis vermuten, und ihr könnt dafür sorgen, daß das ägyptische Museum davon erfährt. Zur Zeit kann ich das Museum aber nicht davon unterrichten, da ich auch dort Verräter vermute.“ Die Junior-Detektive machten betretene und fragende Gesichter. „Zum Glück seid ihr gekommen und habt die Mumie vertrieben. Sonst hätte sie ihn vielleicht in ihre Hände bekommen“, erklärte der Professor. Er kniete sich auf den Boden und fischte mit dem Arm unter sein Bett. Offenbar hatte er dort etwas am Bettgestell versteckt. Stöhnend erhob sich der bullige Mann und streckte der Knickerbocker-Bande einen Metallstab entgegen. Das obere Ende war zu einer Schlinge verbogen, in der ein taubeneigroßer, gelber, durchscheinender Edelstein eingesetzt war. „Diesen Schlüssel besitze ich bereits viele Jahre lang“, erzählte der Professor. „Ich war damals, als ich ihn erstanden habe, sehr jung und Assistent eines anderen Archäologen. Ein Beduinenfürst hat ihn mir geschenkt, als ich ihn vor einem Krokodil gerettet habe.“ Axel unterbrach kurz, weil er eine Frage hatte: „Was ist ein Beduine?“ wollte er wissen.
„Beduinen sind ein Wandervolk, das durch die Wüste zieht“, erklärte ihm der Professor. „Der Mann, von dem ich berichte, wollte mit dem Boot über den Nil fahren, ist dabei aber mit einem anderen Boot, in dem ich mich befand, zusammengestoßen und ins Wasser geschleudert worden. Ein Krokodil wollte ihn anfallen, doch ich konnte es durch einen Schlag auf den Kopf mit einer Ruderstange vertreiben und ihm so das Leben retten. Zum Dank erhielt ich den Schlüssel und eine Papyrusrolle.“ Dominik betrachtete nachdenklich die Metallstange und fragte dann: „Was hat dieses Ding mit einem Schlüssel zu tun?“
Der Professor hob die buschigen, schwarzen Augenbrauen und drehte sein kantiges Gesicht zu dem Jungen. „Das würde ich auch gerne wissen. Aber ich stehe kurz vor der Entdeckung des Geheimnisses. Bisher konnte ich folgendes herausfinden: Al Katok war ein Pharao, der für sich in der Wüste eine Pyramide errichten hat lassen. Sie ist
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