Die Knickerbocker Bande 23 - Die Drachen-Dschunke
gehörte. Das war ein Einbrecher.
Poppi packte die Schulter, die neben ihr lag, und rüttelte sie. „Was . laß . was soll das?“ knurrte Axel verschlafen und schüttelte sie ab. „Axel, wach auf! Bitte, wach auf! Es hat gerade jemand in unser Zimmer geschaut. Er geht jetzt weiter, aber ich habe Angst. Angst!“ hauchte Poppi. Müde richtete sich der Junge auf und rieb sich die Augen. „Was ist?“ Poppi wiederholte, was sie gerade gesagt hatte, und machte dann: „Pssst ... horch!“ Tap-tap-tap! Jetzt hatte der Junge die Schritte auch gehört. Er robbte auf allen vieren zur Schiebetür und schob seine Finger zwischen Türstock und Tür. Vorsichtig preßte er die dicke Holzplatte zur Seite, bis er seinen Kopf in den Gang strecken konnte. Dabei blieb er aber immer auf dem Boden, denn selbst wenn er ein Geräusch verursachen würde, keiner käme auf die Idee, dort hinunter zu blicken.
Axel schob seinen Kopf hinaus und schaute in die Dunkelheit. Der Gang führte in den Raum, in dem die geschnitzten Löwen standen. Dort hatte der Eindringling eine Taschenlampe angeknipst und ließ ihren Lichtstrahl über die Wände streichen. Ein wenig Licht fiel auch auf ihn. Es war genug, um zu erkennen, mit wem es die Knickerbocker zu tun hatten. Der Zwerg! Das war der Zwerg!
Axel robbte zurück und weckte Dominik und Lieselotte. Im Telegrammstil schilderte er ihnen, was Poppi und er entdeckt hatten. „Es ist klar, wen der Zwerg sucht: Li! Er will ihr bestimmt etwas antun“, flüsterte er. „Er will sie zum Schweigen bringen.“ Die anderen gaben ihm recht und begannen vor Anspannung zu zittern. Sie wußten dummerweise weder, wo Li noch, wo Kwan-Ling schliefen.
„Es bleibt nur eines übrig. Wir verfolgen den Zwerg und überwältigen ihn“, schlug Axel vor. Begeistert war von dieser Idee allerdings keiner. Sie wußten, wie gefährlich der kleine Mann war. „Es bleibt nichts anderes übrig. Vielleicht finden wir auf dem Weg Hilfe . also Unterstützung und Verstärkung“, meinte der Junge. „Und wer zu feig ist, der kann auch hier warten.“ Aber das wollte niemand. Allein zurückbleiben, nein, danke!
Die vier Knickerbocker sahen wie eine Karawane von Spitzmäusen aus, als sie auf allen vieren aus dem Zimmer krabbelten. Einer kroch hinter dem anderen und hielt sich zur Sicherheit an seinem Hosenbund fest. Sie wollten einander nicht verlieren. So lange es möglich war, wollten sie auf dem Boden bleiben, weil sie sich dort sicherer fühlten. Sie erreichten schnell den Raum, in dem sich früher der Jadedrache befunden hatte. Der Zwerg war aber bereits weitergegangen, doch wohin? Vor dem Drachenzimmer befand sich eine kleine Kammer, von der drei verschiedene Gänge abzweigten. Sollten sie sich aufteilen? „In diesem Gänge-Wirrwarr verirrt sich jeder böse Geist“, versuchte Dominik zu scherzen, aber der Witz kam nicht an.
Während die Bande überlegte, bewegte sich etwas in dem Drachenzimmer. Poppi hörte ein Geräusch und drehte den Kopf nach hinten. Nein, es war nichts. Ihre Augen hatten sich soweit an die Dunkelheit gewöhnt, daß sie zumindest Schatten wahrnehmen konnten. In dem Raum befanden sich nur die Löwen und die Säule.
Ein Löwe, ein zweiter Löwe und .
Poppi stockte das Blut. Sie konnte nicht mehr atmen. Da war ein dritter Löwe. Und dieser Löwe bewegte sich. Er hatte Beine und begann zu marschieren. Tap-tap-tap! Er kam genau auf sie zu und kicherte dabei teuflisch.
Unter dem Eis
Poppi brachte vor Schreck kein Wort heraus. Das einzige, was sie schaffte, war, sich aufzurichten und die anderen zu schubsen und zu drängen. „He, was soll denn das? Hör auf!“ protestierte Lieselotte. Doch da hörte auch sie das Kichern und drehte sich um.
Der Zwerg! Er stand hinter ihnen und machte jede Flucht zurück in ihr Zimmer unmöglich. Die beiden Mädchen starrten den Gnom wie ein Weltwunder an. Er wirkte auch diesmal wieder wie ein erwachsener Mann, der beim Baden auf die Hälfte geschrumpft war. Der Zwerg trug einen Frack, ein weißes Hemd, weiße Handschuhe und weiße Schuhe. Auf dem Kopf hatte er eine Melone, an die er jetzt zur „Begrüßung“ höflich tippte. Mit einer schnellen Handbewegung holte er ein Blasrohr aus der Tasche und setzte es an den Mund. Die vordere Öffnung richtete er genau auf die Mädchen. „Nicht!“ stieß Lieselotte hervor. Jetzt erst wurden auch die beiden Jungen aufmerksam. Doch es war für alles zu spät. Der kleine Mann pustete nicht, deutete der Bande aber voranzugehen. Er
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