Die Knickerbocker Bande 23 - Die Drachen-Dschunke
gestört und das Erdbeben ausgelöst werden konnte.
Poppi rannte an dem fassungslosen Herrn von Kellermann vorbei auf einen Tropfstein zu, auf dem ein grüner, länglicher Drache stand. Der Jadedrache. Das war er. Es gab keinen Zweifel.
Das Mädchen schnappte ihn, steckte ihn unter seine Jacke und stürmte zu seinen Freunden zurück. „Weg . wir haben ihn. Jetzt kann der Wahnsinn nicht mehr in Gang gesetzt werden. Weg!“ schrie es und wollte die Rampe wieder nach oben laufen. Aber Poppis Schuhe glitten ab. Es war, als stünde sie auf einer Rolltreppe, die sich abwärts bewegte, sie jedoch wollte nach oben laufen.
Nun kam auch wieder Leben in Pingpong. Er stürzte sich auf das Mädchen und riß es zurück. Er zog den Jadedrachen unter ihrem Pullover hervor und brachte ihn zu seinem Herrn zurück.
„Nicht. Tun Sie das nicht ... bitte nicht!“ flehten die Knickerbocker. „Bitte, denken Sie an die Menschen!“
„Haltet die Klappe!“ fuhr sie Erasmus von Kellermann an. „Pingpong, laß sie schlafen.“ Der Zwerg zog sofort sein Blasrohr heraus und setzte es an den Mund. Ohne über die Folgen nachzudenken, hechtete Axel zu ihm und umschlang seine Beine. Der Gnom fiel rücklings zu Boden und prallte mit dem Kopf gegen einen Stein. Bewußtlos blieb er liegen.
„Nicht, Herr Kellermann! Nicht! Tun Sie das nicht!“ brüllten die Knickerbocker aus Leibeskräften, als sie sahen, daß der Mann eine kleine Elfenbein-Drachenfigur auf einen der abgeschnittenen Tropfsteine setzte. Es war nur noch ein Stein frei. Und auf den gehörte der Jadedrache.
Pingpong hatte ihn vor seinem Sturz noch abgestellt, um das Blasrohr zu zücken. Axel erkannte die Chance und griff danach. In der nächsten Sekunde traf ihn der Stiefel des Mannes mit voller Wucht in den Bauch. Der Junge krümmte sich vor Schmerz und stöhnte laut.
Herrn von Kellermann schien das nicht zu kümmern. Seine Hände zitterten vor Aufregung, als er den Jadedrachen langsam auf den weißen Stift sinken ließ, der aus dem letzten freien Tropfstein ragte.
Die Folge war unbeschreiblich. In der bisher so stillen Höhle erhob sich ein seltsamer Lärm. Es war ein Grummeln und Grollen. Der Boden bebte, und Sand und kleine Steine fielen von der Decke herab. Die Knickerbocker schützten ihre Köpfe mit den Armen und schrien vor Entsetzen laut auf.
Herr von Kellermann lachte nur. Es war ein schauriges, bösartiges, höhnisches und triumphierendes Gelächter. „Uns kann nichts geschehen!“ grölte er. „Aber in Peking wackeln jetzt die Häuser. Ich habe die Stadt in meinen Händen. Ich werde .!“
Was er sonst noch würde, erfuhren die Freunde nicht mehr, denn der Mann stieß einen entsetzten Schrei aus, der sofort wieder abriß. Fast gleichzeitig verebbte das Grollen, und der Boden wurde wieder ruhig.
Es wurde still. Nichts rührte sich mehr. Absolute Stille.
Was war geschehen?
Poppi und Axel hoben fast gleichzeitig die Köpfe. In der Höhle schwebten Staubwolken. Die meisten der Lampen waren umgefallen und strahlten nun kreuz und quer in alle Richtungen. Die Tropfsteine waren in gespenstisches Licht getaucht.
Aber Erasmus von Kellermann war verschwunden. Er war fort! Dafür klaffte im Boden der Höhle ein kreisrundes Loch.
Die Entdeckung des Jahrzehnts
„Hilfe ... bitte ... schnell ... ich ... ich ... schnell .!“ hörten die Knickerbocker eine Stimme wimmern. Axel, bei dem die Schmerzen ein wenig nachgelassen hatten, sah sich um. Nicht einmal zwei Schritte von ihm entfernt befand sich nun ein rundes Loch mit mindestens drei Metern Durchmesser. Am Rand sah er zwei vom Staub völlig graue Hände, die sich verzweifelt festklammerten, aber langsam abrutschten. „Schnell, er stürzt sonst ab!“ keuchte der Junge und deutete auf die Hände. Wie die Wiesel zischten die vier Freunde zu dem Loch und packten die Arme des Mannes, der mit den Beinen über einem Abgrund hing. Herrn von Kellermanns Finger versagten den Dienst, und er ließ los. „Packen Sie unsere Arme!“ schrie Axel. Zum Glück hatte der Mann dazu noch Kraft und hing nun im sogenannten Turnergriff an den Knickerbocker-Freunden. Gemeinsam schafften sie es, ihn nach oben zu zerren, bis sein Oberkörper auf dem Boden der Höhle lag und er sich das letzte Stück mit eigener Kraft hinaufkämpfen konnte.
Lieselotte nahm einen der Handscheinwerfer und leuchtete in das Loch hinunter. Es war unglaublich. Im Boden hatte sich eine Steinplatte abgesenkt und war an einer seitlichen Achse weggeschwenkt. Darunter
Weitere Kostenlose Bücher